Witten. Die Aktion „Witten blüht“ wird immer erfolgreicher. Über 1000 Blumenzwiebeln sind schon gespendet worden. Nun packen auch Senioren mit an.

Verblühte Osterglocken und Narzissen, mit teils schon braunen, herabhängenden Blättern – nicht unbedingt ein Anblick, der das Herz eines Blumenfreundes höher schlagen lässt. Doch Michael Kapmeyer bringt er jedes Mal zum Lächeln. Denn auch in diesem Jahr sammelt der 43-Jährige „ausgediente“ Blumenzwiebeln ein – um sie im Herbst wieder einzupflanzen und ihnen damit quasi einen zweiten Frühling zu schenken.

Was als kleine Aktion im Freundes- und Bekanntenkreis startete, hat mittlerweile viele Unterstützer in der Stadt gefunden. „Am Anfang haben mir die Nachbarn noch die Zwiebelknollen vor die Tür gelegt“, erinnert sich Michael Kapmeyer. Die verbuddelte er dann in den Baumbeeten vor seinem Geschäft „Naturtuche“ an der Steinstraße. Seit dem vergangenen Jahr sind die Stadtwerke mit an Bord und stellen für die Aktion Sammeltonnen zur Verfügung. Diese stehen mittlerweile auch beim Gartencenter Dehner oder an der Wittener Werkstadt.

600 Blumenzwiebeln sind im vergangenen Jahr für „Witten blüht“ gespendet worden

Als er sein Geschäft im Wiesenviertel vor über zehn Jahren eröffnete, blickte Kapmeyer „auf eine traurige braune Masse“ – und meint damit die damals kargen, nicht bepflanzten Baumbeete in der oberen Steinstraße. Also krempelte er die Ärmel hoch und begann damit, die Beete zu bepflanzen – auch mit Blumenzwiebeln. Der Übergang zur Idee der Pflanzenrettung sei dann fließend gewesen, erzählt der Stoffhändler. „Narzissen etwa kommen Jahr für Jahr wieder und blühen. Das ist viel zu schade, wenn die in der Tonne landen.“

Auch wenn sie vielleicht nicht so aussehen: Diese Blumenzwiebeln werden im nächsten Frühjahr wieder austreiben und Blüten ausbilden.
Auch wenn sie vielleicht nicht so aussehen: Diese Blumenzwiebeln werden im nächsten Frühjahr wieder austreiben und Blüten ausbilden. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Im vergangenen Jahr hat „Witten blüht“, wie sich die Aktion mittlerweile nennt, insgesamt 600 „ausgediente“ Pflanzen eingesammelt. Sie alle hat Kapmeyer in seinem Innenhof geputzt, beschnitten und dann über den Sommer eingelagert. „600 Zwiebeln von Erde und Grün befreien, das war ganz schön viel“, erinnert sich der engagierte Wittener. „Aber man wird ja mit einem tollen Blütenmeer belohnt.“

Senioren helfen beim Säubern der Blumenzwiebeln

Nicht alle Narzissen, Hyazinthen oder Tulpen haben im Herbst im Wiesenviertel einen Platz gefunden. Da die Blumen mehrjährig blühen, muss nicht jedes Beet immer wieder aufs Neue bepflanzt werden. „Einen Teil habe ich auch an Wittener verschenkt, die mich beim Gärtnern beobachtet haben“, sagt Kapmeyer. Von diesen seien sicherlich viele in Privatgärten gelandet. Und die eine oder andere Zwiebel ist auch auf den Gassirunden, die der 43-Jährige mit seinem Hund dreht, in der Erde verschwunden.

Unterstützen die Aktion „Witten blüht“ (v.l.): Rita Kölsch (79), Helga Weiß (85), Klaus Lehmann (68), Wolfgang Ohm (85), Stamen Salic (72) vom Tagespflege-Zentrum im Wiesenviertel mit Mitarbeiterin Lisa Veselinovic.
Unterstützen die Aktion „Witten blüht“ (v.l.): Rita Kölsch (79), Helga Weiß (85), Klaus Lehmann (68), Wolfgang Ohm (85), Stamen Salic (72) vom Tagespflege-Zentrum im Wiesenviertel mit Mitarbeiterin Lisa Veselinovic. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

In diesem Jahr bekommt Kapmeyer noch mehr Unterstützung für seine Aktion. Die Senioren des Tagespflege-Zentrums an der Theodor-Heuss-Straße packen mit an und übernehmen die Säuberung der Blumenzwiebeln. „Wir versuchen immer neue Impulse für unsere Gäste zu setzen“, sagt Sascha Lengnick, der die Tagespflege leitet. „Gerade Ältere sind bei Gartenarbeit immer sehr gerne dabei und engagiert.“ So pflegen die Senioren des Zentrums etwa auch Baumbeete vor der Einrichtung. „Es ist toll, dass sich die Senioren so ins Viertel einbringen können“, freut sich Michael Kapmeyer.

Schon über 1000 Zwiebeln gespendet

Und die Hilfe wird er gut gebrauchen können. Denn die Vorjahreszahlen wird „Witten blüht“ in diesem Jahr bei Weitem übertreffen: Bislang sind schon über 1000 Blumenzwiebeln gespendet worden – und es wird weiter gesammelt. Wo sie alle unterkommen werden, wird sich zeigen. Kapmeyer ist dazu bereits in Gesprächen. Und er hofft auf viele Wittenerinnen und Wittener, die im Herbst die Zwiebeln an den unterschiedlichsten Stellen in der Stadt vergraben wollen.

„Wenn es hier schön ist, dann geht es mir auch besser“, erklärt Kapmeyer sein Engagement für ein blühendes Wiesenviertel. Der Anblick seiner bunten Beete in der Steinstraße schenke Lebensmut und Freude – dort wo sonst Hundehaufen liegen würden. „Es gibt nichts Besseres als ein schön bepflanztes Beet“, sagt der 43-jährige. Und nichts würde wirkungsvoller Vandalismus verhindern.

Hier stehen die Sammeltonnen

Wer seine alten Zwiebeln spenden möchte, kann diese noch bis Ende Mai in eine der blauen Sammeltonnen der Stadtwerke einwerfen. Diese stehen beim Gartencenter Dehner (Liegnitzer Str. 7), bei Gut zu Fuß (Körnerstraße 26), bei Kristina Bruns Fotostudio (Beethovenstraße 3), in der Werkstadt (Mannesmannstraße 6), am Tor der Stadtwerke (Westfalenstraße 18-20) und bei Naturtuche (Steinstraße 7). Michael Kapmeyer wird aber auch darüber hinaus noch Zwiebeln annehmen. Wichtig fürs Spenden: Grüne Blätter sollten auf keinen Fall abgeschnitten werden. Aus ihnen zieht die Zwiebel Energie fürs kommende Jahr. Gerne können die verblühten Pflanzen auch mitsamt Topf eingeworfen werden.