Witten. Seit der Real in Witten-Annen geschlossen hat, herrscht auf der Annenstraße „tote Hose“. Wann kommt endlich wieder Leben in den Stadtteil?
Genau ein Jahr ist es her, dass Real die Schließung seines Supermarkts in Witten ankündigte. Nach einem turbulenten Ausverkauf mit satten Rabatten war Ende Mai 2022 endgültig Schluss – mit deutlichen Konsequenzen für den Stadtteil. „An der Annenstraße ist seitdem tote Hose“, sagt ein Passant.
Trostlos ragt das verwaiste Real-Gebäude in den grauen Januarmorgen. Das Areal ist abgezäunt, die Namensschilder sind abmontiert, alles sieht ein wenig verkommen aus. Vor dem Rolltor hat jemand seinen Müll entsorgt, hinter einem Busch verkündet ein vergessenes Pappschild „Wir schließen – alles muss raus“. Nur die „Apotheke im Real“ wirkt von außen noch so bunt, als hätte sie geöffnet. Dabei mussten mit dem Supermarkt auch die angegliederten kleinen Läden dichtmachen.
Kunden bedauern Wegfall der Parkplätze
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Am Kiosk Urgulu hat man resigniert: „Von einem Tag auf den anderen war es bei uns ruhig. Mitunter kamen 1000 Kunden pro Tag in den Real. Dadurch war auf der Annenstraße immer was los“, sagt ein Mitarbeiter. Und was auch ein offenes Geheimnis ist: Seitdem die kostenlosen Real-Parkplätze weggefallen sind, stoppen weniger Kunden für den zusätzlichen Einkauf in den meist kleinen Geschäften auf der Annenstraße.
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Dort hält gerade der lange 320er Bus, er ist fast leer. „Früher war die Bushaltestelle voll, weil die Leute zum Einkaufen gekommen sind“, erinnert sich Herbert, der sich gerade einen Kaffee am Kiosk geholt hat. Und Kumpel Bernd ergänzt: „Das Traurige ist: Mit dem Real sind auch viele soziale Kontakte weggebrochen. Viele waren da doch einfach Kaffeetrinken, weil man draußen sitzen konnte. Oder man traf sich zufällig am Pommeswagen. Und manche sind einfach einmal am Tag gucken gegangen. Man traf ja immer irgendwen und jetzt hocken alle zuhause.“
Rentnerin fährt nun mit dem Bus zu Boni
Neueröffnungen in den Nachbarstädten
Viele Real-Märkte im Ruhrgebiet wurden geschlossen, für die meisten gab es aber schnell eine Nachfolge und einen Umbau. So hat Globus in den einstigen Real-Märkten in Castrop-Rauxel und im Hannibal-Center Bochum eröffnet. In Langendreer teilen sich Edeka und Lidl die Fläche, ein Edeka eröffnet auch in Hagen-Bathey. In Wattenscheid und in Dortmund-Oespel wechselte Real zu Kaufland. Allein in Hagen-Haspe existiert noch ein echter Real.
Interessant ist die Geschichte des Reals in Dortmund-Aplerbeck, der zeitgleich mit Witten geschlossen wurde. Bald füllt Marktkauf den Leerstand. Betreiber ist Stefan Grubendorfer (48), der bereits das Edeka-Center in Herdecke führt.
Gisela Samaritter war über Jahre Real-Kundin. „Der Laden fehlt mir sehr. Ich war zwei- oder dreimal pro Woche dort und habe eine Kleinigkeit gekauft.“ Jetzt hat die Rentnerin sich umgestellt. Einmal pro Woche fährt sie mit dem Bus zum Großeinkauf bei Boni. Wenn der Einkauf zu groß ist, gönnt sie sich für die Rückfahrt ein Taxi. Andere Annener, die wir bei unserer Umfrage antreffen, fahren nun zum Rewe nach Rüdinghausen. „Mit Penny, Netto und Lidl ist das Angebot im Stadtteil schon gut, aber das ist nicht das gleiche“, sagt ein Passant. „Es fehlt zum Beispiel eine richtige Fleisch- und Wursttheke.“ Eben ein Vollsortimenter.
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Fast niemand hier kann glauben, dass es noch lange dauern könnte, bis auf dem großen Gelände ein neuer Supermarkt eröffnet. Kaufland bestätigt inzwischen, Eigentümerin der Immobilie an der Annenstraße zu sein. „An dem Standort besteht ein gültiger Mietvertrag, den wir selbstverständlich erfüllen“, teilt das Unternehmen auf WAZ-Anfrage mit. Zu den weiteren Plänen gibt es aber keine Infos heraus: „Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir darüber hinaus aktuell keine weiteren Angaben zu diesem Standort machen können.“ Bei der Schließung des Kaufhauses gab es Gerüchte, die von einer Umbauzeit bis zu fünf Jahren sprachen.
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