Witten. Traditionell feiern Abiturienten ihre letzten Schultage mit einer Mottowoche – nicht immer friedlich. Wie Wittens Schulleiter die Lage bewerten.
Wenn sich Jesus und Zeus auf dem Schulhof jubelnd in den Armen liegen und sich Superwoman und ein Schlumpf währenddessen im Armdrücken messen, ist schnell klar, welche Zeit des Jahres an den Wittener Gymnasien angebrochen ist: Es ist Mottowoche – die letzten Tage, die die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten vor ihren Abschlussprüfungen noch an der Schule verbringen.
Dass sich die Schülerinnen und Schüler dafür an jedem Tag der Woche nach einem anderen Motto verkleiden, hat auch an den Gymnasien in Witten seit vielen Jahren Tradition. Unumstritten ist das nicht, denn nicht immer geht es dabei nur um den spaßigen Abschluss der Schulzeit. In manchen Städten sind die Mottowochen inzwischen sogar verboten, weil es in der Vergangenheit zu Schlägereien oder Sachbeschädigungen gekommen war.
Wittener Schulleiter sind mit dem Verlauf der Mottowoche zufrieden
Auch in Witten? „Nein“, sagt Dirk Gellesch, Schulleiter des Ruhr-Gymnasiums. „Dann würden wir auch ganz entschlossen entsprechende Konsequenzen ziehen, was die Genehmigung dieser Wochen angeht.“ Das sei an seiner Schule aber bislang nicht nötig gewesen. „Wir wollen den Schülern diesen Spaß nicht nehmen“, betont er. „Es kommt nur darauf an, ein Gleichgewicht zwischen dem Spaß auf der einen und dem Aufrechthalten des Schulbetriebes auf der anderen Seite zu finden. Da feiern die jetzigen Abiturientinnen und Abiturienten aber nicht ausufernder als vorherige Jahrgänge.“
Das bestätigt auch sein Kollege vom benachbarten Schiller-Gymnasium. Bei früheren Jahrgängen sei der Alkoholkonsum, trotz (zumindest offiziellem) Alkoholverbot exzessiver gewesen, auch Anwohner-Beschwerden über vermüllte Straßen und Plätze habe es in diesem Jahr nicht gegeben. „Das läuft diesmal wirklich super. Wir haben im Vorfeld abgesprochen, was geht und was nicht und daran halten sich die Schüler bisher auch“, sagt Christian Roussel.
Kostüme wurden im Vorfeld mit den Schulleitern abgesprochen
Das gelte auch für die Kostüme. „Diskriminierende Mottos wie etwa „Zuhälter“ hätten wir nicht genehmigt, die gab es in diesem Jahr aber auch nicht.“ Stattdessen ziehen die Schülerinnen und Schüler am Mittwoch als Zeitreisende durch die Stadt. So wie Annika – als Seniorin, und Indira – als Dinosaurier. Beide sind erleichtert, dass die Mottowoche in diesem Jahr erstmals wieder ohne Corona-Einschränkungen stattfinden kann.
Und am Albert-Martmöller-Gymnasium? Da wird der Schulhof in der zweiten Pause zum Schauplatz fürs Armdrücken. Auch Schulleiter Johannes Rienäcker bleibt nicht verschont. „Aber gewonnen“, sagt er schmunzelnd. Er ist von dem Programm, das seine Abiturienten sich für ihre Mottowoche überlegt haben, begeistert: „Jeden Tag gibt es in den beiden großen Pausen Spiele, bei denen die gesamte Schüler- und Lehrerschaft einbezogen wird. Das haben sie wirklich toll gemacht“, sagt er.
Was die Woche noch geplant ist, weiß er nicht. Das halten auch Julia und Johana noch streng geheim. Die beiden Freundinnen sind Teil des Teams, welches die Mottowoche organisiert hat. Besonders hinter dem Abimotto „Zwölf Jahre Lach- und Sachgeschichten – das Abi mit der Maus“ steckt monatelange Arbeit.
Abimotto des Albert-Martmöller-Gymnasiums zieht sich durch das ganze Schuljahr
„Die ursprüngliche Idee dazu kam uns wegen unseres Schulmaskottchens“, erzählt Max und meint damit eine große Nachbildung der Maus aus der gleichnamigen Fernsehsendung. Die stand seit 1997 im Flur der Schule – bis sie wegen Brandschutz-Bedenken im letzten Jahr weggeworfen werden sollte.
Das wollten die Schüler nicht hinnehmen und nahmen die Statue kurzerhand mit nach Hause. „Dann haben wir das Schuljahr über die Geschichte erzählt, dass die Maus auf Reisen ist und immer wieder Hinweise eingestreut, wo sie gerade ist“, so Max. An ihrem ursprünglichen Standort erinnerte die letzten Monate eine Grabstätte an das Maskottchen. „Und pünktlich zur Mottowoche ist sie dann wieder aufgetaucht. Zusammen mit dem Elefanten, den wir noch zusätzlich gebaut haben.“ Die letzte Aktion der Woche, so viel konnten Max und seine Mitschüler schon verraten, war das aber nicht. Für die große Überraschung blieben die Schülerinnen und Schüler am Mittwoch extra noch länger in der Schule.
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