Witten. Jennifer Hönig aus Witten hat sich erst in einen Inder verliebt und dann in indisches Essen. Aus Liebe wurde eine erfolgreiche Geschäftsidee.
Chicken Tikka Masala, Linsen Dal, Paneer, Butter Masala... Was eingefleischten Indien-Fans flüssig über die Lippen geht, davon hatte die gebürtige Wittenerin Jennifer Hönig früher überhaupt kein Ahnung. Doch inzwischen kennt sie sich mit den vielfältigen Aromen in der indischen Küche nicht nur bestens aus. Sie hat auch Erfolg damit. Und das kam so.
„Vor drei Jahren habe ich mich in Amar verliebt, einen Inder, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt“, erzählt die 31-Jährige. Doch kochen konnte er erst nicht. Amar Singhs Mutter gab ihm deshalb bei einem Heimatbesuch in Chandigarh, der Hauptstadt von Punjab im Norden Indiens, indische Gewürzmischungen aus ihrem Supermarkt mit. „Damit hat er uns dann köstliche Currys gezaubert“, schwärmt Jennifer Hönig. „Und auf einmal war ich von der indischen Küche angefixt.“
Wittenerin setzt auf Nachhaltigkeit und Förderung von Frauen
Die ist zwar auch im Ruhrgebiet inzwischen beheimatet, weckt bei der Wittenerin aber keine allzu große Begeisterung. „Wir haben viele indische Restaurants und Lieferdienste ausprobiert. Aber nichts schmeckte für uns so authentisch nach Indien wie diese Würzmischungen“, sagt sie. Deshalb entschied sich das Paar, , die Produkte nach Deutschland zu holen – das Start-up namens „Aruhma“ war geboren. Das bedeutet übersetzt in der Sprache der Punjabi „Seele“. „,Aruhma’ ist somit Futter für die Seele“, sagt Jennifer Hönig, die in Herbede aufwuchs und auf dem Ruhr-Gymnasium ihr Abitur gemacht hat.
Ihr indischer Produzent stelle die Würztütchen im Himalaya-Gebirge in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) her. Hönig: „Durch Programme der GIZ wird die Unabhängigkeit von Frauen gefördert. So beschäftigt unser Partner ausschließlich Frauen, die unsere Mischungen per Hand verpacken – und zwar komplett frei von Plastik. Denn auch Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig.“
Würzmischungen wurden für den europäischen Geschmack entschärft
Da Europäer in der Regel nicht so scharf essen wie die Menschen in Indien, wurden die Mischungen entschärft. Außerdem sei weniger Salz als in Indien enthalten. „Nachdem wir Familie und Freunde probieren ließen, haben wir als Nächstes getestet, ob es in Deutschland überhaupt einen Markt für unsere Produkte gibt, und sind in den Online-Verkauf gegangen“, sagt die Start-up-Gründerin.
Ihr sei nämlich klar gewesen, dass Familie und Freunde sowieso die eigenen Ideen loben. Und dass dies aber nichts zwangsläufig bedeutet, dass man auch genügend Abnehmer findet. Doch mit „Aruhma“ gelang es. „Wir haben 2021 in unserem ersten Jahr schon 10.000 Mischungen verkauft“, sagt Jennifer Hönig. Seitdem gehe es stetig bergauf. „Und die meisten unserer Erstkunden kaufen erneut bei uns. Die Produkte überzeugen also.“
Mehr Einzelhandel, weniger Online-Shop geplant
Einer der ersten Supermärkte, der die „Aruhma“-Produkte ins Sortiment aufnahm, ist Edeka Grütter aus Herbede. „Wir haben schon immer gerne Start-ups unterstützt“, erklärt Geschäftsführerin Songül Grütter. Edeka-Mitarbeiterin Heike Moll hatte zudem bereits drei Mischungen privat getestet und ist begeistert. „Superlecker. Es schmeckt echt wie beim Inder.“ Auch bei „Schemmanns Genuss & Style“ auf der Ruhrstraße werden die Kunden bald „Aruhma“ finden.
Aktuell steckten Hönig und Singh jeweils etwa fünfzehn Stunden wöchentlich in ihr Start-up. Dazu gehörten etwa Social-Media-Aktivitäten sowie Verpackung und Versand von Bestellungen. „Oberstes Ziel ist für uns, dass wir möglichst bald in vielen Supermärkten erhältlich sind.“
Ihren Beruf möchte die Wittenerin vorerst nicht aufgeben
Denn Jennifer Hönig hat eine Umfrage unter den Kunden gemacht. „Und die hat ergeben, dass drei Viertel von ihnen unsere Produkte lieber im Laden um die Ecke kaufen möchten.“ Ein Traum wäre zudem, bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ mitmachen zu dürfen, in der erfolgreiche Manager Neulinge mit Rat, Tat und Geld unterstützen. „Die Expertise und die Kontakte eines Löwen würden uns sehr helfen.“ Noch in diesem Jahr möchten sich die Gründer dort bewerben.
Zwölf verschiedene Geschmäcker
Zur Zeit bietet das Start-up „Aruhma“ zwölf verschiedene Gewürzmischungen an. Jede reicht für ein Gericht mit bis zu drei Portionen. Die Zutaten sind zu 100 Prozent natürlich und rein vegan. Der Bestseller sei die sogenannte Wundertüte mit vier verschiedenen Würzen zum Ausprobieren, sagt Hönig.Im Startjahr 2021 gingen bereits 10.000 Gewürzmischungen über die virtuelle Ladentheke aruhma.de. Ziel sei es nun, zeitnah in möglichst vielen Supermärkten gelistet zu werden. Kontakt ist via Email möglich: namaste@aruhma.de
Aber sie haben sich noch mehr vorgenommen. Auch die Entwicklung neuer Produkte steht auf der Agenda. Ayurvedische Lebensmittel, verschiedene Teesorten und auch Goldene Milch, sogenannte „Kurkuma Latte“, sind geplant. Wenn der ganz große Erfolg kommt, will sie Mitarbeiter einstellen, um sich und ihren Partner Amar Singh zu entlasten.
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Ihren Job in der Personalentwicklung will die studierte Soziologin mit Schwerpunkt Psychologie aber nicht aufgeben. Für ihren Beruf ist sie vor einiger Zeit auch nach Bonn gezogen. „Ich lerne sowohl bei meinem Hauptjob als auch bei meinem Start-up so viel. Deshalb möchte ich unbedingt beides weiterverfolgen.“