Witten. Im Mühlengraben können sich Stromschnellen bilden. Das haben Kanuten schon für Wettbewerbe genutzt. Zwei Ruderer gerieten jetzt aber in Gefahr.
Wenn die Wittener Feuerwehr zu einer Wasserrettung ausrückt, ist das meist im Sommer. Oft hat sich dann einfach ein Boot losgerissen und treibt herrenlos über die Ruhr. Da man nie wisse, ob nicht doch jemand ins Wasser gefallen sein könnte, werde dann eine Suchaktion gestartet, erklärt Feuerwehrsprecher Ulrich Gehrke. „Gelegentlich kommt es auch tatsächlich vor, dass wir Leute aus dem Wasser retten müssen.“ Am vergangenen Dienstag, 23. April, war es kein Fehlalarm.
Die Feuerwehr wurde zum Mühlengraben unterhalb des Café del Sol gerufen. Ein älteres Ehepaar war mit einem Ruderboot in den Nebenarm der Ruhr gefahren und kam nicht mehr von der Stelle. Und das ausgerechnet am Überlaufwehr, an dem das Wasser derzeit rasant in die Tiefe stürzt.
Das Wasser sei hier zwar nur knietief, aber der Untergrund „sehr rutschig“, deshalb hätte es das Paar nicht aus eigener Kraft ans Ufer geschafft, erklärte Einsatzleiter Mario Rosenkranz. Zum Glück gelang es ihnen noch, sich festzuhalten. Die Feuerwehr beförderte sie einzeln mit der Drehleiter an Land. Die DLRG wurde zeitgleich verständigt, aber die Feuerwehr war schneller. So musste kein weiteres Boot zu Wasser gelassen werden.
Mit dem Paddelboot im Wildwasser - Ehepaar musste aus einem Wittener Ruhrarm gerettet werden
Es heißt, die Tour des Ehepaars sei am Ruderclub Witten gestartet. Wenn dem so ist, dann ohne das Wissen des Vorsitzenden Marcel van Delden. Es komme immer wieder vor, dass Menschen am Ruderklub wild an- und ablegten. Dass es sich bei dem Ehepaar um Vereinsmitglieder handelt, schließt er aus.
Der Verein trainiert auf der oberen Ruhr, flussaufwärts vom Kraftwerk Hohenstein. Der Mühlengraben wird selten befahren. „Der wurde früher und wird hin und wieder für Wildwasserrennen benutzt. Da fährt man sonst so gut wie nie rein“, sagt van Delden. Generell sei der Mühlengraben nicht gefährlich. Derzeit treibe dort aber Totholz.
Das bestätigt DLRG-Sprecherin Vanessa Vogel. Das Hochwasser habe Treibgut angespült, unter anderem große Baumstämme, die das Wasser verwirbeln. Außerdem sieht sie eine Gefahr in dem Stautor, das den Wasserabfluss aus dem Mühlengraben reguliert.
„Einmal im Jahr wurde das Schott gezogen (gemeint ist das Stautor). Dann ist das Wasser den Graben runtergeschossen und die Wildwasserkanuten haben dort ihre Wettkämpfe abgehalten. Das wird seit ein paar Jahren nicht mehr gemacht“, sagt die Rettungsschwimmerin. Ferner könne sie nicht ausschließen, dass das Schott noch zu Testzwecken oder für Reparaturen geöffnet werde. Wenn sich bei einer Öffnung die Fließgeschwindigkeit rasant erhöhe, könnte es hier schon gefährlich werden.
Wildwasser fahren im Winter kann gefährlich werden
Die DLRG rückt in Witten eher selten zur Wasserrettung aus. Vanessa Vogel spricht von einer „Zahl im niedrigen einstelligen Bereich“. „Eigentlich beginnt die Wassersportsaison im Mai. Aber gerade die, die das wilde Wasser mögen und eine Herausforderung suchen, die gehen ja gerne im Winter schon auf die Ruhr“, weiß Vogel.
Lesen Sie mehr
- Mit Ruderboot auf der Ruhr: Feuerwehr rettet älteres Ehepaar
- Witten: Gefährliches Abenteuer? Kanuten fahren über Stauwehr
- Hochwasser: Wittener schützen Häuser mit Sandsäcken
So wie im Februar, als auf Bochumer Seite der Ruhr an einem Stauwehr ein gekenterter Kanute gerettet werden musste. Der stark unterkühlte Mann hatte sich an eine Betonstütze im Wasser geklammert. Er wurde mit einem Boot ans Ufer gebracht. Hier waren unter anderem Herbeder Feuerwehrleute und ein Rettungshubschrauber im Einsatz. Für ihn ist es noch mal gut gegangen, wie auch für die beiden Bootsfahrer jüngst am Mühlengraben.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.