Björn Frauendienst liebt Schottland. Das ist im Wohnzimmer seiner Altbauwohnung unübersehbar.

An der Wand hängt ein großer Schwarz-Weiß-Druck: Edinburgh Castle – 1888. Über den Computerbildschirm flimmert das satte Grün der Highlands als Bildschirmschoner. Aus dem Regal schaut Frauenschwarm Mel Gibson als „Braveheart” unwiderstehlich von einem Cover. Rundherum Bücher über Schottland. So richtig schottisch wird's aber erst, wenn der studierte Geograph zu seinem Lieblings-Instrument greift, der Great Highland Bagpipe – dem Dudelsack.

Die Erinnerungen an den ersten Kontakt mit der Dudelsackmusik ist heute nur noch schemenhaft vorhanden. „Meine Eltern erzählen immer, dass ich als kleiner Junge während eines Urlaubs auf Guernsey schon ganz fasziniert der Dudelsackband zugehört habe”, erzählt Björn Frauendienst. Danach ruhte die Leidenschaft aber zunächst. Die Schule musste absolviert werden. Er spielt auch Akkordeon und Basketball. Letzteres drängt sich bei 200 Zentimetern Körpergröße geradezu auf. Auf privaten und Studienreisen nach Schottland wird das Gefühl für den Dudelsack dann wieder neu geweckt.

„Ich bin oft in Schottland”, erzählt der 25-Jährige. Unter anderem auch am College of Piping in Glasgow – einer renommierten Schule für Dudelsackspiel. Vor etwa sechs Jahren kommt ihm die Erkenntnis, dass er allein nicht mehr viel weiterkommen würde. Er schließt sich einer Band in Herten an. Ein halbes Jahr später kauft er den ersten eigenen Dudelsack. Ein Einsteigermodell für etwa 800 Euro. Heute spielt er ein Modell, das ein Vielfaches wert ist. Echte Handarbeit einer kleiner Werkstatt aus Perth.

Vor eineinhalb Jahren schließt sich Björn Frauendienst der Kölner Band „Rhine Power” an. 45 Menschen aus Deutschland, den Niederlanden und Schottland spielen unter der Leitung eines Pipemajors in dieser Band. Frauen und Männer. Dazu gehört auch die einheitliche Band-Garderobe. Das grau-schwarze Muster des Kilts mit den dünnen blauen Streifen ist einzigartig und wurde eigens in Schottland gewebt. Dazu die schwarze Jacke mit den silbernen Knöpfen, darunter eine Weste und die dunkelblaue Krawatte mit dem Club-Logo. Vor dem Bauch die graue Felltasche. Die grauen Socken – in der rechten steckt traditionell ein Dolch – gehören ebenso dazu wie die schwarzen, über dem Knöchel geschnürten Schuhe. Und die Glendarry, die Mütze.

Und dann greift Björn Frauendienst zum Instrument, klemmt den Sack zwischen Arm und Körper, bläst in das Mundstück, setzt die Finger auf die Spielflöte mit den neun Löchern (Chanter) und spielt ein Stück an. Die Drones, die drei großen schwarzen Pfeifen, erzeugen den typischen Unterton. Und die Nachbarn? „Mit denen komme ich gut klar. Als ich noch bei meinen Eltern in einem Neubau wohnte, musste ich in der Garage spielen.”

Fahrt nach Südkorea

Zwei besondere Musiker-Erlebnisse stehen für Björn Frauendienst und Rhine Power in diesem Jahr noch an.

Vom 23. bis 27. Juli geht es zum „The Gathering 2009” nach Edingburgh, wo Rhine Power als erste deutsche Band im Holyrood Park spielen darf. Vom 7. bis 16. September geht es zu den Delphischen Spielen, der Olympiade der Künstler und Musiker, auf die Insel Jeju (Südkorea). Weitere Info: www.rhine-power.de

Mit „Rhinepower” hat er im letzten Karneval 15 Auftritte, steht viermal mit den Bläck Föös auf der Bühne. Auch mit André Rieu hat die Band schon gespielt. Björn Frauendienst ist mit seinem Instrument auch solo unterwegs. Auf privaten Feiern. „Amazing Grace” oder „Highland Cathedral” als Hochzeitsmarsch oder Geburtstagsständchen.

Für den einen ist es reine Musik. Andere empfinden es als langweilig und monoton. „Man kann die Dudelsackmusik lieben oder hassen. Dazwischen gibt es nichts”, sagt Björn Frauendienst.

Keine Frage, wo er steht.