Witten. Die IG Metall kann Gespräche mit der DEW-Spitze über den Umbau des Wittener Konzerns aufnehmen. Es gibt aber deutliche Kritik an den Plänen.
Die DEW-Beschäftigten in Witten haben der IG Metall und dem Betriebsrat grünes Licht für Verhandlungen mit dem Unternehmen gegeben. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft können nun Gespräche über das in der letzten Woche vorgestellte Programm „DEW 2025“ des Mutterkonzerns Swiss Steel aufnehmen. Allerdings müssen auch noch die anderen Standorte ihr Okay geben.
Der Plan dahinter: Vor allem die Verwaltung soll verschlankt werden. Zudem sollen die Stahlarbeiter 40 statt wie bisher 35 Stunden arbeiten, ohne mehr Lohn zu bekommen. In Witten sind rund 1600 Menschen beschäftigt, etwas mehr als die Hälfte ist direkt an der Produktion beteiligt. Auf zwei Versammlungen stimmten sie in der Werkstadt am Mittwoch, 29. März, nun darüber ab, ob Verhandlungen mit der Unternehmensführung aufgenommen werden sollen.
IG Metall in Witten spricht von „aufgeheizter Stimmung“
Einige Redner waren gekommen, unter anderem auch Vertreter des Betriebsrats. „Es war schon sehr aufgeheizt“, sagt Mathias Hillbrandt von der IG Metall. Man habe aber auch gemerkt, dass die Beschäftigten Planungssicherheit haben wollen und daran interessiert seien, „dass der Betrieb gerettet wird“.
Bei den Mitarbeitern kommen die Pläne durchwachsen an, die Stimmung war auch nach der Abstimmung angespannt. „Ich bin zufrieden“, sagt einer nach den knapp anderthalb Stunden. Einer seiner Kollegen hingegen fand deutlichere Worte über seinen Arbeitgeber. „Diejenigen, die das entscheiden, sind nicht die, die im Werk stehen und die ganze Arbeit machen.“ Er kann nicht verstehen, was es bringen soll, mehr zu arbeiten, dafür aber am Ende weniger Geld zu bekommen.
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Die Verhandlungen der Gewerkschaft und des Betriebsrats mit der Konzernspitze dürften schwierig werden. Von einer Gratwanderung sprach in der vergangenen Woche bereits Heiko Reese, Stahlexperte bei der IG Metall. Die Gewerkschaft setzt dabei auf möglichst wenig Verluste und gleichzeitig auf eine Zukunftsperspektive für die DEW. Die Geduld bei den Beschäftigten scheint langsam jedenfalls aufgebraucht. „Wir geben ihnen jetzt noch einmal eine Chance“, heißt es aus der Belegschaft.
Zehn Prozent der Arbeitsplätze an allen Standorten sollen abgebaut werden
Das sieht auch Reese so. „Wir können nicht jedes Jahr aufs Neue über einen Beitrag der Belegschaft verhandeln.“ Eine Erhöhung der Arbeitszeit sieht die Gewerkschaft kritisch. „Wir wollen nun bei jeder Maßnahme des Reform-Pakets wissen, was genau dahintersteckt und inwiefern das zu einem besseren Ergebnis der DEW beitragen kann“, so Reese. Zudem sprach er von einem „Horror-Katalog“.
Wie ernst die Lage für das Unternehmens ist, hat DEW-Geschäftsführer Lutz Ernenputsch bereits auf der Betriebsversammlung im Bochumer Ruhrcongress deutlich gemacht. „Trotz verschiedenster Bemühungen ist es uns in den vergangenen Jahren nicht gelungen, eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit zu erreichen, die mindestens dem Durchschnitt unserer Industrie entspricht.“
In den kommenden drei Jahren sollen deshalb etwa zehn Prozent aller Arbeitsplätze abgebaut werden, das Restrukturierungsprogramm Einsparungen von 130 Millionen Euro bringen. Die Frage, welche Maßnahmen am Ende wirklich umgesetzt werden, ist nun Gegenstand der Verhandlungen der verschiedenen Parteien. Zunächst müssen aber noch die Standorte Krefeld, Siegen, Hagen und Hattingen zustimmen. Laut Mathias Hillbrandt von der IG Metall soll das bis Ende des Monats der Fall sein. Dann kann die Zukunft der DEW diskutiert werden.