Witten. .

Das Restaurant „Zur alten Tür“ in Vormholz besteht seit 135 Jahren. Günter und Gustav Woesthoff führen es in vierter Generation, Mutter Hannelore erzählt Geschichten aus alten Zeiten.

Die Uhren scheinen ein wenig langsamer zu ticken, hier am Rande des Vormholzer Waldes. Pferde und Schafe grasen auf den Weiden, bis auf das Zwitschern der Vögel ist es ruhig. In dieser Idylle liegt das Restaurant „Zur alten Tür“, ein Familienbetrieb, der in vierter Generation geführt wird.

Rustikale Holzmöbel und geblümte Tischdecken bestimmen das Bild, die Gäste trinken lieber Pils als Latte Macchiato. Günter Woesthoff steht hinter der Theke oder backt die Kuchen, sein Bruder Gustav ist als gelernter Koch für das Essen zuständig. Schnitzel gibt es und Steak - gutbürgerliche Küche eben. 1978 haben die Brüder den Betrieb übernommen, den schon ihr Urgroßvater gegründet hatte.

1875 begann die Geschichte des Gasthofs - und zwar mit einem Unglück. „Das alte Fachwerkhaus ist gleich nach der Eröffnung abgebrannt“, erzählt Günter Woesthoff. „Nur die Tür haben sie gerettet.“ Die wurde dann später im Neubau eingesetzt, das Gasthaus hatte einen Namen. Kühe gab es damals, auch Gänse, Hühner und Schweine. „Das waren Selbstversorger, die Wirtschaft lief nur nebenbei“, sagt der 51-Jährige. Die Gäste kamen auf ein Bier oder einen Schnaps vorbei, dazu gab’s selbst gemachte Butterbrote.

Erst Enkelsohn Wilhelm Woesthoff und seine Frau Hannelore - die Eltern von Günter und Gustav - bauten dann die Speisekarte aus. „Wir haben Schinkenplatten und Würstchen gemacht“, erinnert sich die 82-jährige Hannelore. Bis zum Alter von 70 Jahren stand sie selbst noch jeden Tag hinter dem Tresen. „Da war es immer sehr lustig“, berichtet sie. „Das ging bis morgens um vier oder fünf - und um zehn haben die nächsten schon wieder angeklopft“ - eine anstrengende, aber gute Zeit, sei das gewesen. Auch Günter Woesthoff half von klein auf mit: „Ich hab’ schon mit acht Jahren das Bier rumgebracht.“

Vor allem Bergleute waren es, die nach ihrer Schicht auf einer der umliegenden Zechen vorbeikamen. „Die haben gerne mal ein Schnäpsken getrunken“, erzählt Hannelore Woesthoff. „Ganz schwarz saßen sie hier und haben Karten gespielt.“ Zum Duschen blieb vor dem Kneipenbesuch keine Zeit.

Heute kämen nicht mehr so viele Stammkunden, und getrunken werde auch weniger, sagt die 82-Jährige. „Es ist nichts mehr los an der Theke.“ Stattdessen kehren viele Wanderer in der „Alten Tür“ ein.

Auch wenn Hannelore Woesthoff nach einer Herzoperation nicht mehr mitarbeiten kann, ist sie jeden Tag im Restaurant zu finden. Ihren festen Platz hat die Hausherrin am Tisch hinten links in der Ecke. „Ich unterhalte die Gäste“, sagt sie schmunzelnd, „auch wenn ich sie nicht mehr alle kenne.“

Von den alten Zeiten zeugen übrigens noch zwei Plumpsklos im Anbau. Vom ursprünglichen Fachwerkhaus ist inzwischen nichts mehr übrig, auch die alte Tür, nach der das Gasthaus benannt wurde, gibt es nicht mehr: Sie ist schon zum dritten Mal ausgewechselt worden.