Witten. Keins der Testzentren in Witten weiß, wie ab 30. Juni der Eigenanteil für Bürgertests kassiert werden kann. Zwei Teststellen schließen nun.

Ein Coronatest in einem Testzentrum in Witten kostet ab Donnerstag (30.6.) Geld: Drei Euro pro Test. Die Betreiber der Wittener Testzentren sind wenig begeistert von dieser neuen Auflage. Denn noch sei nicht geklärt, wie eigentlich abgerechnet oder Ausnahmeregelungen überprüft werden. Schließen will aber keine Teststation.

In den meisten Wittener Testzentren ist die Stäbchen-in-die-Nase-Prozedur mittlerweile Routine. Gut besucht ist das Testmobil am Café del Sol des Anbieters „NRW-Schnelltest“, an dem viele kurz parken, über einen Code auf dem Handy einchecken, sich testen lassen und zwei Minuten später wieder verschwunden sind. „95 Prozent unserer Kunden brauchen den Test für ihren Beruf oder weil sie jemandem im Altenheim oder Krankenhaus besuchen möchten“, sagt Dieter Mönnig. Zusammen mit seiner Frau Manuela steht er jeden Tag, selbst am Wochenende oder an Feiertagen, an der Ruhrstraße.

Fallzahlen nehmen seit zehn Tagen zu

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Karl Lauterbach hatte im Juni erklärt, dass die kostenlosen Bürgertests nicht weiter angeboten werden können. Das bisherige Testangebot habe zu monatlichen Kosten von rund 1 Milliarde Euro geführt. Das Deutsche Rote Kreuz hat wegen der unklaren Finanzierung daraufhin sein Testzentrum an der Annenstraße geschlossen.

Auch die Corona-Teststelle an der Uni Witten/Herdecke schließt zum 30. Juni 2022, „da die Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums für Testungen ausläuft“, so Unisprecher Malte Langer. Die Universität werde die Räumlichkeiten weiterhin stehen lassen, um schnell reagieren zu können, wenn sich die pandemische Lage oder die Verordnungen ändere.

Die anderen Zentren wollen vorerst weitermachen. Bei unserem Besuch ist dort zwar wenig los. Doch die steigenden Inzidenzzahlen sorgen täglich für mehr Kundschaft.

„Seit gut zehn Tagen nehmen die Fallzahlen zu“, hat Dr. Matthias Thöns beobachtet, der neben Ostermann ein Test- und Impfzentrum betreibt. Zu ihm kommen offenbar viele Menschen mit Symptomen. „Vor Kurzem waren nur zehn Prozent aller Tests positiv, jetzt sind es zwanzig Prozent“, sagt er. Ömer Yorik vom Testzentrum im ehemaligen Krüger-Haus an der Bahnhofstraße nennt Zahlen: Im Mai hatte er zwei Positivfälle auf 150 Tests, jetzt seien es sechs.

Das war Ende November 2021: Lange Warteschlangen, wie hier am Testmobil auf dem Parkplatz des Café del Sol.
Das war Ende November 2021: Lange Warteschlangen, wie hier am Testmobil auf dem Parkplatz des Café del Sol. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Manche Wittener Testzentren kassieren vorerst nicht

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Wird die 3-Euro-Regelung den Betrieb in den Zentren eindämmen? Nur ein wenig, glauben die Mönnigs vom Testmobil. Denn wer ins Altenheim oder Krankenhaus will, ist auch künftig von der Zuzahlung befreit. Das seien genau die, die auch zurzeit für Frequenz sorgen. Ömer Yorik dagegen findet „das alles kontraproduktiv. Schon jetzt lassen sich einige nicht offiziell testen, weil sie dann in Isolation müssen. Bald werden es noch weniger tun. Man darf doch nicht die bestrafen, die sich freiwillig testen lassen!“

Vielmehr ärgert die Betreiber, dass das Land NRW die Modalitäten für die Abrechnung noch nicht genannt hat. „So lange das Land keine klaren Vorgaben macht, werden wir kein Geld kassieren“, sagt dazu Matthias Thöns. Mürvet Kesmen, die seit April 2021 das Testzentrum in der Stadtgalerie betreibt, wird wohl auf die Nachweiszettel zurückgreifen, die sie im Herbst im Einsatz hatte. „Wie soll ich denn nachprüfen, ob die Testperson wirklich ins Altenheim will“, fragt sich Dieter Mönnig. Auch am Testmobil wird übergangsweise auf die 3 Euro verzichtet.

Schnelltests reagieren besser auf Varianten

Deutlich mehr Neuinfektionen in Witten

Die Corona-Fälle in Witten ziehen kräftig an. In den vergangenen sieben Tagen gab es 434 Neuinfektionen, in der Vorwoche waren es nur 263. Aber: Die Lage in den Krankenhäusern bleibt entspannt. Im ganzen EN-Kreis sind derzeit 66 Patienten mit einer Corona-Infektion in stationärer Behandlung. Davon wird niemand intensivmedizinisch betreut oder beatmet.

Zwei Menschen aus Witten sind in der letzten Woche in Zusammenhang mit Corona verstorben: Eine 92-jährige Bewohnerin der Chelonia Rosenthalresidenz sowie ein 83-jähriger Bewohner des Katholischen Altenzentrums St. Josefshaus in Herbede. Mehrere Corona-Infizierte melden auch die Kitas. Die städtische Kita an der Wemerstraße zählt aktuell elf Fälle.

Die Betreiber werben um Vertrauen in ihre Schnelltests. Mürvet Kesmen hat „als Beruhigung für sich selbst“ einmal die Zahl ihrer positiven Schnelltests mit den späteren PCR-Tests abgeglichen, „und wir hatten kaum falsche Positivtests“, sagt sie. Auch Matthias Thöns hat beobachtet, dass die Tests auf aktuelle Covid-Infekte besser anschlagen als in den ersten Monaten 2022. Und: Dass die Menschen sich langsam wieder für das Thema interessieren: „Denn auch die Zahl der Impfungen zieht wieder an. Das sind Viertimpfungen und Kinderimpfungen.“