Witten. Seit vier Wochen hat die Essbar in Witten eine neue Inhaberin und wiedereröffnet. Besonders ein Gericht ist bei den Kunden der absolute Renner.

Um kurz nach halb eins ist ordentlich Betrieb in der Essbar im Wullener Feld in Witten. Knapp zehn hungrige Kundinnen und Kunden genießen ihre Mittagspause. Viele davon arbeiten in den Betrieben nebenan. Ganz oben auf der Karte steht am Donnerstag geschmortes Rindfleisch mit Kartoffeln. Seit vier Wochen betreibt Galina Bernhardt den Imbiss – und setzt auf traditionelle Kost.

„Ich habe mir den Laden hier angeguckt und mich sofort verliebt. Der Standort mit den ganzen Firmen hier ist super“, sagt die Gastronomin. Ihr Mann habe sie schon immer ermutigen wollen, sich selbstständig zu machen. „Mich musste man aber ein bisschen anschubsen.“ Immerhin sei es keine leichte Entscheidung, in diesen Zeiten einen eigenen Imbiss zu eröffnen. Zumal Bernhardt zuvor einen sicheren Job hatte. Sie leitete die Caféteria im Marien-Hospital. Die Gastronomie ist für sie also kein Neuland.

Kunden loben neue Inhaberin der Essbar in Witten

Und das merken auch die Kunden. „Galina ist einfach super“, sagt Thomas Schubert. Der 62-Jährige hat sich ebenfalls für das Tagesgericht, also das geschmorte Rindfleisch, entschieden. Sein Favorit ist aber der Kartoffelsalat mit Frikadellen – und damit ist er nicht allein. Das Gericht ist der Dauerbrenner in der Essbar. „Da nehme ich gerne auch mal zwei Portionen und esse eine noch am nächsten Tag, wenn der Salat richtig durchgezogen ist“, so der Rentner. Er kennt die Essbar bereits seit dem ersten Tag.

Das Essen, in dem Fall der geschmorte Rinderbraten mit Kartoffeln, kann auch mitgenommen werden.
Das Essen, in dem Fall der geschmorte Rinderbraten mit Kartoffeln, kann auch mitgenommen werden. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Damals, vor rund 30 Jahren, stand dort noch ein Campingwagen. „Die Inhaberin hieß Annette und sie hat aus dem Wagen belegte Brötchen verkauft. Das ist schon Wahnsinn, wie sich das hier entwickelt hat“, erinnert sich Schubert. Bernhardt ist mittlerweile die fünfte Inhaberin. Vor ihr stand Sabine Samotzki hinterm Herd, vor ihr hat viele Jahre lang Annette Günneberg die Essbar geprägt. „Alle waren gut, aber bei Galina ist es noch mal ein Stück besser.“

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Und nicht nur das Essen, auch das Ambiente lockt die Kunden. Der Geruch „von lecker Mittag“ dringt aus dem Imbiss nach draußen, da kann einem nur das Wasser im Mund zusammen laufen. Die Zeiten des Campingwagens sind lange vorbei. Mittlerweile gibt es eine richtige Theke und einen kleinen überdachten Vorplatz mit drei Tischen und Stühlen mit orangefarbenen Auflagen. Die meisten Leute haben aber wenig Zeit und nehmen sich das Essen mit. Dass es gut ist, spricht sich rum.

Auch belegte Brötchen dürfen in Witten nicht fehlen

„Ich nehme zwei Schnitzelbrötchen, eins für meinen Kollegen. Ich habe ihm gesagt, dass es hier super schmeckt“, so ein Kunde. Bernhardt kümmert sich noch um alles alleine. Sie öffnet bereits um sechs Uhr, vorher schmiert sie schon die ersten Brötchen. Klassiker wie eine Schinken- oder Käsestulle dürfen natürlich nicht fehlen. Doch für die 46-Jährige ist es wichtig, viele unterschiedliche Dinge anzubieten. So gab es in dieser Woche bereits Nackensteak mit Rosmarinkartoffeln und scharfes Putengulasch. Am Freitag steht, was auch sonst, Fischfrikadelle auf dem Speiseplan. Jede Woche kreiert sie eine neue Karte. Die Gerichte kosten zwischen acht und zehn Euro, die Portionen sind ordentlich und machen jeden Handwerker satt.

Die Essbar in Witten: Wo früher nur ein Campingwagen stand, kann schon lange auch gemütlich draußen Platz genommen werden.
Die Essbar in Witten: Wo früher nur ein Campingwagen stand, kann schon lange auch gemütlich draußen Platz genommen werden. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Zu gegebener Zeit gibt es auch Spargel, im Winter Eintöpfe und Grünkohl. Das Besondere an der Essbar ist zudem die Herzlichkeit. Jeder kennt sich, es wird sich geduzt. Lange Warten muss hier niemand. Sobald ein Kunde den Laden betritt, geht Bernhardt hinter die Theke und bereitet das Gericht zu. „Viele bestellen schon vor. Dann geht es noch schneller“, sagt die Wittenerin. Auch abgepackte Salate oder Tomate Mozzarella für den kleinen Hunger zwischendurch dürfen nicht fehlen. Viele stoppen auch einfach für’n Kaffee.

Wie lange Galina Bernhardt den Laden noch alleine führen kann, weiß sie nicht. „Irgendwann brauche ich sicher Unterstützung.“ Die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, hat sie aber nicht bereut. Auch, wenn es manchmal viel ist. Und schon kommen die nächsten Kunden rein. Was gibt es? Na klar, Kartoffelsalat mit Frikadellen.