Witten. Gabriele Ruppenthal kam 2018 zur Freiwilligen-Agentur Fokus in Witten. Die 69-Jährige engagiert sich für Fremde. Warum ihr das am Herzen liegt.
Corona habe viele Menschen einsam gemacht, sagt Gabriele Ruppenthal. Die 69-Jährige muss es wissen. Denn sie ist eine der Ehrenamtlichen, die sich bei der Freiwilligen-Agentur Fokus der Wittener Caritas engagieren. Gabriele Ruppenthal liegen vor allem Senioren am Herzen, bei denen Gespräche mit ihr für Sonne im Leben sorgen. Nicht nur in schwierigen Pandemiezeiten.
„Zwischen den Jahren“, Ende 2018, kam die Wittenerin auf der Hauptstraße am Fokus-Büro vorbei. Das sei ein purer Zufall gewesen, erzählt sie. Die dreifache Großmutter war nicht mehr berufstätig, sie hatte Zeit, wollte sich engagieren. Nach einem rund zweistündigen Gespräch in der Freiwilligen-Agentur gehörte sie zum Kreis der Ehrenamtlichen.
Das „Cafe Vergissmeinnicht“ in Witten muss aufgrund der Pandemie pausieren
Sie startete 2019 als Helferin beim Nachbarschaftstreff Kerschensteinerstraße in Annen. Mit einem weiteren Freiwilligen hat sie dort einmal in der Woche mit Kindern gespielt und auch für diese gekocht. „Das war eine tolle Sache. Aber als Corona begann, war damit leider Schluss.“ Gabriele Ruppenthal war auch immer 14-tägig im „Cafe Vergissmeinnicht“ aktiv. Ein bekannter Treffpunkt für demente Menschen und deren Angehörige - ein Angebot der Caritas und der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte. Leider müsse aufgrund der derzeitigen Pandemielage auch das „Cafe“ pausieren, sagt Ruppenthal.
Eine Tochter eines alten Mannes hat Kontakt mit ihr aufgenommen. Die Frau suchte einen Ansprechpartner für den alten Herrn, der in einem Seniorenheim in der Stadt lebt. Gabriele Ruppenthal besuchte ihn dort, unterhielt sich mit dem 89-Jährigen. Der Witwer habe bei ihren Besuchen gestrahlt, sogar den Tisch in seinem Zimmer mit Kerzen geschmückt. Sie sprachen über alte Zeiten, aber auch über die Tagespolitik. „Er ist da sehr auf dem Laufenden.“ Die 69-Jährige macht aufgrund der Coronalage jetzt keine Besuche mehr im Altenheim. Sie sei zwar doppelt geimpft, habe aber trotzdem Sorge, das Virus in die Einrichtung zu tragen, erklärt sie.
Wittenerin wurde Witwe und erfuhr selbst viel Anteilnahme
Der alte Herr und sie halten telefonisch Kontakt. „Er ruft mich jeden Abend an.“ Man erzähle sich kurz, was jeder am Tag so gemacht habe. Ein offenes Ohr zu haben für einen Fremden - für Gabriele Ruppenthal ist das eine Selbstverständlichkeit. „So bin ich erzogen worden, ich helfe, wenn ich es kann.“ Die Wittenerin hat im Februar ihren Mann verloren. Ihr Ehrenamt habe ihr in dieser schweren Zeit sehr geholfen, sagt sie. Menschen zeigten ihre gegenüber liebevolle Anteilnahme, die sie sonst anderen zuteil werden lässt.
Die Öffnungszeiten der Agentur
Die Freiwilligen-Agentur Fokus der Caritas hat ihr Büro an der Hauptstraße 81. Die Agentur ist von montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Mittwochs von 14 bis 16 Uhr gibt es eine offene Sprechstunde für Bürger, die sich für ein Ehrenamt interessieren.Telefonisch ist die Agentur unter der Rufnummer 02302/4211-31 zu erreichen.
Gabriele Ruppenthal ist bescheiden, sagt, sie sei eine von vielen Ehrenamtlichen der Freiwilligen-Agentur. Diese ist in Witten breit aufgestellt. Vereine, Organisationen, Naturschutzgruppen, auch Schulen und Seniorenheime fragen hier nach, wenn sie freiwillige Helfer suchen. Kathrin Brommer leitet die Agentur, die ihr Büro an der Hauptstraße 81 hat, seit 2016.
Acht Kräfte telefonieren mit Menschen, die sich einsam fühlen
Im Jahr könne man rund 60_Ehrenamtliche vermitteln, sagt sie. Und verweist auf das derzeitige Projekt „Mit Hand und Herz“. Acht freiwillige Kräfte, darunter Gabriele Ruppenthal, stehen bereit, um mit Menschen zu telefonieren, die sich einsam fühlen. Ein wichtiges Angebot, findet Brommer - „vor allem in der Weihnachtszeit“. In der Pandemie zeige sich, dass ehrenamtlicher Einsatz die Gesellschaft stärke. Weitere Freiwillige mit Herz sind in der Agentur der Caritas immer willkommen.