Witten. Sie kämpfen um ihr Nest und wechseln sich beim Brüten ab: Zwei Störche nisten in den Wittener Ruhrauen und könnten schon bald Nachwuchs bekommen.
Das Wittener Storchenpaar ist offenbar in den Ruhrauen zurück. Um seinen Platz im Nest hat es mit anderen Störchen kämpfen müssen. „Es sind ordentlich Federn geflogen“, sagt Gerald Sell, Vogelexperte der Wittener Naturschutzgruppe (Nawit). Das ist ein gutes Zeichen: Schon bald könnte es Nachwuchs geben.
Bereits seit Ende Februar wurden in den Ruhrauen immer wieder Störche gesichtet. Die ließen sich zwar kurzzeitig auf dem Storchenmast der Nawit nieder, zogen aber weiter. Doch seit Anfang März bleibt ein Paar dem Nest im Naturschutzgebiet Spiek treu. Wahrscheinlich handelt es sich um alte Bekannte. Denn schon im vergangenen Jahr brütete hier ein Storchenpaar. Doch dessen Nachwuchs überlebte nicht.
Die Ringnummer zeigt: Die Storchenmama ist wieder da
Thomas Niggeschmidt hat das Paar fotografiert und ist sich sicher: „Die Storchendame vom letzten Jahr sitzt wieder auf dem Nest.“ Auf seinen Fotos ist die Ringnummer deutlich zu erkennen, die Nummer der Storchenmama von 2023. Das Männchen ist zwar unberingt. Nach Angaben von Vogelexperte Gerald Sell ist die Wahrscheinlichkeit aber groß, dass das Paar wieder zusammengefunden hat.
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Er schätzt die Chance, dass mögliche Küken diesmal überleben, in diesem Jahr höher ein. Das hat einen einfachen Grund. „Das Weibchen war im vergangenen Jahr erst zwei Jahre alt und relativ unerfahren“, sagt der Mann von der Naturschutzgruppe. Junge Vogeleltern könnten schnell mit ihrer Aufgabe überfordert sein, gerade dann, wenn der Nachwuchs schnell heranwachse und immer mehr Hunger habe. „Jetzt kennen sie sich in ihrem Revier aber besser aus.“ Das erleichtere die Nahrungssuche - und könnte für fidelen Nachwuchs sorgen.
Aber woher weiß man eigentlich, wann Störche brüten? Es kommt auf das Verhalten an. Zuallererst habe das Paar sein Nest gegen andere Storchenpaare verteidigt. „Ich habe zugesehen, die haben wirklich alles gegeben“, sagt Sell. Daran lasse sich ablesen, dass sie es mit der Familiengründung ernst meinen.
Seit dem 1. April findet im Nest eine regelmäßige „Brutablöse“ statt: Ein Tier hockt auf den vermeintlichen Eiern, während das andere nach Nahrung sucht. Nach „ein bis vier Stunden“ gibt es dann die Ablösung.
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Wenn alles nach Plan läuft, geht das bis Anfang Mai so weiter. Dann könnte der Storchennachwuchs das Licht der Welt erblicken. Das wäre für die Naturschutzgruppe Witten ein großer Erfolg.
Vor rund neun Jahren hat der Verein auf der gegenüberliegenden Aue in Gedern einen Storchenmast aufgestellt. Dieser wurde zwar von mehreren Störchen begutachtet, aber nicht bezogen. Vor zwei Jahren kam dann der Mast im Naturschutzgebiet Spiek hinzu, auf dem jetzt im zweiten Jahr in Folge Störche nisten.
Drohnen-Flugverbot: Die besten Orte zum sicheren Beobachten
Seit Wochen beobachtet nicht nur Gerald Sell das Verhalten der Störche. Zahlreiche Spaziergänger und Naturfotografen positionieren sich am Ruhrtalradweg und an der kreuzenden Elbschetrasse. Von beiden Stellen aus hat man eine gute Perspektive auf die tiefliegenden Ruhrwiesen und das Nest. Aus dieser Entfernung lassen sich auch Fotos mit dem Teleobjektiv schießen, ohne die Störche zu stören. Trotz des großen Interesses habe es bislang keinerlei Vorkommnisse gegeben. Sell: „Die Leute haben sich vorbildlich verhalten.“
Drohnen darf man aber keine steigen lassen. Denn die Ruhrauen sind Naturschutzgebiet. Außerdem sei der Einsatz in der Nähe der brütenden Tiere „ein unkalkulierbarer Risikofaktor“, sagt Gerald Sell. „Sobald wir mitbekommen, dass Drohnen fliegen, werden wir die Piloten ausfindig machen und anzeigen.“
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