Witten. .

Es ist nur einige Monate her, da sprachen alle von Krise: Von Abwrackprämie, Rettungsschirmen und düsteren Aussichten. Auf dem Ausbildungsmarkt hat sich diese Stimmung überraschenderweise nicht durchgeschlagen.

Kurz vor dem Start des Ausbildungsjahres sind zwar noch 546 Wittener ohne Lehrstellle, aber dies sind vier Prozent weniger als 2009.

„Der Ausbildungsmarkt ist nicht durch die Krise gekennzeichnet“, sagt Ulrich Brauer, Sprecher der Agentur für Arbeit in Hagen. Denn den noch unversorgten Jugendlichen stünden immerhin 399 freie Lehrstellen in Witten gegenüber, 2167 freie Stellen hätten Unternehmen im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis der Agentur für Arbeit gemeldet. Auch dies sei ein Anstieg von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Freie Stellen gebe es vor allem in den Jobs Metallverformer, Schlosser, Elektriker, Tischler, Maschinisten, Kaufleute und Bürofach- und Hilfskräfte. Die jungen Wittener, die noch eine Stelle suchen, würden gerne in den Berufen Mechaniker, Elektriker, Maler und Lackierer und Gesundheitsdienstleistung arbeiten.

Unbesetzte Ausbildungsstellen meldet auch die Kreishandwerkerschaft Ennepe auf ihrer Homepage. In Witten sucht u.a. eine Bäckerei eine/n angehende/n Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk (Voraussetzung: Hauptschulabschluss), drei Elektrounternehmen Elektriker in spe (Fachoberschulreife) und zwei andere Firmen würden gerne Anlagenmechaniker einstellen (Fachoberschulreife).

60 Prozent der insgesamt 800 Betriebe, die in der Kreishandwerkerschaft-Ennepe organisiert sind, bildeten aus, sagt Frank Nordmann, der sich für die Kammer um die betriebswirtschaftliche Beratung der Unternehmen und die Einrichtung von Lehrstellen kümmert. „Ein recht konstanter Wert.“

Weil in vielen Berufen die Anforderungen durch Technisierung und Computerisierung rasant gesteigen seien – gerade auch im klassischen Männer-Lieblingsberuf KFZ-Mechatroniker – gebe es seit kurzem eine „Ausbildung light“, so Nordmann. Die jungen Leute könnten sich zwei Jahre lang zum Servicemechaniker ausbilden lassen. Sie hätten dann ihren Gesellenbrief und könnten im Anschluss noch die weitere Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker „draufsatteln“. Die ersten Absolventen hätten im letzten Jahr ihre Prüfung absolviert, alle hätten weitergemacht. Solche „Light“-Modelle würden sich auch in anderen Bereichen durchsetzen, so Nordmann.

Optimistisch sieht auch Ute Dreher, Geschäftsführerin der Karrierewerkstatt, ins neue Ausbildungsjahr. Die Karrierewerkstatt bildet für die DEW und etwa 60 weitere Verbundpartner in Witten, Hagen und Siegen junge Menschen aus. Im August starten 129 neue Azubis, der Großteil arbeitet in Witten. Dazu gehören auch acht junge Leute, die Schwierigkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt hatten. Zwölf weitere Stellen seien beantragt, so Dreher.

Noch Anfang des Jahres hätten viele Verbundpartner bei einer Umfrage zur Einstellungssituation signalisiert, dass sie in diesem Jahr nicht ausbilden wollen. „Es sah so aus, dass der Ausbildungsmarkt um 30 Prozent einbricht“, so die Karrierewerkstatt-Chefin. Doch seit die Krisenstimmung einem gewissen Optimismus gewichen ist, habe sich die Situation geändert, „so dass wir auf das gleiche Verbundausbildungsvolumen wie 2008 kommen“.