Gefreut haben sich am Wahlabend in Witten nach den ersten Hochrechnungen vor allem Grünen-Kandidat Janosch Dahmen und Dr. Konrad Schily, Kandidat der FDP.
„Für uns Grüne ist das ein toller Abend”, so Dahmen, der begeistert ist vom erstmals zweistelligen Ergebnis seiner Partei: 12,3 %. Von einem „Allzeit-Hoch-Ergebnis” sprach Schily. Hier war die FDP mit 11,3 % so gut wie nie.
Und auch CDU-Stadtverbandsvorsitzender Ulrich Oberste-Padtberg lief den ganzen Abend mit einem Lächeln durchs Rathaus. Kurz vor Schließung der Wahllokale um 18 Uhr prophezeite er: „Die SPD wird ihre größte Niederlage erleiden.” Bundesweit gesehen hatte er Recht – das zeigten bereits die ersten Prognosen. Zwar müssen die Sozialdemokraten auch in Witten herbe Verluste hinnehmen, dennoch liegt SPD-Kandidatin Christel Humme schließlich mit 42,3 % vor ihrem Mitbewerber Ralf Brauksiepe (CDU, 26,5 %). Sie bleibt per Direktmandat im Bundestag, er zieht wieder über die Landesliste ein. Und auch bei den Zweitstimmen bleibt die SPD mit 35,9 % (CDU: 24,6) an der Spitze.
Gering war die Wahlbeteiligung in der Stadt, wenig Betrieb herrschte im Sitzungssaal. Die SPD hatte sich zunächst in den Ratskeller zurückgezogen – wie noch vor wenigen Wochen bei der Kommunalwahl die CDU, die den Abend enttäuscht auf Schloss Steinhausen verbrachte. Später wird Christel Humme strahlend im Ratssaal erscheinen und mit Applaus empfangen. Doch zuvor stand ihr der Schreck über das bundesweite Ergebnis der SPD ins Gesicht geschrieben: „Da gibt es nichts zu beschönigen.” Verluste in dieser Höhe habe sie nicht erwartet. Als Gründe für das schlechte Abschneiden nennt sie den Kanzlerinnenbonus und „dass es uns nicht gelungen ist, deutlich zu machen, was wir in der großen Koalition geleistet haben”.
Bürgermeisterin Sonja Leidemann (SPD) mochte zu Beginn der Auszählungen noch nicht glauben, dass es bundesweit für Schwarz-Gelb reicht, zeigte sich aber enttäuscht von dem „verheerenden Ergebnis für die SPD”. Leidemann: „Die kleinen Parteien legen zu. Das macht die Lage nicht einfacher.” Tatsächlich kam zum Beispiel die Linke in Witten auf 10,3 %. „Das Ergebnis ist als Erfolg zu werten”, sagte Kandidat Wolfgang Pauli. Nun endlich müsse die SPD begreifen, dass sie gegen die bisherige Wirtschaftspolitik Opposition betreiben müsse.
Zwar hat Pauli es ebenso wenig in den Bundestag geschafft wie Schily und Dahmen, dennoch sind alle drei zufrieden. Dahmen: „Ich bin als unbekannter, junger Mensch gestartet und auf Anhieb auf 9,5 % gekommen. Das bestätigt mich und ich werde weitermachen.”