Witten. Sie ist eigentlich Flugbegleiterin und hat gerade ihr drittes Kind bekommen. Nun eröffnet die Wittenerin ein Café mit einem besonderen Konzept.

Eigentlich hat Jennifer Ramos e Silva gerade genug um die Ohren. Vor drei Wochen wurde der kleine Ruben geboren – ihr dritter Sohn. Kurz zuvor ist die fünfköpfige Familie noch umgezogen. Als wäre das nicht schon mehr als genug, eröffnet die 36-jährige Wittenerin jetzt noch ihr eigenes Café im Annener Kreativquartier. Am Mittwoch (2.3.) geht’s los – in den Räumen der ehemaligen Galerie „Himmelstropfen“.

Das neue Café Velcome an der Geschwister-Scholl-Straße in Witten-Annen: Vorher hatte dort die Galerie „Himmelstropfen“ ihren Platz.
Das neue Café Velcome an der Geschwister-Scholl-Straße in Witten-Annen: Vorher hatte dort die Galerie „Himmelstropfen“ ihren Platz. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Keine Frage: Jennifer Ramos e Silva ist offenbar ziemlich belastbar. Die wegen des Neugeborenen schlaflosen Nächte sieht man ihr kaum an. Sie strahlt und ihre Augen leuchten, wenn sie über ihr Café spricht. Ein bisschen aufgeregt sei sie aber schon, verrät die junge Frau. „Schließlich ist schwer einzuschätzen, wie das neue Angebot im Viertel angenommen wird.“

Alle Menschen aus Witten sind willkommen

Der Name des Cafés jedenfalls ist Programm: „Velcome“, also „Willkommen“ heißt es. Und wo eigentlich ein „W“ stehen müsste, verweist jetzt ein „V“ auf die vegetarischen und veganen Leckereien, die es gibt. Drei verschiedene Brotsorten etwa, belegt mit Ei oder Champignons und Avocadocreme. Oder süß mit hausgemachter Marmelade.

Im Café Velcome gibt es vegetarisches oder veganes Müsli und lecker belegte Brote. Der Einrichtungsstil: eine Mischung aus skandinavischem und industriellem Design. Alles ist hübsch dekoriert.
Im Café Velcome gibt es vegetarisches oder veganes Müsli und lecker belegte Brote. Der Einrichtungsstil: eine Mischung aus skandinavischem und industriellem Design. Alles ist hübsch dekoriert. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Drei Müslisorten stehen zur Auswahl. Zwei Kuchen gibt’s unter der Woche. Zum Start backt Jennifer Ramos e Silva American Cheesecake und Brownies. Außerdem steht täglich ein Mittagsgericht auf der großen Schiefertafel an der Wand, Mittwoch zum Beispiel Gemüsesuppe. Den Kaffee bezieht sie von der Wittener Rösterei Kijamii.

Das Essen: gesund, möglichst regional und bio

Eine richtige Speisekarte gebe es noch nicht und die Auswahl – gesund, möglichst regional und bio – sei zunächst bewusst klein gehalten. „Damit wir nicht so viel wegwerfen müssen“, sagt die Inhaberin. „Außerdem wollen wir gucken, was die Gäste sich so wünschen.“ Die Türen des Cafés stehen allen offen: Eltern und Kindern, alten und jungen Menschen. „Es soll ein Ort der Begegnung werden.“

Vier Tage pro Woche geöffnet

Das neue Café Velcome befindet sich an der Geschwister-Scholl-Straße 3 in Annen. Es hat ab heute mittwochs bis samstags von 9 bis 16 Uhr geöffnet – bei Bedarf möchte Betreiberin Jennifer Ramos e Silva diese Zeiten erweitern.

Die Wittenerin bezieht einen Teil ihrer Ware von der Entwicklungsgesellschaft Annener Berg, die auf einem Acker am Vöckenberg Obst und Gemüse in Bio-Qualität anbaut. Das Café fungiert in Zukunft auch als Abholstation für Verbraucher, die solche Nahrungsmittel bei dem Verein bestellt haben.

Auch Lesungen, Vorträge oder Musikveranstaltungen könne sie sich vorstellen. Geburtstage, Baby-Partys oder ein Treffen der Krabbelgruppe? „Ich bin für alles offen“, sagt Ramos e Silva. Kleine Ausstellungen sind ebenfalls möglich. Sie sollen an die Zeit erinnern, als die Galerie Himmelstropfen dort noch ihren Platz hatte. Künstler Frank Schlawin, der zuletzt die Stellung hielt, habe sich vorerst aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Aktuell hängen ein paar farbenfrohe Bilder der Wittenerin Beate Braun an den Wänden.

Helle Einrichtung und liebevolle Deko

Die Arbeiten passen gut zur sonst eher dezenten, hellen Einrichtung in den beiden ineinander übergehenden Räumen, die der Vermieter selbst renoviert hat – bis hin zur Jugendstil-Eingangstür von 1902. Der Tresen stammt noch aus den 60er Jahren, als hier schon mal eine Kneipe ihren Platz hatte. Jetzt veredelt Beton-Optik das gute Stück. Ein graues Sofa steht an der Wand, auf dem Söhnchen Ruben gerade selig schlummert. Auch für eine Spielecke war noch Platz.

Machen gemeinsame Sache: Jennifer Ramos e Silva (r.), Inhaberin des neuen Cafés in Annen, und Viola Werner, die zuvor den Dekoladen „Wohnklunker“ in der Nachbarschaft betrieben hat und nun ihre schönen Dinge im Café anbietet und auch dort arbeitet.
Machen gemeinsame Sache: Jennifer Ramos e Silva (r.), Inhaberin des neuen Cafés in Annen, und Viola Werner, die zuvor den Dekoladen „Wohnklunker“ in der Nachbarschaft betrieben hat und nun ihre schönen Dinge im Café anbietet und auch dort arbeitet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Alles ist liebevoll dekoriert. Da hat sich Ramos e Silva Unterstützung von einer Fachfrau geholt. Viola Werner, die bis vor kurzem den Deko-Laden „Wohnklunker“ nebenan in der Bebelstraße betrieben hat, ist mit eingestiegen. Nicht nur als Angestellte im Café. Die 55-Jährige bietet auf kleinen Regalen im Gastraum, aber auch in einem angrenzenden Zimmer weiterhin ihre schönen Dinge rund ums Wohnen an. Diese Kombination macht das Velcome zu einem „Concept-Café“.

Wittenerin hat im Ratskeller gekellnert

Jennifer Ramos e Silva freut sich auf die Eröffnung. „Ich bin gerne Gastgeberin“, sagt sie. Der Gedanke, selbst ein Café zu betreiben, schwirrt ihr und ihrem Mann Jorge (42) schon länger im Kopf herum. „Wir fanden immer, dass es wenig kinderfreundliche Angebote in Witten gibt.“

Erfahrung in der Gastronomie besitzt sie ebenfalls. Zwar hat sie nach dem Abi am Albert-Martmöller-Gymnasium Spanisch, Englisch und Politik in Essen studiert. Ist dann Flugbegleiterin geworden und hat gerade zwei Jahre unbezahlten Urlaub genommen. Aber sie habe lange im Ratskeller gekellnert.

Die Entscheidung, im Annener Quartier Fuß fassen zu wollen, kam nicht von ungefähr. „Ich mag dieses multikulturelle und kreative Viertel.“ Ramos e Silva ist sich sicher: „Hier gibt es viel Potenzial.“ Mit ihrem Café möchte sie nun ein Teil davon werden.