Witten. Der Rücktritt von Margot Käßmann als EKD-Vorsitzende und Landesbischöfin auf Lebenszeit wird bei der evangelischen Kirche in Witten allgemein bedauert, aber auch als Ausdruck ihrer stets konsequenten Haltung gesehen.
„Was sie getan hat, ist stimmig mit ihrer Person”, sagt der stellvertretende Superintendent und Pfarrer in Bommern, Jürgen Krüger. „Ich bedauere den Schritt sehr, denn ich habe Frau Käßmann sehr geschätzt. Ich hätte mich gefreut, sie länger an dieser Stelle zu haben.”
Zwar seien ihm die Umstände, die zu der Alkoholfahrt geführt haben, nicht bekannt, „aber es wäre kräfteüberschreitend für sie gewesen, weiterzumachen. Dieser Schritt passt zu ihrer Persönlichkeit, ich hätte mir kaum etwas anderes vorstellen können.” In den Augen von Jürgen Krüger verdiene sie auf jeden Fall die Chance zu einem Neubeginn: „Es ist evangelische Theologie, dass Fehler, die zugegeben und bereut werden, auch verziehen werden.” Sie habe eine Entscheidung getroffen, „die ich hochgradig respektiere.”
Konsequent und ehrenhaft
So sieht es auch der Annener Pfarrer Claus Humbert. „Ihr Rücktritt ist konsequent und ehrenhaft. Es ist ein Riesenverlust für die evangelische Kirche, dass sie zurückgetreten ist.” Humbert unterstrich die hohe Kompetenz der zurückgetretenen EKD-Vorsitzenden. „An einer Stelle hat sie eine menschliche Schwäche gehabt. Vielen anderen hätte man das - gegebenenfalls mit geballter Faust in der Tasche - nachgesehen, vielleicht auch ihr.” Ihm sei es jedoch auf Grund ihrer Persönlichkeit und ihres scharfen protestantischen Profils klar gewesen, dass sie nur zurücktreten könne: „Für diese Bischöfin gab es keinen anderen Weg.”
Aus seiner Sympathie macht Pfarrer Humbert keinen Hehl: „Es hätten viele - so auch ich - gut gefunden, wenn sie weitergemacht hätte.” Druck aus der Kirche habe es nicht auf sie gegeben. „Es sind ihre eigenen Ansprüche, denen sie nicht gerecht geworden ist, nicht irgendwelche Ansprüche aus der Kirche.” Humbert glaubt, dass sie eine neue Aufgabe in der evangelischen Kirche finden werde: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie auf irgendeinem Dorf bis zur Rente Seelsorge macht. Es wird Ebenen geben, auf denen sie wiederkommen wird.”