Witten. Assistenzhunde sind für Menschen mit Behinderung eine große Hilfe, aber oft nicht gern gesehen. Das soll sich in Witten nun bald ändern.

Im Museum, beim Bäcker und auch beim Arzt: Es ist immer der gleiche Kampf. Amélie Funda muss darum streiten, dass ihr Hund Yula mit hineinkommen darf. Dabei hat die Hündin alles recht dazu. Denn Yula ist ein ausgebildeter Assistenzhund - und für die gelten seit März 2023 neue gesetzliche Regeln. Sie haben Zutritt auch dort, wo andere Hunde draußen bleiben müssen. „Für ihre Halter kann das lebenswichtig sein“, sagt die 29-Jährige. Sie will sich daher dafür einsetzen, dass das Wissen über die Assistenzhunde wächst. Unterstützung bekommt sie dabei von der Standortgemeinschaft Witten-Mitte.

Amélie Funda ist froh, dass sich die Händler in Witten an der Kampagne „Assistenzhunde willkommen“ beteiligen und die entsprechenden Aufkleber an der Tür anbringen.
Amélie Funda ist froh, dass sich die Händler in Witten an der Kampagne „Assistenzhunde willkommen“ beteiligen und die entsprechenden Aufkleber an der Tür anbringen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Amélie Funda hat ihren Hund seit knapp zweieinhalb Jahren. Die Durchholzerin leidet seit ihrer Corona-Impfung an einem „Post-Vac-Syndrom“, leidet an schweren Schmerzschüben und Lähmungserscheinungen, muss deshalb im Rollstuhl sitzen. Yula hilft ihr nicht nur dabei, ihren Alltag zu meistern, indem sie etwa die Tabletten-Dose holt, wenn Frauchen es gerade nicht kann. Sie erkennt auch, wenn eine neue Schmerzattacke droht und zeigt das rechtzeitig an. „So kann ich rechtzeitig Medikamente nehmen oder mich aus einer Gefahrensituation bringen“, erklärt Funda.

Wittenerin geht es vor allem um Aufklärung

Lebenspraktische Tätigkeiten und Warnungen anzeigen: Das sind nur zwei Fähigkeiten, mit denen Assistenzhunde Menschen mit Behinderungen im Alltag helfen können. Blindenführhunde sind am bekanntesten, vierbeinige Unterstützung gibt es aber auch für Menschen, die schlecht hören, sich nur schlecht allein bewegen können oder an einer psychosozialen Störung etwa einem Trauma oder Autismus leiden. „Gerade bei diesen unsichtbaren Behinderungen helfen die Assistenzhunde unheimlich viel“, weiß die ehemalige Referendarin, die ihren Job wegen der Krankheit aufgeben musste.

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Doch viele von ihnen haben nicht die Stärke von Amélie Funda, um für ihr Recht zu kämpfen. Deswegen macht sich die 29-Jährige jetzt für die Sache stark. „Es geht um Teilhabe und Autonomie, ohne Hund kommen viele Behinderte einfach nicht mehr raus“, sagt sie. Und außerdem könne es im schlimmsten Fall für die Betroffenen lebensgefährlich werden - etwa wenn eine Unterzuckerung droht. „Mir geht es daher um Aufklärung.“

Standortgemeinschaft Witten-Mitte wird über das Thema informieren

Die Wittener Einzelhändler werden ihr dabei helfen. Das kommt nicht von ungefähr: Die Chefin der Genuss-Galerie Angelika Bilow-Hafer ist Amélies Mutter. Ihr Vorschlag, die Geschäftsleute für das Thema zu sensibilisieren, wurde in der Standortgemeinschaft gerne aufgenommen. Gemeinsam wollen die Mitglieder in den kommenden Monaten in der Stadt und bei Events über das Thema informieren und Aufkleber „Assistenzhunde willkommen“ bei den Kollegen verteilen. „Wir werden das Thema durch Witten tragen.“

Mit ihrem Anliegen stehen die Händler aber nicht allein. Auch die Verwaltung hat sich Anfang des Jahres auf die Fahne geschrieben, zur Assistenzhunde-freundlichen Kommune zu werden und ist der Kampagne „Assistenzhund willkommen“ beigetreten. „Denn wir möchten, dass auch Menschen mit Einschränkungen bestmöglich am Leben in Witten teilhaben können“, so Bürgermeister Lars König.

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Amélie Funda freut sich über die doppelte Unterstützung und hofft, dass Menschen mit Assistenzhund in Geschäften, Parks und Praxen bald ein selbstverständlicher Anblick sein werden. „Es wäre schön, wenn wir nicht immer wieder aufs Neue darüber diskutieren müssten - denn manchmal reicht dafür die Kraft einfach nicht.“

Das gilt für Assistenzhunde

Nur Menschen mit Behinderungen ist es erlaubt, einen Assistenzhund zu besitzen. Die Hunde durchlaufen eine umfassende Ausbildung. Zu erkennen sind sie an der Aufschrift auf Kenndecke oder Geschirr, der Halter hat zudem einen entsprechenden Ausweis.

Hier gilt das Zutrittsrecht für Assistenzhunde: Öffentlich zugängliche Gebäude (Rathaus / Verwaltung), Einzelhandel, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen wie beispielsweise Museen, Theater, Kinos, Schwimmbäder, Sporthallen, Spielplätze (außer Sandspielfläche), ÖPNV, Taxen, Arztpraxen und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Wichtig: Hunde, die im Einsatz sind, sollten dann niemals angesprochen oder gestreichelt werden. Denn das Tier muss hochkonzentriert sein, um die Halterin oder den Halter sicher zu führen.