Witten. Vorm Saalbau Witten könnte eine Weltkriegsbombe im Boden liegen. Am Dienstag soll sie entschärft werden. Dann wäre eine große Evakuierung nötig.

In einem Blumenbeet vor der Saalbau-Gastronomie „Mondo“ in Witten könnte eine alte Weltkriegsbombe liegen. Das haben Sondierungsbohrungen im Dezember ergeben. Am Dienstag, 30. Januar, soll der mögliche Blindgänger nun entschärft werden. Sollte wirklich eine Bombe im Boden entdeckt werden, müssten Anwohner im Radius von 500 Metern anschließend umgehend ihre Häuser verlassen.

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Doch wie wahrscheinlich ist es, dass es wirklich eine Bombe ist? „Die Messungen haben ergeben, dass ein sehr massiver Metallkörper im Boden liegt“, erklärt Feuerwehr-Chef Mario Rosenkranz. Theoretisch könne es zwar auch etwas anderes sein. „Aber wir gehen mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass es ein Blindgänger ist.“ Und zwar ein ziemlich großer.

Letzte intakte Zehn-Zentner-Bombe lag am Schiller-Gymnasium

Nach Auswertung der Messungen rechnet Rosenkranz damit, dass es eine Zehn-Zentner-Bombe sein dürfte. Das ist ungewöhnlich. Deutlich häufiger werden Fünf-Zentner-Bomben gefunden. „Der letzte intakte 500-Kilo-Blindgänger wurde bei Bauarbeiten am Schiller-Gymnasium ausgegraben. Aber das ist bestimmt schon 15 Jahre her“, so Rosenkranz.

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Ob und wie gefährlich die Bombe ist, wird sich erst bei der Entschärfung zeigen. Die Arbeiten dafür beginnen bereits am Montag (29.1.). Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes werden sich dann ganz behutsam bis zur Verdachtstiefe von sechs Metern vorgraben. Aber nur so weit, dass der vermutete Blindgänger noch nicht freigelegt ist. „Denn dann müsste die Bombe umgehend entschärft werden“, sagt Feuerwehrchef Rosenkranz. Deshalb soll erst am Dienstag (30.1.) geschaut werden, was sich nun wirklich im Boden verbirgt und ob es eine Entschärfung und Evakuierung geben muss. Bis 10 Uhr soll es Gewissheit geben.

Auch das Altenheim am Voß‘schen Garten wäre betroffen

Sollte es wirklich eine Zehn-Zentner-Bombe sein, würden umgehend alle Straßen im Radius von 500 Metern geräumt. Das heißt: 4957 Menschen müssten ihre Häuser verlassen. Auch das Altenheim am Voß‘schen Garten wäre davon betroffen. Die Senioren würden dann in anderen Einrichtungen untergebracht. Für alle anderen gilt: Wer für die Dauer der Entschärfung nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen kann, für den richtet die Stadt eine Sammelstelle in der Holzkamp-Gesamtschule an der Willy-Brandt-Straße ein. Die Behörde rechnet damit, dass etwa 1000 Menschen diese Unterbringungsmöglichkeit nutzen werden.

Zwei Hotline-Nummern geschaltet

Mit Fragen und Hilfe-Bedarf kann man sich am Dienstag, 30. Januar, bei zwei Hotline-Nummern melden: Unter 02302 581 8888 erfährt man dann im Zweifelsfall auch, ob die eigene Wohnadresse betroffen ist.

Wer sich nicht selbstständig zur Sammelstelle bewegen könnte, ruft am 30. Januar die Telefonnummer 02302 581 8889 an. Feuerwehr und Rettungsdienst unterstützen dann den Weg von Zuhause in die Sammelstelle.

Die Stadt bittet alle Betroffenen: Bei Informationsbedarf nicht die 112 anrufen. Die 112 ist nur für Notrufe vorgesehen.

