Witten. Erdwärme statt Gas: Darauf setzt die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte bei ihrem Neubau. Was andere große Vermieter in Sachen Heizung planen.
Das umstrittene Heizungsgesetz soll noch in dieser Woche vom Bundestag verabschiedet werden. Die Regelungen greifen dann ab 1.1.2024 aber erst mal nur für Neubaugebiete, nicht für bereits bestehende Häuser. Deren Besitzer können zunächst die kommunale Wärmeplanung abwarten, die verbindlich bis 2028 vorliegen muss. Darin legt die Stadt fest, in welchen Gebieten welche Art des Heizens möglich sein wird. Doch die Wohnungsgenossenschaften in Witten haben sich, ebenso wie die kommunale Siedlungsgesellschaft, auch so bereits auf den Weg zum klimaneutralen Heizen gemacht.
Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte etwa hat für ihren Neubau an der Bellersloh-/Ecke Bergerstraße vorgesorgt. Das neue Verwaltungsgebäude und das Wohngebäude mit 44 Einheiten werden gemeinsam über Erdwärme beheizt. Acht Bohrlöcher mit je 100 Metern Tiefe wurden dafür in den Boden gejagt, direkt nachdem die Baugrube ausgehoben war. Eine zentrale Wärmepumpe soll beide Häuser versorgen, über eine Fußbodenheizung. Aufs Dach kommt eine Solaranlage.
Bis zu 20.000 Euro pro Bohrloch für Erdwärme
„Das war ein guter Treffer“, sagt der technische Vorstand Gerhard Rother (74). Die Neubauten würden damit bereits alle neuen Vorgaben erfüllen. Spatenstich war schon im März ‘22, als vom neuen Gebäudeenergiegesetz noch gar nicht die Rede war. Die klimafreundliche Heiztechnik sei aber „teuer, sehr teuer“, sagt Rother. 15- bis 20.000 Euro würde allein ein Bohrloch für die Geothermie kosten. Insgesamt investiert die Genossenschaft rund fünf Millionen Euro in ihren neuen Verwaltungssitz, zirka zwölf Millionen kostet der Bau des benachbarten Wohngebäudes.
Schon vor rund acht Jahren habe man angefangen, nach und nach auf erneuerbare Energien umzusteigen, so Rother. 150 der insgesamt 1850 Wohnungen von Witten-Mitte hängen bereits an Wärmepumpe und Solaranlage, der Rest wird mit Gas beheizt. So stehen etwa an einem Mehrfamilienhaus an der Potthoffstraße in Heven gleich drei Luftwärmepumpen, die seit Januar in Betrieb sind. Da musste die alte Gasheizung altersbedingt raus. „Das ist ein Haus mit normalen Heizkörpern“, sagt der Vorstand. Doch da die Wärmedämmung des Gebäudes stimmte, wagte man den Versuch. „Und es hat geklappt.“
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Verwaltungsgebäude der Siedlungsgesellschaft hat schon eine Wärmepumpe
Auch die Siedlungsgesellschaft hat damit schon experimentiert. Vor anderthalb Jahren wurde das Verwaltungsgebäude auf eine Hybrid-Lösung aus Luftwärmepumpe und Gaskessel für eine Spitzenlast umgestellt – trotz normaler Heizkörper. „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt Geschäftsführerin Claudia Pyras. Wo es möglich sei, wolle man daher beim Umstieg auf diese Lösung setzen. Gleichzeitig stehen aber auch viele Sanierungsmaßnahmen an.
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Gerade werde dafür ein Zehn-Jahres-Plan aufgestellt, so Pyras. Und zwar nach dem Prinzip „worst first“, also das dringlichste Projekt zuerst. Der Plan legt fest, wo zuerst saniert wird, welche Heizungen ausgetauscht werden müssen. In den kommenden drei Jahren müssten rund 20 Anlagen erneuert werden, schätzt die Geschäftsführerin der Siedlungsgesellschaft.
Der Großteil der 1350 Wohnungen wird aktuell noch über Gas-Zentralheizungen warm. Zwei Wohnblöcke in Rüdinghausen können sich durch Blockheizkraftwerke im Keller selbstständig mit Strom und Wärme versorgen. Und einige Häuser in Bommern profitieren vom dortigen Fernwärmenetz der Stadtwerke. Auch einige Häuser von Witten-Mitte hängen an diesem Netz.
Sanierungen und Heizungsaustausch nötig
Bei der Wohnungsgenossenschaft Witten-Ost stehen aktuell die vielen denkmalgeschützten Häuser an der Rüdinghauser Straße und In der Mark im Fokus, sagt Geschäftsführer Christian Linder (47). Drei der dortigen Gebäude sollen eine Hybrid-Lösung erhalten, aus Erneuerbaren Energien und einer Gasheizung, die im Notfall einspringt. „Wir hätten gerne Geothermie“, so Linder. Welche Technik es am Ende werde, stehe aber noch nicht fest. Aktuell rechnen noch Ingenieurbüros die jeweils beste Lösung aus. Auch ein kleines Blockheizkraftwerk wäre denkbar.
Gleichzeitig steht bei dem Großteil der historischen Gebäude auch eine energetische Sanierung an, etwa durch neue Fenster oder Dämmung des Dachbodens. Die Fassade muss hingegen unberührt bleiben. Die Umstellung der insgesamt 670 Wohnungen sei die „größte Investition seit Jahrzehnten“, sagt Linder. Jedes Gebäude müsse individuell betrachtet werden. Problemlos sind nur die zwei Neubauten an der Kantstraße in Annen von 2021. Hier wurde bereits eine Luft-Wärmepumpe verbaut.
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