Witten. Immer mehr beantragen Wohngeld. Die Zahl der Anspruchsberechtigten könnte noch stark steigen. Wie reagiert Witten auf die drohende Antragsflut?
Eine regelrechte Antragsflut droht beim Wohngeld. Die Zahl der Anspruchsberechtigten könnte sich zum 1. Januar glatt verdreifachen, wenn dann eine Gesetzesreform in Kraft tritt, hieß es im Sozialausschuss. Bereits jetzt ist die Zahl der Anträge deutlich gestiegen – und das bei anhaltenden Personalengpässen, die dem Amt für Wohnen und Soziales seit Monaten zu schaffen machen.
Zahl der Wohngeld-Anträge könnte sich auch in Witten verdreifachen
Immer wieder meldet die Stadt, dass das Amt zumindest telefonisch vorübergehend nicht erreichbar sei. Die Mitarbeitenden, die da sind, haben alle Hände voll zu tun. 6,5 Stellen gibt aktuell es in der Wohngeldstelle. Dort stieg die Zahl der Anträge bereits 2021 auf 2700. Bis Ende Juni dieses Jahres sind schon 1780 Anträge eingegangen. Sollte sich deren Zahl wie vom deutschen Städtetag vorausgesagt tatsächlich verdreifachen, „müssten da am Ende 20 Leute sitzen“, sagt Amtsleiter Michael Gonas, „Leute, die wir gar nicht auf dem Markt finden.“
Er räumte im Sozialausschuss ein, dass sich „eine gewisse Personalproblematik verstetigt“. Es sei aber „Verstärkung angedacht, dass wir die Kolleginnen und Kollegen nicht allein lassen“. Sozialdezernent Frank Schweppe kündigte an, dass die städtischen Azubis in ihrer letzten Ausbildungsphase den Wohngeldbereich unterstützen sollen. „Das bringt schon Erleichterung“, sagte der Erste Beigeordnete.
Bearbeitung von Anträgen kann länger dauern
Angesichts der zu erwartenden Flut von Anträgen könne die Bearbeitungsgeschwindigkeit etwas nachlassen, hieß es. Gleichzeitig wies Amtsleiter Gonas darauf hin, dass Wohngeldanträge schon jetzt digital gestellt werden könnten und die Menschen davon Gebrauch machen sollten. Außerdem kündigte er an, die Arbeitsabläufe noch weiter straffen zu wollen. Dezernent Frank Schweppe verneinte die Frage der Linken, ob es Personalreserven aus anderen Ämtern gebe. „Ich bin schon froh über die Azubis“, sagte er.
Auch die Personalsituation im Sozialamt ist angespannt. Es gibt einige Langzeitkranke, bei gleichzeitig hohen Fallzahlen. Die Bearbeitung ist eingeschränkt. „Die Menschen, die am nötigsten Geld brauchen, werden es aber bekommen“, versicherte Amtsleiter Michael Gonas. Erschwerend kommt hinzu, dass „tragende Kräfte“ die Ämter wechseln, was ihnen nicht verwehrt werden soll.
„Nennenswerte Anzahl von Bewerbungen“ für Stellen im Wittener Sozialamt
Gonas sprach von einer insgesamt „unbefriedigenden Situation“, die sich noch verschärfen werde. Einen Lichtblick sieht er aber. Für die Leistungsbearbeitung nach dem Sozialgesetzbuch XII (Sozialhilfe) liege eine nennenswerte Anzahl von Bewerbungen vor.
Wie sich die explodierenden Energie- und Lebensmittelpreise weiter auf die Zahl der Sozialhilfefälle auswirken, ist derzeit noch nicht konkret absehbar. Klar ist aber: Sie dürfte weiter steigen, „wenn viele Leute mit den gestiegenen Preisen nicht mehr klarkommen“, wie es heißt. Sozialamt und Jobcenter gehören bereits jetzt zu den ersten Anlaufstellen.