Witten. Schweizer Sennenhunde sind lieb und verschmust. Für einen Wittener Verein sind sie das Allergrößte. Die Geschichte einer tierischen Leidenschaft.
Olli futtert gern Kohlrabi. Aber eigentlich, sagt Hannelore Schilling, „frisst der alles, sogar Kirschen“. Der sechs Jahre alte Berner Sennenhund kuschelt auch gern und mag es, auf Frauchens Fuß zu sitzen. „Die Tiere sind so verschmust und einfach prima vom Wesen her“, sagt die 68-Jährige. Sie ist eines von 30 Mitgliedern der Wittener Ortsgruppe des Schweizer Sennenhund-Vereins.
Der gehört zur Landesgruppe Westfalen und besteht schon seit 25 Jahren. Weil es nicht viele solcher Ortsgruppen in der Umgebung gibt, kommen die Mitglieder aus Duisburg und Bochum, aus Gelsenkirchen und Bottrop bis in die Ruhrstadt. Was sie anlockt, das sei auch der attraktive Trainingsplatz, sagt Vorsitzende Heike Schmidt (56).
Das Gelände liegt in der Nähe des Bethauses mitten im Muttental, also herrlich im Grünen. Allerdings gehört es dem Sennenhund-Verein nicht allein – im Gegenteil: „Wir sind hier Untermieter des Terrier-Klubs“, erklärt Schmidts Stellvertreter Norbert Broda (70).
Wittener Verein trifft sich zur Hunde-Runde
Immer dienstags treffen sie sich am frühen Abend. Gehen erst gemeinsam mit den Hunden eine Runde spazieren, danach stehen Gruppen- oder Einzeltraining an. „Früher haben wir auch viele Prüfungen auf dem Platz absolviert, aber darum geht es heute kaum noch“, so Broda. Wohl aber geht es um Gehorsam. „Sitz“, „Platz“ – das muss klappen. Außerdem müssen die Tiere zum Beispiel lernen, nicht einfach aufeinander zuzulaufen, wenn alle auf dem Gelände zusammenkommen. Oder ausgelegtes Futter nicht sofort aufzunehmen.
Vier Rassen zählen zu den Schweizer Sennenhunden. Am häufigsten gibt es den langhaarigen Berner Sennenhund, nicht zu verwechseln mit einem Bernhardiner. Allen gemein ist die Dreifarbigkeit des Fells. Doch während das des Berners langhaarig ist, besitzt der kompakte Schweizer Sennenhund kurzes Stockhaar. Letzterer ist die größte Rasse, der Entlebucher die kleinste. Und der vierte im Bunde, der Appenzeller, unterscheidet sich durch seinen „Posthorn-Schwanz“, wie Heike Schmidt ihn nennt. „Die anderen haben eine hängende Rute.“
Die Vereinsvorsitzende besitzt selbst zwei Große Schweizer Sennenhündinnen und ist leidenschaftliche Hobby-Züchterin, weil es ihr wichtig ist, „den Bestand der Rasse fortzuführen“. Eine ihrer Hündinnen ist gerade trächtig und wirft in drei Wochen. Zwei bis zehn Welpen können es werden. Alle seien bereits reserviert, bleiben aber die ersten neun Wochen bei der Mama.
Wittener Ehepaar seit Vereinsgründung dabei
Bis zu 70 Kilo könne ein ausgewachsener Rüde auf die Waage bringen. Dennoch gilt für diese wie für alle vier Rassen: „Sie sind sehr menschenbezogen und fürsorglich, also richtig treue Familienhunde.“ Wie zum Beweis werden Fotos herumgezeigt, darauf die kleinen Enkel dicht an dicht mit den großen Hunden.
„Ganz früher in der Schweiz waren das mal Hof- und Gebrauchshunde“, erzählt Hannelore Schilling. „Die haben zum Beispiel im Geschirr Milchkannen gezogen.“ Auch heute müssten die Tiere beschäftigt werden, „sonst machen sie schon mal Dummheiten“. Schilling lächelt dabei. Ihrem Olli kann sie wahrscheinlich fast alles verzeihen. Sogar, dass er sabbert und haart. Letzte Woche war sie noch mit ihm beim Hundefriseur. „Irgendwann kommt man da selbst nicht mehr durch.“
Neue Mitglieder sind willkommen
Die Ortsgruppe Witten des Schweizer Sennenhund-Vereins trifft sich in der Regel jeden Dienstag ab 18 Uhr auf dem Trainingsplatz an der Muttentalstraße 29. Wer sich dafür interessiert, kann gerne vorbeischauen. „Wir suchen Nachwuchs“, sagt Vorsitzende Heike Schmidt. Besitzer anderer Hunderassen sind ebenfalls willkommen.
Der Verein feiert am Freitag, 12. August, sein 25-jähriges Bestehen im Bethaus. Nach der Jahreshauptversammlung steht ein kleines Sommerfest auf dem Programm. Weitere Infos über den Verein unter www.ssv-ev.de.
Heinz (89) und Ellen (86) Völpert aus Witten halten dem Verein seit 25 Jahren die Treue. Ihre Paula war damals natürlich noch nicht dabei. „Sie ist unser fünfter Berner Sennenhund“, sagt Heinz Völpert. Vor der Vereinsgründung sei die Gruppe zunächst eine Interessengemeinschaft gewesen, die Tierärztin Andrea Herz maßgeblich mit ins Leben gerufen hatte.
Ob sich die „Sennenverrückten“, wie Hannelore Schilling die Mitglieder nennt, an diesem Dienstag wieder zum Spaziergang und Training im Muttental treffen, ist übrigens noch unklar. Denn es soll wieder wärmer werden. Und mit Hitze kommen die Hunde nicht gut klar. „Ab 25 Grad wird’s kritisch“, sagt Norbert Broda. Dann liege seine Peggy (5) lieber zuhause auf den kühlen Fliesen.