Mit großer Mehrheit hat sich der Rat gegen einen Discounter am Ruhrdeich/Ecke Mühlengraben ausgesprochen. Damit dürften die Pläne eines Architekten gestorben sein, dort einen Supermarkt zusammen mit einem großen Café zu errichten.

Mit großer Mehrheit hat sich der Rat gegen einen Discounter am Ruhrdeich/Ecke Mühlengraben ausgesprochen. Damit dürften die Pläne eines Architekten gestorben sein, dort einen Supermarkt zusammen mit einem großen Café zu errichten.

Ausdrücklich betonten Politik und Verwaltung, dass sie Gastronomie an dieser Stelle begrüßen würden. Der Kontakt für das geplante Café sei sogar durch die Stadt zustande gekommen, erklärte Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke. Allerdings hatte er Bedenken gegen die „bauliche Ausformung”. Er meinte den „ortsfremden Kolonialstil” der bundesweit vertretenen Kette Café del Sol.

Nicht aber das Café, sondern der vom Investor ins Auge gefasste Aldimarkt war Stein des Anstoßes. Einzelhandel an dieser städtebaulich so wichtigen Stelle wäre „für den Ortseingang nicht förderlich”, betonte Bradtke. Noch viel kritischer sieht er die Folgen für Bommern. Der Handel auf der grünen Wiese hätte erhebliche negative Auswirkungen auf Bommern und die Wittener Innenstadt, meinte der Dezernent.

Die vom Rat nun beschlossene Veränderungssperre verhindert für zwei Jahre eine unerwünschte Nutzung dieses Areals, das an der Nähe zur Ruhr liegt und dem gerade für die Freizeitwirtschaft hohe Bedeutung zugemessen wird. Man solle jetzt nicht allein auf einen Investoren warten, sondern zusammen nach Lösungen suchen, sagte Bradtke. Entsprechende Versuche seien in den letzten zweieinhalb Jahren gescheitert. An den Eigentümer appellierte er, über seine Renditeerwartungen nachzudenken. Seine Bodenpreisvorstellungen lägen weit über dem Akzeptablen. Neben Restaurants, Kneipen und Cafés könnte sich Bradtke auch „Kinderspiel in einer Halle” , Kletterwelten, eine gläserne Produktion wie ein Brauhaus oder Indoor-Sportveranstaltungen an dieser Stelle vorstellen.

Von der Politik erhielt der Stadtbaurat überwiegend Zustimmung. CDU-Fraktionschef Klaus Noske sieht die Veränderungssperre zwar sehr kritisch und wünscht sich – anders als seinerzeit beim Wickmann-Gelände – denn auch keine Verlängerung. Noske betonte auch, überhaupt keine Einwände gegen das geplante Cafe del Sol zu haben. „Wir sind froh über jeden, der Geld in die Hand nimmt.”

Zusammen mit einem Discounter sieht seine Fraktion allerdings die Pläne für eine „Neue Mitte” in Bommern in Gefahr. Am Bommerfelder Ring sind ein neuer Aldi und Edeka geplant. Mit der Zustimmung zur Veränderungssperre wolle man der Stadt die Möglichkeit geben, neu zu verhandeln. Sonst wären die Pläne des Investors eins zu eins umgesetzt werden müssen.

Mit „zentrenschädlichen Auswirkungen” begründete auch Dr. Uwe Rath von der SPD das Nein seiner Fraktion zu einem Discounter am Ruhrdeich. Nicht nur das Projekt in Bommern wäre gefährdet, meinte seine Partei. Sie befürchtet auch mehr Störungen durch zunehmenden Verkehr zwischen Bommern und der City. Der Mühlengraben sei ein wirkliches Tor zur Innenstadt und für den Übergang von Bommern ins Zentrum. Dieses Tor solle entsprechend für Freizeit genutzt werden.

Die Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG) folgte ebenfalls dem Beschlussvorschlag der Verwaltung. An diesem „direktesten Weg zur Ruhr” würden die Interessen der Innenstadt durch einen Discounter stark berührt, sagte Fraktionschef Thomas Karpowicz. „Ich möchte die Planung für die Insel (Ruhrdeich) unterstützen.” Hier könnten Gebäude wie die Villa Lohmann und andere zu einem vernünftigen Ensemble zusammengefügt werden.

Birgit Legel-Wood von den Grünen erinnerte an Masterplan 1, Flächennutzungsplan und Planungswerkstätten. Wenn man diese ehemaligen Beschlüsse ernst nehme, sei eine Veränderungssperre nur konsequent. „Es kann nicht sein, dass ein Investor zu 50 Prozent alte Beschlüsse aushöhlt”, erklärte sie.

Nur die „Mitte Witten” um den ehemaligen FDP-Chef Wolfgang Lippert stimmte für die Pläne des Investors. Stadtplanung dürfe keinen Einfluss auf die Wettbewerbssituation nehmen. Lippert warnte davor, dass nach einer Verlagerung von „Teppichland” aufs Wickmann-Gelände in Annen alte Gebäude am Ruhrdeich verfallen und ein ähnliches Schicksal wie das seit Jahren leer stehende alte Rathaus in Herbede nehmen könnten. Der in Bommern geplante Vollsortimenter sei im Übrigen ein ganz anderer, viel größerer Laden als der Discounter, der am Ruhrdeich geplant sei.

Die FDP enthielt sich. Sie warnte vor der negativen Wirkung, die von einer Veränderungssperre auf potenzielle Investoren ausgehe. Stadtbaurat Bradtke betonte, ein solches Instrument sei nicht „per se investorenfeindlich”. Es diene auch dazu, Investoren an anderer Stelle – etwa in Heven, Stockum oder Bommern – zu schützen und ihnen eine Perspektive zu geben. Allerdings sei dieses Werkzeug keines, „das uns Freude macht”. Deshalb gehe die Stadt damit auch erst „am letzten Tag der ersten Runde” in die Politik.

Rat lehnt Discounter am Ruhrdeich ab

Der Mühlengraben beim Teppichland an der Ruhrstraße am 05.05.2009 in Witten
Der Mühlengraben beim Teppichland an der Ruhrstraße am 05.05.2009 in Witten © WAZ
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