Witten. In Witten hat sich eine „Initiative gegen das Mietnomadentum" gebildet. Der Zusammenschluss von bislang sieben Eigentümern will zahlungsunwillige Mieter auf eine schwarze Liste setzen. Auch Politik und Job-Agentur wollen die Mitglieder stärker in die Pflicht nehmen.
Oft genug guckten Hausbesitzer in die Röhre, erklärt Dr. Carsten Rensinghoff, der die Initiative mit sechs anderen Eigentümern aus der Taufe hob. Die Zahlungsmoral sei immer schlechter geworden. Rensinghoff spricht von Mietausfällen zum Teil im vierstelligen Bereich. Häufig blieben Vermieter auch auf Kosten einer Räumungsklage sitzen.
Rensinghoff berichtet in eigener Sache von einer Mieterin, die nicht ein einziges Mal gezahlt habe. Als es ihm im Oktober endlich gelungen sei, sie vor der die Tür zu setzen, habe sie ihm zehn Monatsmieten geschuldet. „Das Geld krieg' ich nie”, sagt er. Die säumige Zahlerin hebe „drei Finger” und sei damit aus dem Schneider. Der Gerichtsvollzieher habe für das Herausklagen noch einmal über 3000 Euro verlangt, so Rensinghoff. Zum Glück habe er eine entsprechende Versicherung bei „Haus & Grund” abgeschlossen, die zumindest diese Kosten übernehme.
Job-Agentur soll direkt an den Vermieter überweisen
Die neue Initiative will auch die Stadt und Kommunalpolitik stärker in die Pflicht nehmen. So solle die Job-Agentur die Miete nicht direkt an ihre Klienten auszahlen, sondern direkt dem Vermieter überweisen. Das könne man zwar heute schon im Mietvertrag festhalten, werde aber nicht immer so gehandhabt.
Die Initiative will „das Mietnomadentum bereits im Ansatz bekämpfen”. Ausdrücklich wird betont, dass nur jene Mieter auf einer schwarzen Liste landen sollen, die„ einfach nicht zahlen wollen. Redliche Mieter, die unverschuldet vorübergehend in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, haben nach unserem Modell nichts zu befürchten”.
Mieterverein beschäftigt sich eher mit "Vermieternomaden"
Datenschutzrechtliche Bedenken gegen eine solche Liste, die es in Hagen schon gebe, hegt Rensinghoff nicht. Die Namen würden außerhalb der Initiative nicht weitergegeben, „das machen wir Hausbesitzer unter uns aus”. Für den Mieterverein Witten und Umgebung ist das Thema nicht akut. „Wir beschäftigen uns eher mit Vermieternomaden, etwa großen Gesellschaften, die Wohnungen kaufen und schnellen Profit machen wollen”, sagt Sprecher Martin Halberstadt. Was er von schwarzen Listen halte? Es sei ein bisschen problematisch, nach welchen Kriterien sie erstellt würden. Man müsse aufpassen, aus der Tatsache einiger sicherlich bedauernswerter Mietausfälle gleich einen allgemeinen Trend abzuleiten.
Auch was Direktüberweisungen von Behörden an Vermieter angehe, habe der Mieterverein einen anderen Blickwinkel, sagt Halberstadt. So gebe es Vermieter, die darauf spezialisiert seien, „nicht so tollen Wohnraum” an Hartz-IV-Empfänger zu vermieten, bei der Kaltmiete aber bis an die Obergrenze gingen.