Witten. .

Wenn Christiane Schlieker-Erdmann so zurückdenkt, dann hatte die Natur immer schon eine ganz besondere Bedeutung für sie.

Während des Kunststudiums malte sie realistische Landschaftsbilder, später abstrakte Arbeiten vom Entstehen und Werden. Die Natur ist für sie Inspiration und Kraftquelle zugleich.

Würde der Sommer nicht gerade ein Päuschen machen, hätten wir uns nicht in Christiane Schlieker-Erdmanns Atelier in Heven getroffen, sondern in der Natur. Im Lottental vielleicht. Hauptsache, es ist grün und ruhig drumherum. Denn Ruhe ist wichtig für die Künstlerin, um zu sich selbst zu kommen. Dann kann auch die Kreativität fließen.

Und so ist Urlaub für Christiane Schlieker-Erdmann immer gleichzeitig Tankstelle für die Kunst und fürs Ich. Als ihre vier Kinder noch klein waren, fuhr die Familie oft nach Schweden. „Wir hatten da ein kleines Haus mit Plumpsklo“, erzählt die 55-Jährige schmunzelnd. Die Kinder konnten in der Natur frei herumtollen und sie selbst hatte die Möglichkeit, weit weg von stressigen Alltag auch mal alleine loszuzuziehen, sich an den See, zwischen Felsen oder auf eine Wiese zu setzen und zu malen. „Ferien ist für mich die Möglichkeit, bei mir anzukommen.“

In ihrem Atelier gibt es noch viele Zeugnisse dieser Zeit – ein „Schwedenbuch“ zum Beispiel mit Bildern, die vor Farben strotzen, die an tiefe Seen und satte Wiesen erinnern. Es waren übrigens ihre Kinder, die sie nach dem Studium zu der Papierkunst inspirierten, die jetzt ihre Arbeit prägen. „Ich habe beobachtet, wie unvoreingenommen sie mit Farben und Papier umgehen. Sie malen, zerknüllen das Papier und bemalen es wieder.“ Dieses Zerstören und Neuschöpfen, wie es auch in der Natur vorkommt, faszinierte Christiane Schlieker-Erdmann.

Und so wandte sie sich von den realistischen Aquarellen und Zeichnungen ab und experimentierte mit Papier. Sie schafft Objekte, indem sie das Papier zerreißt und neu zusammenfügt. Diese Kunstwerke sind so leicht, dass schon ein Windhauch sie bewegt, und so wandelbar, dass sie bei jeder Ausstellung anders aussehen.

Wie die Natur eben. Wie Blätter im Wind. Und wo verwundert es nicht, dass Christiane Schlieker-Erdmann die Natur sogar „mitmalen“ lässt: In einer Arbeit haben Regentropfen die Farben zerlaufen lassen. Dieses Jahr geht’s für ihren Mann und sie nach Holland. Zum Malen, sagt sie, werde sie wohl nur wenig kommen. Diesmal gehe es ums Tanzen. Natürlich unter freiem Himmel.