Witten. In einer Mietwohnung in Herne soll ein Wittener Marihuana angebaut haben. Doch sein Komplize erntete die Plantage heimlich ab. Was ist passiert?
Im Prozess um bewaffneten Drogenhandel gegen einen 54-jährigen Wittener bekam der Angeklagte am Dienstag vor dem Landgericht Bochum gerade noch die Kurve. In zwei Wohnungen des Frührentners in Herne und Dortmund waren im September 2020 neben 850 Gramm Marihuana auch eine Schreckschusspistole und ein Springmesser gefunden worden. Bisher behauptete der Mann, die Drogen gehörten einem verstorbenen Bekannten.
„Ich weiß nicht, ob Sie den Ernst der Lage begreifen“, ermahnte Vorsitzender Richter Volker Talarowski den Angeklagten. „Sie haben die Wohnung in Herne für eine Drogenplantage vermietet und die Anlage finanziert“, betonte er. Damit sei er eindeutig Mittäter und nicht nur wegen Beihilfe zu verfolgen. Die Mindeststrafe für bewaffneten Drogenhandel betrage fünf Jahre Haft. Besser sei es, jetzt eine vernünftige Darstellung anzubieten.
Komplize erntet Plantage alleine ab
Nach Beratung mit seinem Verteidiger legte der Angeklagte dann ein rückhaltloses Geständnis ab. Er sei Mittäter gewesen und habe vom Drogengeschäft profitieren wollen. Der Komplize habe einen Abnehmer für die gesamte Marihuana-Ernte gehabt, der sechs Euro pro Gramm zahlen wollte. Der 54-Jährige selbst hätte 20 Prozent der Einnahmen erhalten sollen.
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Er selbst habe nichts weiter mit der laut Ermittlern professionellen Drogenplantage in seiner Wohnung zu tun gehabt. Er habe dem Bekannten eigentlich nur helfen wollen. 2019 war es zum Streit zwischen den beiden Männern gekommen, weil der Angeklagte 1300 Euro Stromkosten nachzahlen und feststellen musste, dass der Komplize die Plantage alleine abgeerntet hatte – und sich danach nicht mehr meldete.
Gewächshäuser und technisches Equipment gekauft
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Dabei war der Wittener groß in Vorkasse gegangen. So hatte er Gewächshäuser und technisches Equipment für die Plantage gekauft, ebenso Handys und Prepaidkarten – insgesamt Waren für rund 3000 Euro. „Er wollte immer nur anderen helfen“, so beschrieb sein 55-jähriger Bruder den Angeklagten. Er wurde im September 2020 von Polizisten dabei überrascht, wie er half, die Reste der Plantage abzubauen, um die Wohnung wieder leer zu bekommen.
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Ein Nachbar hatte die Polizei alarmiert. Hintergrund war offenbar ein Streit zwischen dem jetzt angeklagten Vermieter und einem Mieter. „Er hatte mich angesprochen, ich solle die Plantage entsorgen. Das habe ich abgelehnt“, bekundete der 33-jährige Zeuge am Dienstag im Prozess. Als der Zeuge seine Garage auf dem Grundstück räumen sollte, weigerte sich der Mieter und drohte, ansonsten der Polizei von der Drogenplantage zu erzählen.
Angeklagter sitzt im Rollstuhl
Noch vor dem jetzigen Strafprozess habe der Angeklagte ihn per Whatsapp-Mitteilungen angeschrieben und ihn gefragt, ob der den inzwischen verstorbenen Komplizen mal im Haus gesehen habe. Er schickte ihm sogar ein Foto des Mannes. Das grenze an Zeugenbeeinflussung und erfülle den Tatbestand der Verdunkelungsgefahr, machte die Staatsanwältin deutlich. Der Angeklagte selbst gab zu, gekifft zu haben, um zu entspannen. Er ist gesundheitlich angeschlagen und sitzt nach mehreren Schlaganfällen im Rollstuhl. Der Prozess wird fortgesetzt.
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