Witten. Nur wer einen positiven PCR-Test hat, wird in den Corona-Fallzahlen erfasst und erhält den Genesenenstatus. Das sorgt in Witten für Verwirrung.
Das Kreisgesundheitsamt rechnet fest damit, dass sich inzwischen weit mehr Bürger in Witten und im EN-Kreis mit dem Coronavirus infiziert haben, als den Behörden bekannt ist. Der Inzidenzwert dürfte deshalb auch höher liegen. Denn amtlich erfasst werden nur Meldungen aus den Laboren.
Krisenstabsleiterin Astrid Hinterthür rät allen Erkrankten dazu, einen PCR-Test machen zu lassen. Ohne ihn stimmt einerseits die Statistik nicht. Zum anderen haben Betroffene auch Nachteile. Sie erhalten zum Beispiel keinen Nachweis für den Genesenenstatus. Ein Antigentest reicht dafür nicht, auch nicht der einer offiziellen Teststelle.
Nur Ärzte und Labore melden Fallzahlen
Die neuesten amtlich gemeldeten Fallzahlen für den EN-Kreis stammen von Sonntag (13.2.): 254 Neuinfektionen mit Corona binnen 24 Stunden, eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1182,8. Wie kommt diese Zahl zustande?
Ärzte und Labore übermitteln positive PCR-Ergebnisse über das digitale Meldesystem „Demis“ an das Gesundheitsamt und das Robert-Koch-Institut (RKI). Die Schnelltestzentren sind an das System nicht angeschlossen. Wenn sich jemand über das Online-Meldesystem des EN-Kreises selbst als positiv getestet meldet, wird diese Angabe nicht für die Statistik weiterbearbeitet. Aus Zeitgründen könne man das nicht abgleichen, heißt es dazu aus dem Gesundheitsamt.
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Wie hoch genau die Dunkelziffer der nicht erfassten Corona-Erkrankten ist, kann Sozialdezernentin Astrid Hinterthür nicht benennen. Natürlich gibt es den Fall von Infizierten, die die eigene Erkrankung nicht mitbekommen. „Es gibt aber häufig auch den Fall, dass dreifach Geimpfte erkranken, leichte Symptome haben und sich einfach zuhause auskurieren“, sagt sie. Beim RKI werden diese Fälle als „strategische Untererfassung“ bezeichnet.
Verunsicherung um kostenlose PCR-Tests
Ein großer Teil der nicht erfassten Corona-Fälle scheint aber auf die Verwirrung rund um die PCR-Tests zurückzugehen, die knapp zwei Wochen lang nur bestimmten Berufsgruppen kostenlos gestellt wurden. Weil aufgrund der Omikron-Welle Labore überlastet waren, hatten Bund und Land die PCR-Tests Ende Januar beschränkt.
Viele haben ihre Viruserkrankung daraufhin nur mit einem Schnelltest in einem Testzentrum nachgewiesen und das Ergebnis dem Gesundheitsamt mitgeteilt. Der Effekt dabei: null. Das Kreisgesundheitsamt kann den Betroffenen keinen Genesen-Nachweis ausstellen und auch keine Quarantänebescheinigung für den Arbeitgeber.
Was hätte denn ein positiv Erkrankter machen können, sofern er nicht einer priorisierten Berufsgruppe (Medizinisches- und Pflegepersonal) angehört? „Wir haben immer geraten, doch mit dem Hausarzt zu sprechen oder einen kostenpflichtigen PCR-Test in einem Testzentrum machen zu lassen“, sagt Hinterthür. Nachträglich lasse sich nun nichts mehr machen.
„Ein PCR-Test lohnt sich in jedem Fall“
Bereits 3200 Erkrankte per SMS benachrichtigt
Am 28. Januar hat der EN-Kreis die Betreuung der Corona-Erkrankten umgestellt. Wenn ein Labor oder der Arzt dem Kreis einen positiven PCR-Test meldet, schickt der Kreis den Betroffenen eine SMS. Bislang wurden 3200 SMS verschickt, 103 davon allein am Montag (14.2.).
Die Kurznachricht verweist auf die EN-Kreis-Seite, über die Erkrankte ein Online-Meldeformular ausfüllen sollen. Beim Pandemieteam wird dann abgeglichen, ob man sich gemeldet hat, andernfalls wird man telefonisch kontaktiert. Auf Anfrage bekommt man zehn Tage nach Beginn oder Nachweis der Erkrankung einen Quarantäne-Bescheid oder den Genesenen-Nachweis.
Nach der Kehrtwende von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vom 8. Februar „hat inzwischen jeder wieder das Recht auf einen PCR-Test. Im Testzentrum, beim Haus- oder Kinderarzt“, sagt Hinterthür. Die Hausärzte hätten genug Kapazitäten, diese durchzuführen. Weiterhin gilt aber, dass man den PCR-Test nur nach Vorlage eines positiven Schnelltests aus einer anerkannten Teststelle kostenlos erhält. „Es lohnt sich in jedem Fall, einen PCR-Test machen zu lassen, zumal diese sicherer und sinnvoller sind als die Schnelltests“, rät Astrid Hinterthür.
Im Übrigen hat das Kreisgesundheitsamt auch diesen Fall häufig festgestellt: Der Schnelltest war positiv, der PCR-Test nicht. Der Erkrankte hatte einen ganz normalen grippalen Infekt. Hinterthür: „Das haben wir in letzter Zeit erstaunlich oft gehabt. Man merkt, dass unser Immunsystem nicht mehr trainiert ist.“
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