Witten. Herkulesstauden - auch Bärenklau genannt - gedeihen an der Ruhr in Witten. Die Pflanzen werden bis zu drei Meter hoch und sind giftig. Was tun?
Manche sagen „Riesen-Bärenklau“, andere sagen „Herkulesstaude“. Fest steht, wer eine solche Pflanze versehentlich berührt, sagt erst einmal „Aua“. In Witten schießen sie an der Ruhr und am Kemnader See förmlich aus dem Boden. Doch von der hübschen weißen Blüte sollte man sich nicht täuschen lassen: Die Herkulesstaude enthält das Gift Furocumarin. Der Pflanzensaft kann bei Hautkontakt und zusätzlicher Sonneneinstrahlung Rötungen, Hautverbrennungen und Blasen hervorrufen. Was wird in Witten dagegen unternommen?
Herkulesstauden gedeihen an der Ruhr in Witten, gehören aber nicht hierhin
Kaum steigen in Witten die Temperaturen, schießen auch die Herkulesstauden rund um die Ruhr wieder in die Höhe. Ganze Wiesen werden überwuchert, die Pflanzen erreichen Größen von über drei Metern und gedeihen prächtig, dabei gehören sie hier gar nicht hin. Dass dieses giftige Gewächs einst als Zierpflanze galt, ist heute kaum vorstellbar. Jemandem mit einem Strauß Bärenklau eine Freude machen? Nie im Leben!
Umso verwunderlicher ist es, dass die Plage in Deutschland auf einen Staatsbesuch des russischen Zaren Alexander I. zurückzuführen sein soll. Im 19. Jahrhundert hat der Zar Fürst Metternich einen Besuch abgestattet. Sein Gastgeschenk: Herkulesstauden. Die gefielen dem Fürsten wohl so gut, dass er sie in seinem Garten anpflanzte. Zum Problem wurden sie dann rund 100 Jahre später. Ab den 1950er Jahren verbreitete sich die Pflanze von Südwestdeutschland aus über das ganze Bundesgebiet.
„Man muss sie frühzeitig ausgraben, zehn Zentimeter tief.“
Ralf Bartmann hat in Witten bereits die ersten Stauden abseits des Ruhrtalradwegs und an der Wetterstraße ausgemacht. Die sind zwar noch nicht ausgewachsen, maximal im zarten Teenageralter, könnten aber bald gefährlich werden. „Was, wenn da mal ein kleines Kind in kurzen Hosen hineingerät?“, fragt er. Als gelernter Agrarwirt, wisse Bartmann, dass man die Gewächse am besten früher als später bekämpfe. „Man muss sie frühzeitig ausgraben, zehn Zentimeter tief.“
Die Stadt Witten setzt auf eine Kombination aus Buddeln und Mähen. Sobald man eine Herkulesstaude im Jungstadium erkenne, werde diese von der Abteilung Grünflächen des städtischen Betriebsamtes mit der Grabegabel ausgegraben und entsorgt - komplett mit Wurzeln, so Stadtsprecherin Lena Küçük. Ähnliches rät auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW (Lanuv NRW), weist aber darauf hin, dass diese Lösung „mühsam und kostspielig“ sei.
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Es gibt aber auch eine günstigere und umweltschonendere Methode. Manche Schaf- und Rinderrassen essen die jungen Triebe der giftigen Pflanzen quasi zum Frühstück. Auf den Wiesen rund um den Kemnader See machen das 40 Schafe, doch derzeit wachsen die Pflanzen schneller, als die Tiere futtern können. „Das liegt am Wetter. Es explodiert alles gerade“, sagt der Betriebsleiter der Freizeitgesellschaft Kemnade Dirk Clemens. „Wir und die Schafe geben unser Bestes, aber der See ist groß.“ Deswegen warnen vor Ort Hinweisschilder vor Pflanzen, die noch nicht abgegrast wurden.
Wer ist für die Bekämpfung zuständig?
Zuständig für die Beseitigung der Stauden ist immer der Grundstücksbesitzer oder der Träger. Am See ist das die Freizeitgesellschaft, entlang der Landstraßen ist es Straßen NRW und an anderen Flächen sind es die Stadt oder Privatpersonen. Die größten Bestände wuchern laut Stadt auf der Bommeraner Ruhrseite, insbesondere im Bereich des Ruhrtalradwegs und des Fähranlegers. Diese würden regelmäßig gemäht. Bis alle Herkulesstauden weg sind, heißt es also: Aufgepasst und Finger weg!
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