Witten. Im Juni steht sie wieder an, die Prüfung der Uni Witten/Herdecke durch den Wissenschaftsrat. Seit der letzten Prüfung 2005 hat die Hochschule viel verändert. Die Ausbildung der Mediziner erhält einen neuen Schwerpunkt und auch in die Forschung wurde viel investiert.

Ausgerechnet das Herzstück der Uni Witten/Herdecke wurde bei der letzten Prüfung des Wissenschaftsrats heftig kritisiert: Die Medizin weise „erhebliche inhaltliche und strukturelle Schwächen in Lehre und Forschung” auf, hieß es 2005. Am 1. Juni nimmt der Wissenschaftsrat die erste deutsche private Hochschule erneut unter die Lupe – doch das Leitungsteam fühlt sich gut aufgestellt.

„Wir haben einen Hausaufgabenplan, den wir Punkt für Punkt abarbeiten”, sagt der wissenschaftliche Geschäftsführer, Privatdozent Dr. Martin Butzlaff. Einige Forderungen des Wissenschaftsrats hätten die Uni zu harter, aber sinnvoller Arbeit veranlasst, „aber die Uni darf ihr besonderes Profil nicht verlieren”.

Zu den Hausaufgaben, die bereits erledigt wurden, gehörte die Verständigung auf einen neuen Schwerpunkt in der Medizin: In der „Integrativen personalisierten Gesundheitsversorgung” gehe es vor allem um die Frage, wie eine persönliche Diagnostik und Therapie den individuellen Bedingungen jedes Patienten Rechnung tragen kann. Beispiele dafür seien, dass ältere Patienten oft niedrigere Medikamentendosierungen benötigten als jüngere oder dass die komplexe Betreuung eines schwerkranken Demenzpatienten das Wissen von Ärzten genauso wie von Pflegexperten benötige. Die zweite Forderung des Wissenschaftsrates war der Ausbau der Forschung: „Die Uni hat massiv investiert – bis an die Grenzen des Möglichen”, erklärt Butzlaff. Mit allen noch bis zum Jahresende erfolgenden Berufungen werden dann 25 Professoren und Lehrstuhlinhaber in der Medizin der UWH tätig sein. Ganz neue Lehrstühle wurden u.a. in der Allgemeinmedizin, der Kinderpalliativmedizin und in der Bildungsforschung für Gesundheitsberufe geschaffen.

Bei ihren Kooperationspartnern für die klinische Ausbildung der Studierenden konzentriert sich die Uni jetzt auf zwei Kliniken: im Helios-Klinikum Wuppertal sind neun klinische Lehrstühle der Universität angesiedelt, im städtischen Klinikum Köln-Merheim sind es sechs. Hinzu kommen kleinere Häuser wie das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke oder die Vestische Kinderklinik in Datteln mit ein bzw. zwei Lehrstühlen.

Letzter und aktueller Punkt ist die Zusammenführung der Humanmedizin, der Pflegewissenschaften und der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zu einer gemeinsamen Fakultät. „Es ist ausgesprochen erfreulich, wie zupackend sich die beteiligten Fakultäten mit ihren Professoren, Studierenden und Mitarbeitern auf diese Aufgabe zubewegen”, so Butzlaff. Mit einer übergreifenden Fakultät für Gesundheit und dem dort gebündelten interdisziplinären Wissen sei die Uni viel besser in der Lage, den Herausforderungen des Gesundheitssystems in Lehre und Forschung zu begegnen.

Besonders stolz ist Butzlaff auf seine Studenten: So schlössen bespielsweise die Wittener Humanmediziner bei den Staatsexamen stets überdurchschnittlich gut ab. Und das, obwohl bei den Auswahlverfahren vor allem die Persönlichkeit im Mittelpunkt stehe, und nicht automatisch die besten Abiturienten ausgewählt würden.