Witten. Über 20 Jahre wies der „Herzensträger“ Wittenern den Weg, nun liegt die Skulptur im Bauhof. Aber die Herbeder würden sie gerne ins Dorf holen.
Mehr als zwei Jahrzehnte lang war die bunte Skulptur des „Herzensträgers“ ein Markenzeichen im Johannisviertel. Seit mittlerweile zwei Jahren liegt sie vergessen auf einem Stahlcontainer im städtischen Bauhof an der Dortmunder Straße. Wegen der Neugestaltung des Quartiers wurde das Kunstwerk von seiner Verkehrsinsel vor dem „Hörwinkel“ verbannt. Was nun?
Anfragen des Herbeder Bürgerkreises bei der Stadt verliefen bisher im Sande. Die Herbeder haben gute Gründe, das farbenfrohe Kunstwerk in ihren Stadtteil zu holen. „Es wäre ein wunderbares Symbol für unser liebenswertes Herbede“, betont Dieter Boele vom Bürgerkreis. „Außerdem ist die Künstlerin Almut Rybarsch-Tarry im Kämpen aufgewachsen.“
Plastik soll im öffentlichen Raum in Witten stehen
Der „Herzensträger“ hatte Autofahrern und Fußgängern von 1998 bis 2020 an der Ecke Bonhoefferstraße/Johannisstraße den Weg gewiesen. Dann wurde das stadtweit bekannte Kunstwerk, das auf einer Verkehrsinsel stand, im Zuge der Bauarbeiten in der Bonhoefferstraße demontiert. Die Skulptur und die Verkehrsinsel mussten weichen, da auch der Kreuzungsbereich neu gestaltet wurde.
Die Idee, den Herzensträger nun nach Herbede zu holen, stammt von der Kunstfreundin Christa Kraushaar-Sczesni. Sie wünscht sich schon lange eine Kunstachse durch den Stadtteil. „Außerdem würde die Herz-Skulptur bestens zur Allee der Herzen entlang der Meesmannstraße passen“, sagt sie. Auch der Heimatverein begrüße diesen Plan, so Kraushaar-Sczesni.
Claudio Rabe vom Planungsamt der Stadt bedauert, dass sich in Sachen Standortfrage noch nichts Konkretes ergeben habe. Fest steht lediglich, dass die rund drei Meter hohe Plastik an einem schönen Platz im öffentlichen Raum stehen und nicht in einem privaten Garten verschwinden soll. Das wünscht sich auch die Künstlerin, die gemeinsam mit Kerstin Cizmowski im Jahr 1997 die Skulptur entworfen und gebaut hatte.
In silbernem Gewand
Andere Kunstwerke von Almut Rybarsch-Tarry sind weiterhin in Witten zu sehen. Sie hat nämlich auch das Ensemble von Zwerg Goldemar und dem Küchenjungen geschaffen, das am Eingang der Meesmannstraße montiert ist.Seit vielen Jahren begrüßt die traditionelle Sagenfigur, die auf Burg Hardenstein gehaust haben soll, alle Menschen, die auf dem Weg ins Dorf sind, aus luftiger Höhe. Doch erst seit Januar 2022 in silbernem Gewand: Im letzten Monat hat nämlich ein neues Aluminium-Kunstwerk aus der Werkstatt der Künstlerin den alten Goldemar abgelöst, der etwas in die Jahre gekommen war.
Denn zurückhaben möchte Almut Rybarsch-Tarry, die in der Dortmunder Nordstadt ihr Atelier hat, auf keinen Fall. „Ich habe ein Wohn-Atelier und keinen Garten und deshalb keinen Platz“, erklärte sie schon, als das Kunstwerk abgebaut wurden. Nicht zuletzt sei eine solche Skulptur auch pflegeintensiv, „muss gewartet und alle drei, vier Jahre gestrichen werden.“
Es gibt noch keine konkreten Vorschläge für den Standort
Mit dem Thema ist jetzt das neue Quartiersmanagement Innenstadt betraut. Corona und andere Projekte haben die Standortsuche etwas ausgebremst. „Es gibt es noch keine konkreten Vorschläge“, so Alexander Kutsch vom Innenstadtbüro. „Aber der Wunsch aus Herbede klingt recht plausibel. Herzensträger und Herz-Allee passen gut zusammen.“
Falls die Skulptur wieder unters Volk kommt, will die Künstlerin sie noch einmal optisch aufpeppen. „Open-Air-Kunst braucht halt regelmäßige Pflege“, meint Rybarsch nachdenklich. Momentan ist die Figur in der Tat ziemlich ramponiert. An vielen Stellen zerbröselt der Zementfaserspachtel. Die Farbe blättert ab. In den Ritzen hat sich Moos angesiedelt. Vom Zahn der Zeit angeknabbert – verrottet das liebenswerte Herz einsam und unbeachtet im Bauhof. Wie lange noch? Dabei wäre es in Herbede doch in bester Gesellschaft.
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Nicht nur an der „Herz-Allee“ Meesmannstraße könnte der „Herzensträger“ ein neues Zuhause finden. Auch im Bereich der Lake-Brücke, um den Weg ins „Dorf“ zu weisen. Oder vielleicht am Haus Herbede, wo sich eine Außenstelle des Standesamtes befindet. So oder so: Der Bürgerkreis hat signalisiert, sich an den Kosten für die Aufstellung zu beteiligen.