Witten. Der Friseursalon „M&C“ hat in der Stadtgalerie Witten eröffnet. Die Inhaber haben viel investiert. Andere Händler mieten Läden nur provisorisch.
„50 Fachgeschäfte“ steht noch immer auf den Türen der Stadtgalerie in Witten. Aber seit langem gilt dieses Einkaufsversprechen schon nicht mehr. 14 Jahre nach seiner Eröffnung kämpft das 2009 eröffnete Center mit Leerständen. Einer ist seit kurzem wieder gefüllt, ein neuer Friseursalon hat eröffnet. „M&C“ ist eine Ausnahme. Denn immer häufiger wollen nur Zwischenmieter die Ladenlokale provisorisch nutzen.
„Wir finden, dass dieses Ladenlokal hier passt“, sagt Cigdem Behnam Far mit einem strahlenden Lächeln. Schon lange hat das Wittener Friseur-Ehepaar nach einem Geschäft für den Schritt in die Selbstständigkeit gesucht. Im Dezember haben sie sich für das im ersten Coronajahr aufgegebene Ladenlokal von „Hairexpress“ entschieden, zwischen Café Krümelreich und Post, und es aufwendig renoviert.
Regensicher, viel Laufkundschaft, das seien die Vorteile gegenüber eines Standorts in der Fußgängerzone, findet die Friseurmeisterin. Und sie lobt Centermanagerin Babett Arnold. „Wir waren so glücklich, dass sie uns Sonderkonditionen eingeräumt hat. Dass wir zum Beispiel montags einen Ruhetag machen können.“
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Mit ihrem eigenen Laden „M&C“ versucht die 31-Jährige nun, Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bekommen. Ihre beiden Töchter, zwei und fast fünf Jahre alt, haben eine Spielecke im Nebenraum des Salons bekommen.
Ehemann Milad, 37, ebenfalls gelernter Friseur, die Angestellte Marijke Nolde und Cigdem teilen sich die Arbeit. Mit den ersten beiden Monaten sind sie zufrieden. Dafür, dass sie praktisch keine Werbung gemacht hätten, wären viele Kunden gekommen.
Schuhladen Maxim füllt Leerstand seit 2019
Damit die Stadtgalerie trotz vieler Leerstände belebt wirkt, vergibt das Centermanagement Flächen zu vergünstigten Mietkonditionen an Zwischenmieter. Dass das Kundenfrequenz bringt, zeigt Philip Teller, der dort einen Ableger seines Schuhladens „Maxim Shoes“ in der Ruhrstraße betreibt.
Seit November 2019 belegt er das ehemalige Ladenlokal von „Gerry Weber“ im Erdgeschoss. „Käme ein passender Mieter, müssten wir ausziehen“, sagt Teller. Längst aber hat sich sein „Füllsel“ etabliert. Jeweils zum Saisonende wandert die Ware des Hauptgeschäfts an der Ruhrstraße in die Stadtgalerie und wird dort zum halben Preis angeboten. Hinzu kämen Sonderposten der Hersteller. Aktuell feiert der Händler sein 20-jähriges Geschäftsjubiläum und bietet satte Rabatte. „Wir sind mit dem Standort zufrieden“, sagt er.
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Auch Blumenhändlerin Irene Mikus lockt Kunden und Kundinnen mit Schnäppchenpreisen an. Im ehemaligen S.Oliver-Geschäft verkauft sie mit ihrem „Herner Blumen Outlet-Center“ Pflanzen, die sie zuvor auf dem Großmarkt günstig erstehen konnte.
Die mehr oder weniger frischen Blumen, Gemüsepflanzen und Obstbäume stehen auf Rollwagen, die in dem leeren Ladenlokal im Kreis aufgestellt sind. Demnächst wolle man ein Schild über dem Ladenlokal anbringen lassen, verrät ein Mitarbeiter. Das war es aber auch an Investitionen.
Verkaufsoffener Sonntag am 21. Mai
Beim kommenden verkaufsoffenen Sonntag – anlässlich der Himmelfahrtskirmes – macht auch die Stadtgalerie mit. „Ich freue mich, dass viele Händler von sich aus Aktionen anbieten“, sagt Centermanagerin Babett Arnold, die selbst das Maskottchen „Witti“ losschickt. Die Stadtgalerie öffnet am 21. Mai von 13 bis 18 Uhr.
Das Café Krümelreich bietet Kinderschminken und einen Bobbycar-Parcours an (15 bis 17 Uhr). Nebenan, im neuen Friseursalon M&C, gibt es gratis Flechtfrisuren und Rabatte auf Haarschnitte. Supercut lockt mit „Gratis-Styling“, „Maxim“ mit bis zu 50 Prozent auf Mode und Schuhe. Und bei Intersport Guevenc kann man „Rabatte würfeln“.
Einen ähnlich provisorischen Eindruck macht noch immer der benachbarte Süßwarenhändler, der schon seit langem an drei Tagen pro Woche (donnerstags bis samstags) seine Mozartkugeln und Schokoladentafeln verkauft. Und zwar in einem Ladenlokal, dessen Einrichtung immer noch die Handschrift von „Esprit“ trägt – obwohl hier bis vor Kurzem das Corona-Testzentrum untergebracht war.
Keine Neuzugänge in Sicht
Center-Managerin Babett Arnold sieht diese „Vermietungsart auf Zuruf“, wie sie es nennt, zwiegespalten: „Die Läden sind okay, denn sie laufen ja.“ Es falle aber auf, dass sich die Mieter nicht langfristig an die Stadtgalerie binden möchten. Und die Außenwirkung sei problematisch, weil nicht in den Ladenbau investiert werde. Neue, langfristige Mieter für die Stadtgalerie zu finden, bleibe mühsam. Wie ist der Status quo? „Es sind keine Neuzugänge in Sicht“, sagt Arnold. Und schiebt optimistisch hinterher: „Aber auch keine Abgänge.“