Witten. Betrüger versuchen mit Gutscheinkarten für den bargeldlosen Einkauf Kasse zu machen. Auch Edeka Grütter in Witten-Herbede ist gewarnt.

Man kann sie in Supermärkten und an Tankstellen bekommen, sogenannte Gutscheinkarten, die einen bargeldlosen Einkauf ermöglichen, auch im Netz. Große Unternehmen bieten die Karten an, darunter Amazon, Douglas, H&M oder Galeria-Karstadt-Kaufhof. Allerdings wird auch die Fantasie von Betrügern angeregt, die damit Kasse machen wollen. Eine Erfahrung, die auch Dominik Grütter von Edeka in Herbede machen musste.

Eine Kassiererin rechnet eine Geschenkkarte ab. Bei dieser muss der Code zum Einkaufen freigerubbelt werden.
Eine Kassiererin rechnet eine Geschenkkarte ab. Bei dieser muss der Code zum Einkaufen freigerubbelt werden. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Der Kaufmann berichtet von einem älteren Kunden, der in seinem Geschäft Amazon-Gutscheinkarten, das Stück für jeweils 100 Euro, kaufen wollte. Mit den Karten kann man beim Onlineversandhändler shoppen. Käufer einer solchen Karte erhalten an der Supermarktkasse bei Grütter auch einen Bon mit einem Code, den sie für den Einkauf bei Amazon benötigen.

Bei Edeka Grütter wurde man stutzig, als der alte Herr gleich für 500 Euro Amazon-Karten erwerben wollte. „Es stellte sich heraus, dass ihm telefonisch von jemandem ein Gewinn versprochen worden war“, sagt der Kaufmann.

Der Schwindel fiel im Supermarkt in Witten-Herbede zum Glück auf

Zuvor hätte der Senior aber die Gutscheinkarten kaufen und dem Anrufer telefonisch die dazugehörigen Codes mitteilen sollen. Grütter: „Wer den Code hat, kann damit sofort einkaufen.“ Der Schwindel fiel im Herbeder Supermarkt zum Glück gleich auf. Dem Kunden habe man geraten, die Sache der Polizei zu melden.

Händler werden auch selbst von den Kartenbetrügern ins Visier genommen. So erhielt der Supermarkt in Herbede vor einigen Monaten eine Warnmail der Edeka-Zentrale. Diese teilte mit, dass ein Mann aktiv sei, der sich als „Peter Nagel“ von „M&M“-Karten ausgibt.

Edeka-Markt-Betreiber Dominik Grütter in Witten-Herbede mit einer Auswahl seines Sortiments an Gutschein- und Geschenkgutscheinkarten. Kartenbetrüger haben es bei ihm mittlerweile schwer.
Edeka-Markt-Betreiber Dominik Grütter in Witten-Herbede mit einer Auswahl seines Sortiments an Gutschein- und Geschenkgutscheinkarten. Kartenbetrüger haben es bei ihm mittlerweile schwer. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Der Betrüger versuche, an die Pins von Geschenkkarten zu kommen. Der Rat der Edeka-Zentrale an die Händler: Kein Karten-Verkauf ohne Kunde. Keine Pin-Auskünfte am Telefon!

Trickbetrüger seien sehr einfallsreich, wenn es darum geht, andere Menschen um ihr Geld zu bringen, sagt Silke Jakobs, Leiterin des Bereichs „Kriminalprävention und Opferschutz“ in dem auch für Witten zuständigen Polizeipräsidium Bochum. Die von Kaufmann Grütter geschilderten „und ähnlich gelagerte Betrugsfälle beschäftigen regelmäßig die Kripo, auch in Witten“.

Täter üben teils massiven Druck auf die Opfer aus

Eine von zahlreichen Methoden sei die Betrugsmasche mit falschen Gewinnversprechen. Das Ziel der Betrüger sei, an Prepaid-Gutscheincodes zu kommen. Jakobs: „Die Täter melden sich per Mail oder telefonisch und teilen mit, die Angerufenen hätten einen Preis gewonnen.“ Um diesen zu erhalten, müssten die Gewinner jedoch eine Gebühr zahlen – etwa für einen Rechtsanwalt oder einen Notar.

Auch Senioren-Sicherheitsberater sind Ansprechpartner

Da oft ältere Menschen Opfer von Betrügereien werden, weist die Polizei auf ihre Senioren-Sicherheitsberaterinnen und -berater hin. 60 ehrenamtliche Kräfte sind hierfür in Witten, Bochum und in Herne im Einsatz.Die Senioren-Sicherheitsberater geben Auskünfte zu den Themen Betrug, Trickdiebstahl und Einbruchschutz. Den Kontakt vermittelt die Polizei (0234/909 4055). Weitere Informationen findet man im Netz: https://bochum.polizei.nrw/sicherheitsberatung-fuer-senioren

Zum Teil verlangten die Täter, dass ihnen Bargeld überwiesen werde, „zum Teil werden aber auch Gutscheine verlangt“ – wie im Fall des älteren Kunden bei Edeka Grütter. Die Angerufenen, so die Polizeibeamtin, sollen Prepaid-Karten für Online-Käufe im Einzelhandel erwerben und die Code-Nummern an die Kriminellen weitergeben. Jakobs: „Das Perfide an dieser Masche ist das Vorgehen der Täter: Sie verwickeln ihre Gesprächspartner oft in mehrere aufeinanderfolgende Gespräche und machen ihr Anliegen damit sehr glaubhaft.“ Teils übten sie massiven Druck auf ihre Opfer aus.

Polizei: „Beim kleinsten Zweifel einfach auflegen“

Die Expertin rät, generell am Telefon bei unbekannten Anrufern vorsichtig zu sein. „Beim kleinsten Zweifel einfach auflegen – das ist nicht unhöflich.“ Ganz wichtig sei: „Bei echten Gewinnen gibt es nie anfallende Gebühren oder sonstige Geldforderungen.“ Sobald Codes von Gutscheinen mündlich oder schriftlich mitgeteilt würden, könnten die Betrüger über die jeweilige Summe der Gutscheinkarte verfügen. „Das Geld ist in jedem Falle weg.“