Witten. Wetterextreme machen auch Witten zu schaffen. In der City kann es im Sommer recht heiß werden. Was dagegen helfen könnte? Zum Beispiel mehr Grün.

Hitze, Stürme, Starkregen – Wetterextreme haben in Zeiten des Klimawandels auch in Witten immer größere Auswirkungen. Besonders in dicht bebauten Ortsteilen sind die schlimmen Folgen zu spüren. Die Stadt hat deshalb digitale Workshops organisiert. Zunächst hat Stadtplanerin Monika Steinrücke mit Bürgern und Bürgerinnen über die Situation in der Innenstadt gesprochen und über Lösungen diskutiert.

Monika Steinrücke erstellt mit der Stadt Witten ein Klimaschutz-Teilkonzept.
Monika Steinrücke erstellt mit der Stadt Witten ein Klimaschutz-Teilkonzept. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Besonders viel Redebedarf herrscht, wenn es um die Ruhrstraße und die Bahnhofstraße geht – alles ist dicht bebaut und es gibt kaum Bäume oder Wasserflächen, die bei Extremtemperaturen für eine Abkühlung sorgen könnten. „Das ist vor allem gefährlich, weil es in der Innenstadt und in der Umgebung Seniorenheime, Kitas, Schulen und Krankenhäuser gibt“, erklärt Steinrücke, die bei der Bochumer Agentur „K.Plan – Klima.Umwelt & Planung“ arbeitet. Hitze setze vor allem alten und kranken Menschen zu – und könne Lebensgefahr bedeuten.

Wittener Ärztin: Schlaganfälle nehmen zu

Liane Hein, Anwohnerin der Ruhrstraße und Ärztin in Hagen, bestätigt das aus eigener Erfahrung: „Nicht nur der typische Hitzeschlag ist die Folge, sondern auch Schlaganfälle nehmen zu“. An der Ruhrstraße sei es im Sommer um die zehn Grad heißer als außerhalb. „Da finde ich nachts selbst bei offenem Fenster kaum noch Schlaf“, sagt die Wittenerin. Die Stadt brauche mehr Grün. „In den Niederlanden bepflanzen sie sogar Bushaltestellendächer – das wäre doch auch was für Witten“, schlägt sie vor.

Evelyn Luhrenberg macht vor allem die Pferdebachstraße Sorgen. Die sei über Jahre geplant worden – trotzdem sei wieder dunkler Asphalt verlegt worden statt hellgrauer, der die Hitze weniger anziehen würde. „Da ist kein einziger Baum mehr und nicht eine einzige Grünfläche – für den kommenden Sommer mache ich mir da wirklich Gedanken, denn viele alte Menschen und Kinder gehen dort entlang“.

Wittens Stadtbaurat: Pferdebachstraße bekommt mehr Grün

Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, der auch am Workshop teilnimmt, versichert, dass es für die Pferdebachstraße einen Begrünungsplan gebe: „Wir mussten einige Bäume aufgrund der Bauarbeiten fällen, wollen aber bis Ende des Jahres viel neu pflanzen, um einen Allee-Charakter zu schaffen“. Mehr Bäume und „kleine Grünoasen“, genau dies plant Monika Steinrücke gemeinsam mit der Stadt in einem Klimaschutz-Teilkonzept. Es soll möglichst noch im Sommer per Ratsbeschluss an den Start gehen.

Gut fürs Klima: Ein Park auf dem Kornmarkt

Auch der Kornmarkt war während des Workshops Thema. Einige Teilnehmenden forderten: „Weg mit den Parkplätzen und stattdessen einen Park anlegen.“ Claudio Rabe vom Planungsamt dazu: „Einen Park schließen wir eher aus, weil wir in der Ecke Probleme mit Vandalismus haben“. Die Stadt wolle verhindern, dass der Kornmarkt eine nicht einsehbare Fläche werde. Rabe: „Wir könnten uns eine Wohnnutzung oder gewerbliche Nutzung vorstellen.“Fragen zum städtischen Klimakonzept beantworten Dieter Weitz (Planungsamt), 02302/581-4178 und dieter.weitz@stadt-witten.de sowie Monika Steinrücke (Agentur K.Plan), 0234/96648-166 und steinruecke@stadtklima.ruhr.

Steinrücke empfiehlt außerdem eine Bepflanzung für Flachdächer. „Je mehr Dächer begrünt sind, umso kühlender wäre der Effekt. Auch Dachgeschosswohnungen heizen sich dann weniger stark auf“. Heller Kies oder ein heller Anstrich anstelle dunkler Dachpappe sei ebenso sinnvoll. Denn bei Extremtemperaturen könne sich ein schwarzes Dach bis auf 90 Grad erhitzen.

„Begrünt man es jedoch, kann die Temperatur um 40 Grad gesenkt werden“, so die Stadtplanerin. Viele Gebäude in der Innenstadt sind allerdings in privatem Besitz – umso wichtiger sei es, auch deren Besitzer zu motivieren, ihre Häuser umzurüsten, so der Stadtbaurat.

Anwohner in Sorge wegen Überschwemmungen

Heidi Pfalz bereiten die zunehmenden Überschwemmungen Sorgen. Auch an der Husemannstraße, in Höhe des Berufskollegs, sammele sich bei Starkregen das Wasser. Die Wittenerin schlägt vor, an dem großen Parkplatz zwischen Husemann- und Bachstraße eine unterirdische Versickerungsmulde anzulegen. Monika Steinrücke stimmt ihr zu – die Innenstadt müsse generell mehr Versickerungsfläche bieten.

Wieder könnten Bäume Abhilfe verschaffen: Ein unterirdisches Auffangbecken könne unter jedem neugepflanzten Baum angelegt werden. Überschüssiges Wasser werde aufgefangen – und die Pflanzen profitierten davon.

Das Fazit am Ende des Workshops: Die Innenstadt ist zubetoniert und bräuchte mehr Grün. Monika Steinrücke betont: „Wir müssen jetzt anfangen, unsere Städte an den Klimawandel anzupassen, um Katastrophen zu verhindern.“