Aus dem Schaufenster grinsen proppere Engel und Schneemänner in das graue Annen. Ihnen ist es gleichgültig, dass sie nun die letzten Überreste einer Ära sind: Quelle macht dicht und für Shop-Betreiberin Monika Bennack bricht eine Welt zusammen.

18 Jahre lang war sie die Quelle-Agentin von Witten. Nun hat der Abverkauf begonnen.

30 Prozent Rabatt gibt es im Laden auf Privileg-Geräte und Anziehsachen. „Man ist erstaunt, wie viele Leute noch Technik kaufen”, sagt Bennack. Die Großgeräte seien fast abverkauft, nur noch einige Kleingeräte seien da. „Die Kunden haben jahrzehntelang gute Erfahrungen mit den Sachen gemacht.” Bei der Kleidung sei hingegen noch eine Menge da.

Mal stürmen die Leute ihr kleines Geschäft, mal stehen sich Bennack und ihre Mitarbeiterin Renate Janoschka die Beine in den Bauch. Da sind die Seniorinnen, die mit dem Internet nichts am Hut haben und im letzten Quelle-Katalog noch nach Brauchbarem suchen. Da sind die Schnäppchenjäger, denen es egal ist, dass ein Traditionsunternehmen stirbt. Und da ist Frau Bennack, mittendrin, mit kleinen Kosten, die sich zu einem Sorgenberg türmen, der sie nicht mehr schlafen lässt. An manchen Tagen verlässt die 59-Jährige der Mut.

Andere Tage sind gut. Monika Bennack hat Kontakt mit anderen Versandfirmen aufgenommen, Strickware und Socken verkauft sie, Otto-Sachen kann man nun bei ihr bestellen und auch Ware von Neckermann. Die Ironie der Geschichte: Bis Neckermann von Arcandor verkauft wurde, hatte sie deren Sortiment schon einmal im Programm, danach durfte sie nicht mehr wegen der „Konkurrenzklausel”. „Und nun kann ich wieder um genau diese Kunden werben.”

Die Konkurrenzklausel, die alle Quelle-Agenten unterschreiben mussten, hat Monika Bennack über die Jahre völlig abhängig von dem nun insolventen Versandhandel gemacht. Sie tauscht sich mit anderen Shop-Betreibern aus in Internet-Chats, „aber helfen können wir uns gegenseitig ja auch nicht.” Nun gilt es, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien und schwarze Zahlen zu schreiben. „Seit einem halben Jahr schieße ich zu.”

Dringend wartet Bennack auf weitere Neckermann- und Otto-Kataloge, damit sie keine Kunden mehr wegschicken muss, die danach fragen. Sie hat Kontakt zu Schwab, Baur und Mode & Preis aufgenommen. Dann hat sie noch ihren GLS-Paketshop und die Weltbild-Annahmestelle.

„Quelle war unsere Existenz”, sagt die gelernte Diätköchin. Nun muss sie sich eine neue aufbauen aus den Scherben der alten. Sie hat sich den Stichtag 31. Dezember gesetzt. Danach wird sie sich entscheiden. „Wenn es nicht geht, werde ich aufhören. Aber das ist der letzte Weg.”