Witten. .
Der lange Zeit als vermisst gemeldete Wittener Metzgermeister Michael Kreitz ist nach einem Klinikaufenthalt in seinen Betrieb zurückgekehrt.
Sieben Wochen war Michael Kreitz (49) spurlos verschwunden - von Mitte März bis Anfang Mai, eine quälend lange Zeit vor allem für seine Frau Patricia. Nun ist der Herbeder Fleischermeister wieder zuhause, hat einen sechswöchigen Aufenthalt in der Psychiatrie hinter sich und die Arbeit im Betrieb an der Meesmannstraße aufgenommen. Am Anfang, als der Verschollene nach Hause zurückkehrte, „war er wie ein Fremder“, erinnert sich seine Frau.
Das ist fast zweieinhalb Monate her. Am 3. Mai wurde Michael Kreitz, der am 16. März am frühen Nachmittag in Herbede verschwand, schwer verletzt in Dresden aufgefunden. Er soll sich mehrere Messerstiche selbst zugefügt haben. Bis Mitte Mai blieb er in einem Krankenhaus in Dresden, bevor er nach Witten zurückkehrte und eine Klinik in Hattingen aufsuchte. Nun, seit dem 21. Juli, ist er „wieder voll dabei“, wie seine Frau sagt, arbeitet wieder im Betrieb mit. „Mir geht’s gut“, erklärte Michael Kreitz am Montag in einem Telefonat mit unserer Zeitung. „Es ist alles so weit wieder im Lot.“ Er müsse sich nun Gedanken machen, „was da so passiert ist“. Bisher habe er nur bruchstückhafte Erinnerungen.
Das bestätigt seine Frau. Bis heute weiß sie nicht, warum Michael Kreitz an jenem Dienstagnachmittag, als er nur mal eben zur Bank wollte, spurlos verschwunden ist. „Es hat peng gemacht, ich war weg und weiß auch nicht, wie ich da (gemeint ist Dresden, Anm. d. Red ) angekommen bin. Ich wollte nur meine Ruhe“, habe ihr Mann später erzählt. Immer wieder fielen ihm jetzt neue Einzelheiten ein, oftmals Kleinigkeiten, anderes habe er offenbar vergessen.
„Er wusste zum Beispiel nicht mehr, dass wir vorher in Urlaub waren“, sagt Patricia Kreitz. „Er weiß aber, dass er am Tag seines Verschwindens nicht fahren konnte, weil unser Bulli von einem schwarzen Auto zugeparkt wurde.“ Sie will bis heute nicht glauben, dass ihr Mann einfach abgehauen sein könnte. Hätte er sonst, als man ihn fand, „als Erstes gesagt, er wolle nach Hause“? Dass er sie liebe, dass sie sein großer Halt sei - immer wieder habe er dies beteuert.
Wo und wie Michael Kreitz die sieben Wochen zugebracht hat, wissen bis heute weder seine Frau noch die Polizei. „Er weiß selbst nicht, wo er war“, sagt sie. Anfangs habe er erzählt, er hätte im Wald geschlafen und Flaschen gesammelt. Die Ärzte rieten, ihn nicht zu bedrängen. Wenn die Zeit gekommen sei, werde er sich ganz erinnern und es erzählen - „oder es kommt nicht oder nur kleckerweise“.
Nach seiner Rückkehr habe sie anfangs einen gebrochenen Mann erlebt, sagt Patricia Kreitz, der zuhause, aber doch irgendwie fremd war. Er konnte sich nicht an Kleiderstücke erinnern, „an tausend Sachen, die Stück für Stück zurückkommen“. Jetzt sei er manchmal wieder wie früher, wie jener Michael Kreitz, der zu Scherzen aufgelegt ist. „Es gibt aber auch Momente, wo er sehr nachdenklich ist.“
Gesundheitlich gehe es ihm wieder deutlich besser, er müsse aber noch ein paar Kilos zulegen. Die quälend langen Wochen, in denen er verschwunden war, haben bis heute ihre Spuren auch im Umfeld der Familie hinterlassen. Patricia Kreitz: „Wir wissen nun, wer unsere wahren Freunde sind.“ Wobei die Reaktionen im „Dorf“ super gewesen seien. „Es freuen sich alle für uns, dass er wieder da ist.“ Jetzt sei das Wichtigste, dass der normale Alltag wieder einkehre, „dass man die Sache abschließen kann“. Doch dazu müsse man wissen, was denn wirklich passiert sei.
Ob sie Angst habe, dass ihr Mann wieder verschwindet, wenn er mal eben aus dem Haus geht, in die Filiale in der Stadt fährt? „Nein“, sagt Patricia Kreitz, „im Moment nicht. Ich glaub’, zweimal passiert einem das nicht im Leben.“