Sie können sich mit kostenlosen Shuttle-Bussen zur Holzkamp-Gesamtschule bringen lassen. Es wird vier Haltestellen geben: auf der Ruhrstraße Höhe Stadtpark, am Schwanenmarkt/Gesundheitsamt, am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) am Hauptbahnhof und auf der Bahnhofstraße Ecke Berliner Platz.

Anwohner sollten rechtzeitig alles Nötige packen

Im Falle einer Entschärfung werden die Einsatzkräfte die Anwohner über Fahrzeuge mit Lautsprechern, die Warn-App Nina und über die (Sozialen) Medien – auch hier bei der WAZ – informieren. Die Betroffenen sollten ihre Häuser dann sofort verlassen. Rosenkranz rät ihnen, schon rechtzeitig vorher das Nötigste zusammenzupacken. Medikamente und Babynahrung beispielsweise, aber auch persönliche Dinge wie Ausweise etwa.

Die Sondierungsbohrungen waren schon im November durchgeführt worden. Mit der Entschärfung wurde wegen des Weihnachtsgeschäfts in der City aber bis zum neuen Jahr gewartet.
Die Sondierungsbohrungen waren schon im November durchgeführt worden. Mit der Entschärfung wurde wegen des Weihnachtsgeschäfts in der City aber bis zum neuen Jahr gewartet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Alle anderen Wittener bittet Einsatzleiter Rosenkranz: „Planen Sie für den 30. Januar möglichst keine Wege und Aufenthalte in der Innenstadt. Je weniger Menschen wir ‚bewegen‘ müssen, desto besser.“ Er geht davon aus, dass es im Fall der Fälle rund vier bis sechs Stunden dauern wird, bis der Bereich menschenleer ist.

Gemeinsam hatten Mario Rosenkranz, Claudia Link und Frank Hafermas (Feuerwehr) mit Thorsten Eckartz und Markus Barisch (Kulturforum, v.l.) im November das weitere Vorgehen besprochen.
Gemeinsam hatten Mario Rosenkranz, Claudia Link und Frank Hafermas (Feuerwehr) mit Thorsten Eckartz und Markus Barisch (Kulturforum, v.l.) im November das weitere Vorgehen besprochen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Zuletzt würden dann noch die Hauptverkehrsstraßen und die Bahnstrecke gesperrt, bevor mit der Entschärfung begonnen werden könnte. Wenn alles gut und sicher läuft, soll die noch bei Tageslicht beendet sein. Wie schnell es geht, hängt auch davon ab, welchen Zünder der mögliche Blindgänger hat. Anschließend könnten alle Anwohner zurück in ihre Häuser. Trotz der umfangreichen Maßnahme ist Mario Rosenkranz zuversichtlich: „Wir haben eine sehr gute Planung, das lässt sich alles bewältigen.“

Wer müsste „raus“? Straßen und Hausnummern im 5oo-Meter-Radius

Bei einem 500-Meter-Radius lägen folgende Straßen – alphabetisch sortiert, bei den Hausnummern mag es Unschärfen geben – im Radius der Evakuierung: Am Humboldtplatz 2-6, Am Mühlengraben 3-10, Bahnhofstraße 13-61, Bellerslohstraße 3-23, Bergerstraße 4-42, Berliner Straße 3-29, Casinostraße 1-14, Flaßkuhle 4-13, Franzenstraße 1-8, Gerichtsstraße 4-42, Hammerstraße 1-11, Heilenstraße 7-10, Humboldtstraße 1-16, Husemannstraße 1-34, Körnerstraße 1-34, Kurt-Schumacher-Straße 2-51, Lessingstraße 1-20, Oststraße 1-13, Parkweg 1-19, Poststraße 4a bis 15, Röhrchenstraße 2 bis 32 und 32a, Ruhrstraße 12-96, Schillerstraße 1-34, Schützenstraße 1, Schwanenmarkt 7, Steinstraße 3-41, Südstraße 5-34, Surmannsholt 1-12, Theodor-Heuss-Straße 2-7, Wiesenstraße 2-30.

>>> Hinweis: Dieser Text wurde bereits am 19.01. veröffentlicht. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn nun noch einmal publiziert.

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