Witten. Der Regionalplan Ruhr weist den Vöckenberg in Witten als Gewerbegebiet aus. Das wollte der Rat verhindern. Nun bleibt der Konflikt bestehen.
- Der Vöckenberg in Witten ist als Gewerbegebiet im neuen Regionalplan ausgewiesen. Bislang ist er eine Ackerfläche.
- Der Rat hatte dem 2019 zunächst zugestimmt. 2020 kam die Kehrtwende.
- Doch beim Regionalverband ist die Politik mit ihrem Wunsch, den Grünzug zu erhalten, bislang nicht durchgedrungen.
Um nur wenige Themen ist in den letzten Jahren in der Wittener Politik und Bevölkerung so intensiv und emotional debattiert und gestritten worden wie um den Vöckenberg. Die Ackerfläche in Stockum ist im neuen Regionalplan Ruhr als Gewerbefläche ausgewiesen. Dagegen hat sich der Rat der Stadt mehrfach gestemmt. Ohne Erfolg. In der Endfassung des Regionalplans, der am Freitag (10.11.) in Essen verabschiedet werden soll, bleibt es dabei. Damit bleibt Witten dieser Dauerkonflikt erhalten.
„Wir möchten klarmachen, dass auf dieser Fläche kein Gewerbe entsteht, wir wollen das endgültig blockiert haben“, begründete Holger Jüngst (SPD) im Sommer den Vorstoß seiner Partei gemeinsam mit den Grünen und dem Bürgerforum+. Die Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr (RVR) solle aufgefordert werden, bei ihrer endgültigen Beschlussfassung den Vöckenberg als landwirtschaftliche Nutzfläche festzuhalten – so wie es in den Jahren zuvor gewesen ist. Der Antrag wurde mit Gegenstimmen von CDU, FDP und AfD angenommen.
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Regionalverband will den Plan am Freitag beschließen
Doch die lokale Politik ist mit ihrem Anliegen beim RVR nicht durchgedrungen. In der endgültigen Fassung, die nun zur Abstimmung steht, sei der Vöckenberg weiterhin als Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen vorgesehen, hieß es schon im Sommer vom RVR. Dabei ist es geblieben.
Für den hiesigen CDU-Chef Ulrich Oberste-Padtberg, der im Ruhrparlament sitzt, ist das eine gute Nachricht. Auf den Vöckenberg zu verzichten, sei so, als würde man beim Kartenspiel den höchsten Trumpf zerreißen. Die Stadt habe nun mehr Spielraum, wenn sie etwa später an anderer Stelle ein Gewerbegebiet entstehen lassen will, diese aber nicht als solche ausgewiesen ist. Die entsprechende Fläche könne dann gegen den Vöckenberg getauscht werden.
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Der Regionalplan soll am Freitag verabschiedet werden. Die Verbandsversammlung könnte dann noch einmal über den Wittener Zankapfel diskutieren. „Aber wir sind da jetzt schon so lang dran, der Plan ist mehr als entscheidungsreif“, sagte Oberste-Padtberg bereits im Juni. Ohnehin könne die Stadt nach dem Beschluss noch ein Änderungsverfahren beantragen. Darauf verweist auch der RVR – aber auch auf die hiesige Gewerbeflächenknappheit. Diese gelte es zu berücksichtigen. Wie am Donnerstag aus RVR-Kreisen zu hören war, wird damit gerechnet, dass der finale Entwurf ohne weitere Änderungen verabschiedet wird.
Bürgerinitiative setzt sich für Erhalt des Vöckenbergs als Grünzug ein
Das Gerangel um die Ackerfläche begann 2018, als die Planungen erstmalig vorgestellt wurden. Der Regionalplan legt fest, wie welche Flächen in den nächsten 25 Jahre genutzt werden können, etwa als Wohngebiet, für industrielle Zwecke oder für die Landwirtschaft. Um den Vöckenberg begann eine heftige Debatte. Es gründete sich auch eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der unversiegelten Fläche einsetzte. Doch im Februar 2019 stellte der damalige Rat die Weichen für das umstrittene Gewerbegebiet zwischen Pferdebachstraße, A 44 und Stockumer Straße.
2022, als der Plan zum zweiten Mal ausgelegt wurde, beschloss der neu zusammengesetzte Rat dagegen, die heutige Ackerfläche auch als solche erhalten zu wollen, und übermittelte seinen Wunsch an den RVR. Doch die Kehrtwende der Wittener Politik fand beim Regionalverband keinen Anklang. Alle Stellungnahmen seien nach rechtlichen Vorgaben geprüft worden, sagte RVR-Sprecherin Barbara Klask unserer Redaktion. In dieser zweiten Runde sollte es ohnehin nur um Anmerkungen zu Änderungen gehen, die sich im Vergleich zur ersten Planung ergeben hatten. Die Entscheidung war also mit dem Votum des vorherigen Rates bereits gefallen.
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Ob der Vöckenberg grün bleibt, liegt aber auch weiterhin in der Hand der Stadt. „Letztlich haben wir die Planungshoheit. Über die weitere Entwicklung können und werden wir als Verwaltung nur gemeinsam mit dem Rat entscheiden“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.
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