Witten. 2015 brachte er die indische Küche nach Witten. Jetzt hat Manjit Singh Geld und Liebe in sein Lokal in einem Bommeraner Fachwerkhaus investiert.

Manjit Singh ist ein Gastronom mit Leib und Seele. Ein Mann, der jedem Gast seines Lokals „Haveli“ in Bommern ein freundliches Lächeln schenkt - ob er hinter dem Tresen steht oder Speisen serviert, die in seiner Küche nach ayur­vedischen Rezepten zubereitet werden. Singh hat in Coronazeiten Geld in eine sechsmonatige Renovierung seines Restaurants gesteckt. Jetzt hofft er, dass die Pandemie und die Preissteigerungen ihn keine Gäste kosten.

Der indische Koch Rajeev Sing stammt aus der nordindischen Region Punjab.
Der indische Koch Rajeev Sing stammt aus der nordindischen Region Punjab. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Im Dezember 2015 hat der heute 50-Jährige am Bodenborn sein Lokal eröffnet. Auf das denkmalgeschützte Fachwerkhaus (Nr. 66) war er zusammen mit seinem Bruder im Internet gestoßen. Eine Tapas-Bar war dort ausgezogen. Ein guter Ort für eine authentische indische Küche, fand Manjit Singh. Im „Haveli“ möchte er seinen Gästen die Spezialitäten seiner Heimat, der nordindischen Provinz Punjab, näherbringen. Und dies in einem schönen Ambiente.

Seinen Biergarten hat er mit Blumen geschmückt. In der kühleren Jahreszeit wird dieser mit Planen zu einem Wintergarten umfunktioniert. Heizstrahler sorgen für Wärme. Auch eine Investition in Coronazeiten - wie der in der Pandemie organisierte Lieferservice.

Gastronom hat in Hattingen ein zweites Lokal - auch in einem Fachwerkhaus

Eigene Firma für Metallbearbeitung

Gastronom Manjit Singh lebt seit 2008 in Deutschland. In Heiligenhaus (Kreis Mettmann) betreibt er neben seinen Lokalen noch eine Firma für Metallbearbeitung. Acht Mitarbeiter schleifen und polieren Fenster- und Türgriffe. Der Wahl-Wuppertaler flog früher zwei bis drei Mal im Jahr nach Indien. Seine Eltern lebten im Norden, im 4000-Seelen-Dorf Bhadas, aus dem auch Manjit Singh stammt. Mittlerweile sind beide verstorben. „Ich war seit zwei Jahren nicht mehr in Indien“, sagt der 50-Jährige.

Stammgäste, die ins Lokal kommen, staunen. Wo vorher aufgemaltes, schwarzes Fachwerk zu sehen war, sollen jetzt weiß verputzte Wände für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen. Fotos aus Indien in goldfarbenen Rahmen entführen die Gäste in ferne, farbenfrohe Welten. Auch die dunklen Restaurant-Möbel mussten weichen. Sie machten Platz für farbige Sessel und helle Tische. Der Wirt hat sich für die neue Restaurant-Optik von einer Wittener Fachfirma beraten lassen.

Am denkmalgeschützten Fachwerkhaus am Bodenborn 66 gibt es auch einen Biergarten.
Am denkmalgeschützten Fachwerkhaus am Bodenborn 66 gibt es auch einen Biergarten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Manjit Singh ist ein umtriebiger Mann. In der Hattinger Altstadt hat er noch ein zweites Restaurant Haveli, auch in einem alten Fachwerkhaus. In dem wurden früher Pfannkuchen serviert. Singh, der mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Wuppertal lebt, würde auch gerne noch in Düsseldorf oder in der Bochumer City ein Lokal eröffnen. „Ich warte aber erst einmal ab, wie das mit der Inflation weitergeht.“ Denn die Menschen sparen, das merkt auch er. Die gestiegenen Einkaufspreise hat er noch nicht an seine Gäste weitergeben. „Wir wollen die Leute ja nicht verschrecken.“

Wittener „Haveli“-Koch stand schon in der indischen Metropole Mumbai am Herd

Auf seine beiden Köche in Bommern ist er stolz. Satpal Singh (32) hat früher ein Jahr in einem Lokal in Indiens größter Stadt Mumbai, einst Bombay, am Herd gestanden. Koch Rajeev Singh (35) stammt wie sein Chef aus der Region Punjab. Der heute 35-Jährige wollte Geld im Ausland verdienen. Es wurde Bommern. In der Restaurant-Küche arbeiten die Köche auch mit einem sogenannten Tandoor, einem zylindrischen Lehmofen. Sie backen darin Brot (Nan), garen Fleisch und Gemüse. Ein fettfreies Verfahren – nicht nur schmackhaft für Menschen, die darauf achten müssen.

Darf in einem indischen Lokal nicht fehlen: eine Buddha Büste.
Darf in einem indischen Lokal nicht fehlen: eine Buddha Büste. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Gekocht wird nach ayurvedischen Rezepten. Hierbei spielen die richtigen Zutaten und Zusammensetzungen der Speisen eine wichtige Rolle. Solchen Speisen werden, erklärt Gastronom Manjit Singh, eine heilende Wirkung zugeschrieben - wie auch den verwendeten Gewürzen.

Gewürze haben Heilkräfte

Kreuzkümmel (Cumin) etwa soll bei Verdauungsbeschwerden helfen und Gelenkschmerzen lindern. Die traditionelle chinesische und die ayurvedische Medizin setzen Ingwer gegen Entzündungen ein - etwa bei Rheuma. Ingwer enthält schmerzlindernd wirkende ätherische Öle sowie Antioxidantien. Kardamom, das zu den Ingwer-Gewächsen zählt, hat einen hohen Anteil ätherischer Öle und wirkt auch antibakteriell.

Das Restaurant Haveli bietet auch eine große Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen an. Der Gastronom sagt, dass er sich überwiegend vegetarisch ernährt. In seiner Heimatregion Punjab seien fast 80 Prozent der Frau Vegetarierinnen. Auch er fühle sich mit dieser Ernährung wohl. Abends nimmt Manjit Singh die letzte Mahlzeit bis 19 Uhr zu sich. „Dann trinke ich nur noch Wasser. Das bekommt mir gut.“