Witten. In Witten werden Schulstraßen als Lösung gegen Elterntaxis in Erwägung gezogen. Wittener Schulen sagen: „Schwer umsetzbar“. Das sagt die Stadt.

  • Schluss mit Elterntaxis? In Witten wird die Errichtung von Sperrungen für Schulstraßen diskutiert.
  • Die CDU fordert die Stadt auf, zu prüfen, an welchen Schulen in Witten das umgesetzt werden könnte.
  • Das sagen Wittener Schulen zu möglichen Sperrungen.

Elterntaxis sind immer wieder ein Problem. Insbesondere zu den Stoßzeiten kann es zu brenzligen Situationen kommen, wenn viele Eltern ihre Kinder gleichzeitig an der Schule absetzen. Das NRW-Verkehrsministerium macht sich jetzt für die sogenannten Schulstraßen stark. Nun können Kommunen auf eigene Initiative hin temporäre Sperrungen anordnen. Und welchen Weg geht Witten?

Sicher zur Schule kommen: In Witten wird nach den Sommerferien ein Pilotprojekt an der Brenschenschule gestartet, bei dem drei Elternhaltestellen eingerichtet werden. Dazu werden Extra-Parkplätze mit Schildern gekennzeichnet. Auf den bisher von Anwohnern genutzten Parkflächen ist dann nur noch ein Halten von maximal drei Minuten erlaubt. Diese Regelung gilt während der Schulzeit. Nach einem Antrag der CDU-Fraktion Witten könnte jetzt auch die Einführung temporärer, also zeitlich begrenzter Schulstraßen kommen.

Sperrt die Stadt jetzt auch Straßen vor Schulen in Witten?

Am Montag, 22. April, wurde im Mobilitäts- und Verkehrsausschuss über einen von der CDU eingebrachten Antrag zur Errichtung von Schulstraßen beraten. Auf dieser Grundlage hat der Ausschuss jetzt seine Empfehlung ausgesprochen: zu untersuchen, ob Straßensperrungen vor Schulen in Witten sinnvoll wären. Die Entscheidung, ob und wo Schulstraßen eingerichtet werden könnten, fällt im Schulausschuss am 22. Mai.

Bislang gibt es in Witten aber noch keine konkreten Pläne. „In Witten ist die Situation so, dass es natürlich Schulen gibt, wo es sich morgens knubbelt“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Bisher habe die Stadtverwaltung aber keinen Anlass gesehen, deswegen Straßen zu sperren. Das könnte sich durch den CDU-Antrag ändern. Kücük: „Daraus werden sich dann womöglich weitere Schritte ergeben.“

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Die CDU fordert die Stadt auf, zu ermitteln, an welchen Schulen Schulstraßen eingerichtet werden könnten. Konkret hieße das, dass „eine oder mehrere Straßen im Umfeld einer Schule (oder Kita) für den Kraftverkehr gesperrt - und somit zugleich die Fahrbahn für den nichtmotorisierten Verkehr freigegeben“ wird. Bei temporären Schulstraßen erfolge die Sperrung lediglich zu den Zeiten des Schulbeginns und des Schulendes. Bei permanenten Schulstraßen hingegen wäre die Sperrung dauerhaft.

Wittener Schulen: „Schwer umsetzbar“

Vor allem an Grundschulen knubbelt es sich zu den Bring- und Abholzeiten auf den Straßen. Viele Eltern chauffieren ihren Nachwuchs direkt vor die Tür und trauen ihnen einen Fußweg gar nicht zu. Das Problem kennt auch Alexandra Schüler, Leiterin der Vormholzer Grundschule. „Wir haben fast jeden Tag ein riesiges Verkehrschaos“, sagt sie.

Hinzu komme, dass sich direkt neben der Grundschule auch ein Nebengebäude der Hardenstein Gesamtschule befindet. „Das macht die Straßen noch voller.“ Außerdem seien die Straßen durch viele Wohnmobile und Autos zugeparkt. „Da entstehen doch mal gefährliche Situationen, wenn die Kinder den Verkehr nicht richtig einsehen können.“

Am Schiller-Gymnasium in Witten lassen Elterntaxis ihren Nachwuchs zum Unterrichtsbeginn direkt vor der Schule raus.
Am Schiller-Gymnasium in Witten lassen Elterntaxis ihren Nachwuchs zum Unterrichtsbeginn direkt vor der Schule raus. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Schulstraßen hält die Schulleiterin aber nicht für die Lösung des Problems. Schüler: „Das ist schwierig umzusetzen und kann eigentlich nicht funktionieren.“ Sie setze eher auf das Modell der Eltern-Haltestellen, die bald auch an ihrer Schule probeweise eingeführt werden könnten. Auch Andreas Gründer, Leiter der Erlenschule, sieht die Einführung von Straßensperrungen zu den Stoßzeiten eher kritisch. „Das ist logistisch bei uns kaum umsetzbar“, sagt er. Die Probleme sieht aber auch er täglich. „Zum Glück ist noch nichts passiert.“

Mitten in der City liegt die Gerichtsschule in einer Einbahnstraße. Konrektorin Heidi Vockel sieht hier „keine Probleme“. Die meisten Schülerinnen und Schüler kämen zu Fuß zum Unterricht. „Wir haben grob mal zehn bis zwölf Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen“, schätzt sie. Das liege wohl auch am Einzugsgebiet. An Schulen, die weiter außerhalb liegen, sei es für Kinder oft schwieriger, den Weg komplett zu Fuß zu bestreiten.

Gibt es auch Probleme an weiterführenden Schulen?

„Grundsätzlich kennen auch wir das Problem, dass es zu Stoßzeiten mal voller werden kann“, sagt Dieter Nientiedt, stellvertretender Schulleiter des Schiller-Gymnasiums. Die Schule verfügt über zwei Eingänge, an denen die Schüler abgesetzt werden können. „Die meisten Eltern wählen jedoch nicht die Breddestraße, sondern die Seite am Platz der Gedächtniskirche.“ Die Realisierung von Straßensperrungen an dieser Stelle sieht er als „schwer umsetzbar“ an. „Dann gibt es an anderer Stelle Verkehrschaos.“

Am Ruhr-Gymnasium an der Synagogenstraße sind Verkehrsprobleme kaum ein Thema. „Bei uns herrscht eigentlich kein Chaos“, sagt Schulleiter Dirk Gellesch. Einige Eltern würden ihre Kinder an anderen Stellen aussteigen lassen und ihnen auch mal einen Weg zu Fuß zutrauen. Gellesch findet die Idee von Schulstraßen zwar „logistisch interessant“, sieht aber für seine Schule keinen Handlungsbedarf.

Doch anderswo ist das Problem akut, auch in Innenstadtnähe, zum Beispiel vor der Rudolf-Steiner-Schule in Heven. Dort bedankt sich der gegenüberliegende Netto-Markt, wenn Elterntaxis zu Schulanfang oder -ende den Kundenparkplatz blockieren. Gerne wird aber auch direkt am Straßenrand gestoppt. Gerade morgens ist VW-Bus-Zeit.

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