Witten. Nachbarschaftshelfer reparieren in Witten Kleinigkeiten im Haushalt. Während Corona waren sie kaum gefragt. Dafür jetzt um so mehr
Hier klemmt die Tür, dort tropft der Wasserhahn, woanders ist der Abfluss verstopft: Treten solche Problemfälle in Wohnungen älterer Menschen auf, sind die Nachbarschaftshelfer der Caritas zur Stelle. Mit Beginn der Pandemie gingen die Einsatzzahlen stark zurück. Doch jetzt zieht die Nachfrage wieder an.
Motto des Projekts in Witten lautet „Senioren helfen Senioren“
Die Nachbarschaftshilfe ist ein Projekt, das vor gut zwölf Jahren unter dem Motto „Senioren helfen Senioren“ durchstartete. „Ein Team von Freiwilligen, die meisten im Rentenalter, kümmert sich um kleinere oder auch mal größere Reparaturen im Haushalt“, sagt Heike Völpert. Sie gehört zur Ehrenamtsagentur „Fokus“ der Caritas, die die Einsätze steuert.
Auch wenn das Angebot trotz Corona weiterbestand, sank die Nachfrage mit Beginn der Pandemie rapide, sagt Völpert. Der Rückgang sei auch verständlich. Denn „gerade die ältere Generation hatte ihre Kontakte stark eingeschränkt.“ Inzwischen melden sich die Senioren aber wieder verstärkt. Ein, zwei oder auch mal drei Aufträge pro Tag: Das entspricht in etwa den Zahlen vor der Pandemie.
Pensionierter Feuerwehrmann sucht neue Aufgabe
Zum Helferkreis gehört Hermann Karschnia. Er hat gerade mal wieder in der Wohnung einer Rentnerin eine Lampe zum Leuchten verholfen. Es genügte, eine neue Birne einzusetzen. Dass er gerne auch für solche kleinen Anfragen gerufen wird, geschehe recht häufig. „Oftmals sind es ältere Frauen, die es vielleicht könnten, aber unsicher sind und sich nicht trauen“, sagt der 63-Jährige. Da der pensionierte Feuerwehrmann handwerkliches Geschick mitbringt, knöpft er sich auf Wunsch gern auch mal ein Regal vor, um es aufzuhängen. Und wenn ein neues Bild an die Wand soll, greift er zu Hammer und Nagel.
Kontakt zu dem Freiwilligenteam
Die Ehrenamtsagentur Fokus ist unter 02302/421131 zu erreichen, Mailadresse: fokus@caritas-witten.de
Folgende Aufgaben listet die Caritas als Träger auf, die die Helfer übernehmen können: undichte Wasserhähne abdichten, kleinere Verstopfungen im Abfluss beseitigen, Heizkörper entlüften, Leuchtmittel auswechseln, Lampen anbringen, Regale aufhängen, Gardinenstangen anbringen, lose Tisch- oder Stuhlbeine leimen, den Weihnachtsbaum aufstellen.
Diese Arbeiten gehören nicht zum Angebot: gärtnerischen Tätigkeiten, Fahrdienste, Maler- und Tapezierarbeiten, Hauswirtschaft, Umzüge, Entrümpelungen.
Als Hermann Karschnia vor gut vier Jahren in Pension ging, suchte er eine Tätigkeit, die ihm Freude bereitet und mit der er anderen eine Freude machen kann. Meist wird der Wittener gleich schon an der Tür gefragt, ob er einen Kaffee oder lieber Wasser haben möchte. Ein kleines Schwätzchen gehört stets dazu.
Schon Brot oder Brötchen besorgt
Das erlebt auch Friedhelm Lülsdorf immer wieder aufs Neue. „Manchmal bieten uns die Leute auch ein Butterbrot an oder haben Brötchen geholt“, sagt er. So etwas schaffe eine sehr angenehme Atmosphäre. Geld wollen die Helfer für ihren Einsatz nicht haben. Sollte ihnen dann doch der eine oder andere Euro zugesteckt werden, kommt das in die Gemeinschaftskasse.
Von den Einnahmen wird beispielsweise ein Frühstück bezahlt, zu dem sich die Freiwilligen verabreden. Vor der Pandemie gab’s die Treffen monatlich, seit Corona herrscht Pause. Doch ein Neustart steht in Aussicht. Der Austausch untereinander bedeutet den Helfern viel. In lockerer Runde können sie über gewonnene Erfahrungen sprechen und und sich als Heimwerker gegenseitig Tipps geben.
Senior bescheinigt den Helfern fachmännische Arbeit
Klaus Jeromin gehört zu den Senioren, die sich jetzt wieder bei der Freiwilligenagentur „Fokus“ gemeldet haben. In seiner Wohnung haben die Helfer eine Tür neu eingehängt und einen Bettrahmen höher gelegt. Alleine hätte er das nicht geschafft, sagt der 86-Jährige. Den Nachbarschaftshelfern bescheinigt der Wittener fachmännische Arbeit. „Ich bin mehr als zufrieden.“
Kürzlich hatte Friedhelm Lülsdorf einen Klassiker auf seinem Auftragszettel, sollte er doch in der Wohnung einer Rentnerin Gardinen aufhängen. „Manche Leute steigen nur ungern auf eine Leiter“, so der 73-Jährige. Die Vorsicht findet er richtig, denn bekanntlich passieren die meisten Unfalle im eigenen Haus.
Wachsende Zahl an Anfragen zu digitaler Haustechnik
Den Wandel der Haustechnik bekommt auch das Freiwilligenteam zu spüren. Gerade erst stand wieder einmal ein Termin an, um die Zeitschaltuhr einer elektronisch gesteuerten Rollade auf Sommerzeit umzustellen. Beim digitalen TV-Gerät samt Fernbedienung sind manche Senioren auch schon mal überfordert. „Wir nehmen uns Zeit und programmieren beispielsweise die Sendeplätze neu“, sagt Lülsdorf.
Wenn die Anfragen bei der Caritas eingehen, überlegen die Helfer, wer welche Aufgabe übernimmt. Im Prinzip können alle alles. Hier und da gibt es natürlich gewisse Neigungen oder Vorlieben. In allen Fällen gilt aber die Devise, so Hermann Karschnia: „Wir sind keine Konkurrenz zum Handwerk und wollen es auch nicht sein.“