Witten. Die Geschäftsführung der DEW in Witten strebt einen Haustarifvertrag an. Die IG Metall lehnt das kategorisch ab. Der Stand der Dinge.

Die Geschäftsführung der Deutschen Edelstahlwerke in Witten hat im Dezember angekündigt, mit der IG Metall über einen Haustarifvertrag verhandeln zu wollen – und damit über einen Ausstieg aus dem derzeit geltenden Flächentarifvertrag. Notwendig mache das die unbefriedigende wirtschaftliche Lage des Unternehmens, wie es in dem Schreiben hieß.

Zwei Monate später haben nach Angaben der IG Metall aber noch keine Verhandlungen stattgefunden, wie Heiko Reese, Stahlexperte der Gewerkschaft, auf Anfrage mitteilt: „Wir verhandeln noch nicht.“ Derzeit arbeite die Geschäftsführung an einem Restrukturierungskonzept. Dieses müsse der Gewerkschaft zunächst vorliegen. „Dann können wir unsere Forderungen stellen.“ Reese rechnet Mitte oder Ende des Monats damit, das Konzept vorliegen zu haben.

Restrukturierungstarifvertrag der DEW ist im Dezember ausgelaufen

Doch auch der Leiter des Stahl-Büros sieht „eine wirtschaftlich schwierige Lage, die eine Handlung erfordert“. Schon seit Jahren ist der Stahlkonzern in der Krise. 2021 schrieb das Unternehmen über 20 Millionen Euro Verluste. Anfang 2021 hatten sich Gewerkschaft und Unternehmen auf einen Restrukturierungstarifvertrag geeinigt, der das Überleben des angeschlagenen Stahlkonzerns sichern sollte. Die Mitarbeiter verzichteten darin für 2021 und 2022 auf ihr Urlaubsgeld, das Weihnachtsgeld wurde nur zur Hälfte ausgezahlt. Dieser Tarifvertrag ist zum 31. Dezember ausgelaufen.

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Den von der Geschäftsführung angestrebten Haustarifvertrag lehnt die IG Metall aber kategorisch ab. Denn ein solcher könnte unbefristet gelten. Denkbar wäre für die Gewerkschaft aber, im Rahmen eines tragfähigen Konzepts über zeitlich befristete Abweichungen vom Flächentarifvertrag der Stahlindustrie zu verhandeln.

„DEW muss sich zukunftsfähig aufstellen“

„Die DEW muss sich jetzt so aufstellen, dass sie wirklich zukunftsfähig ist“, sagt Reese. Unbestritten ist dabei, dass Umstrukturierungen nötig sein werden. „In der Vergangenheit wurde von der Belegschaft Geld genommen, das dann in den Verlusten verschwunden ist, ohne dass sich etwas geändert hätte. Aus dieser Spirale müssen wir raus“, betont der 49-Jährige.

Der Mutterkonzern Swiss Steel Group möchte sich neu ausrichten und DEW als „Marktführer für Green Steel in Europa“ etablieren. In der nachhaltigen Stahlproduktion liege die Zukunft des Unternehmens, verlautete die Geschäftsführung in einer Pressemitteilung Anfang Januar. Das Werk in Witten wolle man „auf die eigentlichen Kernprozesse konzentrieren und die Ertragskraft stärken“. Was das für die rund 1700 Beschäftigten am hiesigen Standort bedeutet, wird sich erst zeigen. Das Unternehmen ließ eine Anfrage zum Stand der Überlegungen unbeantwortet.