Witten. Am Wittener Fischertalweg ist ein neues Bauprojekt geplant, Gärten für einige Anwohner würden wegfallen. Jetzt kämpfen sie um ihre Heimat.
Die Stadt Witten plant in Heven-Ost/Crengeldanz ein neues Baugebiet. Die Pläne sehen unter anderem viel Grün, Wohnungen und Tiny Houses vor. Dafür würden allerdings die vielen Kleingärten der Anwohner an der Ecke Fischertalweg/Wannen wegfallen. Deshalb hat sich nun die Bürgerinitiative „Rettet unsere Familiengärten“ gegründet, die genau das verhindern will.
Angeschoben hat das der Wittener Mieterverein. „Die Planungen wurden gemacht, ohne die Anwohner zu informieren. Wir bezweifeln, dass das Ganze überhaupt erschließbar ist“, sagt Knut Unger, Vorsitzender des Vereins. „Den Leuten werden ihre Gärten genommen und somit verlieren sie einen Teil ihres Lebens.“ 32 Familien haben auf dem Grabeland hinter den Häusern in Höhe der Hausnummer 35 kleine Gärten mit Lauben angelegt und sich über Jahre eine Art Schrebergartensiedlung geschaffen.
Anwohner in Witten verbringen Urlaub in den Gärten
„Wir sind eine Gemeinschaft und wollen, dass das hier erhalten bleibt“, sagt Anwohnerin Yeliz Topuz-Korkmaz. Ihre Familie lebt bereits in der vierten Generation in den Häusern. „Ich habe hier als Kind schon gespielt und jetzt spielen auch meine Kinder hier. Wir sind hier alle aufgewachsen.“ Statt in den Urlaub zu fahren, würden viele den Sommer in ihren Kleingärten verbringen. „Aber auch im Winter nutzen wir das“, sagt die Wittenerin. Viele Anwohnerinnen und Anwohner bauen zudem selbst Saatgut an.
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„Auch die älteren Leute finden hier eine Beschäftigung. Wo sollen sie denn hin, wenn das hier alles weg ist?“, fragt sich Topuz-Korkmaz. Und auch die Kinder seien fast jeden Tag im Garten. „Sie spielen hier Verstecken oder mähen auch mal den Rasen.“ Auf den kleinen Gartenflächen sieht man zudem Trampoline, im Sommer werden auch Planschbecken aufgebaut. „Das ist einfach unsere Heimat“, sagt Topuz-Korkmaz.
Der Mieterverein sammelt jetzt Unterschriften. „Es ist eine große Betroffenengruppe. Wir fordern von der Stadt, dass die Planungen, so wie sie jetzt aussehen, eingestellt werden“, sagt Knut Unger. Der Verein fordert ein Mehrgenerationenprojekt mit bezahlbaren Mietwohnungen. „Städtebaulich sollte das Projekt die historischen Gartenstadtansätze am Fischertalweg, Wannen und Hardel aufnehmen und zeitgemäß weiterentwickeln“, heißt es in dem Bürgerantrag, der an den Rat und Bürgermeister Lars König gerichtet ist. Die „denkmalwerten Arbeiterhäuser am Fischertalweg“ sollten zudem sozialverträglich erneuert werden.
Stadt: Lauben haben keine Genehmigung
Über die Lauben gab es bereits in der Vergangenheit Diskussionen. Als die Baupläne für die 4,3 Hektar große Fläche im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima im Januar vorgestellt wurden, wurde bereits angemerkt, dass die kleinen Hütten ohne Genehmigung dort stehen würden. Auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger bestätigte das. Er geht jedoch davon aus, dass den Hobbygärtnern vom Investor neue Flächen angeboten werden.
Wo das der Fall sein könnte, steht jedoch nicht fest. Stand jetzt sollen die ersten Bauarbeiten 2026/27 anfangen. Für die Flächen im Norden sollen noch in diesem Jahr Gespräche mit den Eigentümern starten, um anschließend in weitere konkrete Planungen einzusteigen. Die Anwohner machen ihre Hütten bereits jetzt langsam hübsch für den Sommer. Yeliz Torpuz-Korkmaz will ihre kleine Laube auch noch umbauen. „Aber ich weiß doch gar nicht, was hier passt und wie lange das alles noch steht.“ Für sie steht fest: „Wir wollen mit unseren Gärten hier an Ort und Stelle bleiben.“
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