Witten .

„Im Idealfall wäre der 1. Juli der Stichtag, an dem Galladé an uns übergehen würde“, sagte Christian Uhe, der gestern bei dem gebeutelten Automobilzulieferer vor Ort war.

Die Familie Uhe ist Eigentümer der KMS Gesenkschmiede in Solingen.

„Wir wollen Galladé auch nicht ausschlachten, wie von einigen Mitarbeitern befürchtet“, unterstreicht Christian Uhe, der in Bochum wohnt. Der Betrieb solle vor Ort erhalten bleiben, „denn die Produktpalette ist eine gute Ergänzung zu unserer im Bereich Massivumformung“, so Uhe. Was sie für die Übernahme bezahlen würden, darüber sei Stillschweigen vereinbart worden.

Er und seine Mitarbeiter seien in den letzten Wochen viel herumgefahren, um bei den teils langjährigen Kunden des Traditionsbetriebes Galladé zu erfahren, welchen Stellenwert die Firma heute habe. Trotz aller Turbulenzen der letzten Zeit hätten die Kunden bestätigt, dass sie unterm Strich gute Erfahrungen mit dem Autozulieferer gemacht hätten.

Deshalb sieht Christian Uhe gute Chancen, dass sich die Umsätze wieder erholten, die im Jahr 2008 noch bei 30 Millionen Euro lagen und dann dramatisch auf zuletzt etwa fünf bis sechs Millionen eingebrochen waren. Bei der derzeitigen Lage sei es aber wirtschaftlich nur vertretbar, etwa 40 Mitarbeiter zu übernehmen. Vor der Insolvenzeröffnung im Oktober 2009 waren noch 240 Mitarbeiter bei der Firma Galladé an der Straße Im Esch beschäftigt.

„Wir hoffen aber, etwa Ende 2011 die Hälfte der Belegschaft hier wiederzusehen“, macht Christian Uhe denjenigen Hoffnung, die derzeit nicht übernommen werden sollen. „Sie sollen dann vorrangig eingestellt werden, weil sie die Arbeitsabläufe kennen“, unterstreicht er.

Dass im Vertrag festgeschrieben werde, dass Ex-Mitarbeiter vorrangig eingestellt würden, darauf will Frank Ellerkamp, Betriebsratsvorsitzender bei Galladé, pochen. Die Übernahme-Verhandlungen steckten ja noch in den Anfängen und es würde sicher nicht leicht: „Uns ist bekannt, dass fast alle Mitarbeiter auf Wiedereinstellung klagen“, so Ellerkamp. Und weiter: „Schließlich ist es ihr demokratisches Recht, überprüfen zu lassen, ob die Auswahl der Mitarbeiter richtig ist.“

Vielleicht vier oder fünf Mitarbeiter könnten außerhalb der Sozialauswahl ausgewählt werden, weil es einige Funktionen gebe, die im Betrieb unersetzbar seien, so Ellerkamp, „aber ansonsten werden wir darauf pochen, dass die Sozialauswahl eingehalten wird.“ Bei einer Sozialauswahl gibt es ein Punkteschema, bei dem zum Beispiel die Betriebszugehörigkeit, Lebensalter, Familienstand, Kinderzahl oder eine mögliche Schwerbehinderung einfließen. Auch Gehaltseinschnitte würde man, wenn gefordert, nur bedingt hinnehmen. Dazu werde am heutigen Dienstag ein Gespräch mit dem ersten Bevollmächtigten der IG Metall Witten, Manfed Müller, stattfinden. „Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren bereits erheblichen Verzicht geleistet. Wir arbeiten nicht zu jedem Preis“, so Ellerkamp. Die Mitarbeiter vor Ort seien bereits ab Mittwoch, dem 16. Juni, informiert worden, dass der Investor Uhe einsteigen wolle. In den nächsten Tagen solle eine Betriebsversammlung, auch für die freigestellten Mitarbeiter stattfinden, um sie auf den neuesten Stand zu bringen, so Ellerkamp.

Von den Galladé-Mitarbeitern, die unsere Zeitung gestern Mittag am Werkstor befragen wollte, wollte sich keiner äußern. Am Wochenende habe sich übrigens ein weiterer potenzieller Investor beim Betriebsrat gemeldet, so Ellerkamp. Wer das sei, darüber wollte der Betriebsratsvorsitzende keine Auskunft geben.