Witten. Er kommt ursprünglich aus der Finanzbranche und soll am Kostenmanagement arbeiten. Doch Uwe Träris (45), der ab Juli die Geschäftsführung der Stadtwerke von Leo Mating übernimmt, versichert: „Ich komme nicht als Chefsanierer nach Witten.”
Denn der örtliche Energieanbieter ist als Hauptversorger in Sachen Gas und Strom wohl alles andere als ein Sanierungsfall. Zwar ist der Kostendruck aufgrund der weiter sinkenden Netzentgelte und des immer härter umkämpften Energiemarktes groß. 2009 verloren die Stadtwerke 500 Gas- und 1000 Stromkunden an Mitbewerber und „der Exodus ist noch nicht gestoppt”, wie Interims-Geschäftsführer Leo Mating am Freitag (12.2.) bei der Vorstellung seines Nachfolgers erklärte. Hält man mit 60 000 Zählern derzeit beim Gas einen Marktanteil von 95 Prozent und beim Strom 92 Prozent, rechnet Mating damit, dass sich dies mittelfristig bei 85 Prozent einpendelt. Dies erfordere ein entsprechendes Kostenmanagement.
Und trotzdem: Die Wittener Stadtwerke seien sehr gut positioniert, sagt Uwe Träris, der derzeit noch kaufmännischer Geschäftsführer der Energie- und Wasserwerke im sächsischen Bautzen ist. Davor war der Diplomvolkswirt, der seine Karriere bei der Sparkasse Heilbronn begann und in Witten einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieb, für die Finanzen in Dresden verantwortlich, einem der größten Stadtwerke Deutschlands.
Früher wurden sie totgeredet, aber die Stadtwerke haben gute Perspektiven
Jetzt habe ihn die Aufgabe gereizt, Alleingeschäftsführer – in Bautzen hat er einen technischen Geschäftsführer an der Seite – eines gut aufgestellten Energieversorgers im Ballungsraum Ruhrgebiet zu werden. Träris: „In den 90er Jahren wurden die Stadtwerke schon totgeredet. Heute haben sie sehr gute Perspektiven.” Verlierer seien die großen Energiekonzerne, die damals auf Einkaufstour gingen. Die Stadtwerke hätten ein viel besseres Image. Allein durch ihre lokale Anbindung würden sie als vertrauenswürdig gelten.
Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin Sonja Leidemann weist auch auf die Bedeutung regionaler Verbünde hin. Witten gehört der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (EWMR) an, die bei den Abrechnungen und der Energiebeschaffung die Städte Witten, Bochum und Herne zusammenführt. Bestehende Kooperationen gelte es beizubehalten und dort auszubauen, wo es sinnvoll sei, sagt Leidemann. Das Thema Fusionen ist nach dem geplatzten Deal mit Herne allerdings vom Tisch.
Neues Personal wird es nicht geben
Von der Netzgesellschaft in der EWMR hat sich Witten wie kürzlich berichtet verabschiedet. Die Gründung einer noch größeren Gesellschaft hätte bevorgestanden, was für die Stadtwerke laut Mating der Einstieg in den Ausstieg gewesen wäre. Von 280 Beschäftigten hätten 150 in die neue große Netzgesellschaft überführt werden müssen. Nun machen es die Stadtwerke selbst in einer eigenen Abteilung.
Neues Personal wird es dafür aber nicht geben. Der Kostendruck führt auch bei den Stadtwerken dazu, dass Stellen nicht wiederbesetzt werden und Kollegen über Altersteilzeit ausscheiden. Bis Uwe Träris im Sommer einsteigt, bleibt der 66-jährige Leo Mating an Bord. Er sprang vor einem Jahr ein, als der Vertrag mit Marlies Mathenia nicht verlängert wurde. Mating zieht für sich eine positive Bilanz: „Ich konnte schon einiges bewegen, selbst wenn ich nur für Ruhe gesorgt habe.”