Witten. Vor 111 Jahren ist die Titanic gesunken. Ein bekannter Wittener hat sie nachgebaut und will sich nun einen großen Traum erfüllen.

Zwei Jahre Arbeit, zehn Bausätze und um die 1000 D-Mark stecken in Hans-Ulrich Kieselbachs liebstem Modellbau-Projekt. Schon um die Jahrtausendwende rum – noch zu Zeiten der Deutschen Mark – hatte sich Wittens ehemaliger Erster Stellvertretender Bürgermeister das Material für den Nachbau der Titanic besorgt. Seitdem dieser fertig ist, hat er einen Ehrenplatz im Hobbyraum des 81-Jährigen. Nachgebaut hat der Rentner schon viele Schiffe, doch keines hat ihn dabei so sehr beeindruckt wie die Titanic. Wie viele Teile in dem 1,12 Meter langen Nachbau des ehemals größten Schiffes der Welt verbaut sind, das kann er gar nicht genau sagen. „Das aufwendigste meiner Projekte war es aber in jedem Fall.“

Schon vor knapp zehn Jahren hat er seine Titanic fertig gestellt. Dass der frühere CDU-Politiker es ausgerechnet jetzt der Öffentlichkeit präsentiert, ist kein Zufall. Am 15. April (Samstag) jährt sich der Untergang des Schiffes zum 111. Mal. „Ich will nicht, dass die Geschichte der Titanic und die damit verbundene Tragik in Vergessenheit geraten“, sagt Kieselbach.

Wittener recherchiert seit Jahren, wie die Titanic sinken konnte

Der Rentner selbst beschäftigt sich mit der Geschichte des bei seiner Jungfernfahrt 1912 gesunkenen Dampfers, seitdem er vor über zehn Jahren angefangen hat, ihn nachzubauen. Denn zu den wöchentlich gelieferten Bausätzen, die sich Kieselbach online bestellt hatte, gab es jeweils eine Zeitschrift mit Informationen rund um den Untergang. „Das hat mich in einen richtigen Sog gezogen. Vor allem wollte ich wissen, wie es möglich war, dass so ein Schiff untergeht.“

Dass die Katastrophe vermeidbar gewesen wäre, macht den Wittener auch heute noch betroffen. Der Kapitän hatte damals die Nord- statt der damals üblichen Südroute durch den Atlantik gewählt, trotz des Risikos der vielen unter Wasser liegenden Eisberge. Dass das Schiff schließlich genau so einen Eisberg – auch noch mit überhöhter Geschwindigkeit – rammte und viele Passagiere starben, weil zu wenig Rettungsboote da waren, kann Kieselbach nicht verstehen.

„Ich denke bei der Titanic vor allem an die Tragik dahinter und an die vielen Verstorbenen. In einer der Zeitschriften waren die Namen aller Passagiere aufgelistet – mit einem Vermerk, ob sie überlebt haben oder nicht. Das hat mich damals erschüttert.“ Ein Grund, warum er sich die bekannte Verfilmung mit Leonardo die Caprio und Kate Winslet nie angesehen hat. „Diese Liebesgeschichte glorifiziert mir das wirklich passierte Unglück zu sehr.“

Kieselbach will letzten Anlieger-Hafen der Titanic in Irland besuchen

Stattdessen hat Hans-Ulrich Kieselbach viel recherchiert, sogar eine Ausgabe des Wittener Stadtanzeigers von 1912 hat er sich besorgt. „Dort wurde analysiert, welche Lehren man aus dem Unglück ziehen müsse.“ Angefangen bei den fehlenden Rettungsbooten bis hin zur nicht hinreichend geschulten Schiffs-Crew. Auch sein Enkel Colin (16) versorgt ihn immer wieder mit Informationen rund um die Titanic. Der besuchte vor einiger Zeit das Titanic-Museum im nordirischen Cobh – der Ort, an dem das Passagierschiff im Hafen lag, bevor sie in Richtung New York auslief.

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Das letzte veröffentlichte Bild der Titanic, die Bucht, in der sie lag – sein Enkel hat Kieselbach die Bilder aus dem Museum gezeigt. Das reicht dem Modellbauer aber noch nicht. Er will den Ort auch einmal mit eigenen Augen sehen.

„Mein großer Wunsch ist es, mit meiner Frau und unserem Enkel Colin dort hinzureisen“, sagt der Stockumer. Dabei möchte der historisch interessierte Wittener auch erfahren, ob er zu den Überlebenden gehört hätte. „Am Eingang des Museums wird einem mit dem Ticket der Name von einem der damaligen Fahrgäste zugeteilt. Am Ausgang erfährt man dann, ob dieser Mensch überlebt hat oder nicht.“ Die Geschichte der Titanic lässt Hans-Ulrich Kieselbach eben nicht mehr los.

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