Witten. Ein Wittener ließ sich Drogen versteckt in Bierkisten oder Heizkörpern anliefern. Erst wurden seine Chats geknackt – jetzt wurde er verurteilt.
Sein blindes Vertrauen in scheinbar abhörsichere Krypto-Handys kostet einen Wittener viele Jahre seiner Freiheit: Nach dem Auffliegen kiloschwerer Drogendeals durch am Ende doch auslesbare Chats mit Lieferanten verhängte die 1. Strafkammer am Bochumer Landgericht gegen den 33-jährigen Dealer sieben Jahre und drei Monate Haft. Verblüfft hatten vor Gericht vor allem die verwendeten Drogenverstecke.
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In den Jahren 2020 und 2021 hatte der Wittener reihenweise kiloschwere Drogendeals mit Amphetaminöl, Kokain, Ketamin, Chrystal Meth und Ecstasy-Tabletten abgewickelt, war dabei sowohl Besteller als auch Verkäufer. In der Anklage aufgelistet waren Rauschgiftgeschäfte mit einem Gesamtvolumen von fast 60 Kilogramm.
Wittener hatte reihenweise kiloschwere Drogendeals abgewickelt
Um die Details zu den Abläufen der Deals rekonstruieren zu können, hatte die Bochumer Staatsanwaltschaft es in diesem Fall besonders leicht. Denn der Wittener, der sich selbst den Decknamen „Ladyfuel“ verpasst hatte, hatte sich mit seinen Lieferanten und Kunden über die Netzwerke „Encrochat“, „Anom“ und „Sky ECC“ ausgetauscht. Ab dem Sommer 2020 war es europäischen Ermittler jedoch nach und nach gelungen, die vor allem im Drogen- und Waffenmilieu genutzten und als abhörsicher geltenden Nachrichtendienste zu knacken. Nach der Auswertung der Chats des Witteners konnten die darin im Detail dokumentierten Bestellungen und Verkäufe praktisch 1:1 in die Anklage übernommen werden.
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Im April 2020 hatte der Wittener unter anderem bei einem niederländischen Händler in zwei Chargen insgesamt zehn Liter Amphetaminöl bestellt und jeweils von einem Kurierfahrer anliefern lassen. Aus dem Öl soll der 33-Jährige später 15 Kilogramm konsumfähiges Amphetamin hergestellt und anschließend weiterverkauft haben.
Drogenöl wurde in Bierflaschen abgefüllt
Abgefüllt war das angelieferte Amphetaminöl jeweils in Bierflaschen der Marke Oettinger Export, diese wiederum in einer angebrochenen Bierkiste platziert. Angeblich soll in den aufgeflogenen Chats über diese „perfekte“ Tarnung ausgiebig gefeixt worden sein.
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Im Juni 2020 hatte sich der Wittener via Encro-Chat 5000 Ecstasy-Tabletten zum Weiterverkauf bestellt. Die Pillen erhielt er verbaut in einer Stromheizung und diese verpackt in einer Paketsendung. Auch für die Bezahlung von durch ihn versendeten Drogenpaketen hatte sich der Wittener etwas Besonderes ausgedacht. Der Dealer ließ sich Expresspakete mit in Eierkartons versteckten Geldscheinen zuschicken.
Im Prozess hatte der Wittener gleich zu Beginn ein Geständnis abgelegt. Das Urteil lautet auf Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in 13 Fällen.