Witten. Der Ansturm auf den Impfbus hält weiter an. In Witten wird es dennoch vorerst keine eigene feste Impfstelle des Kreises geben. Woran liegt das?

Der Ansturm auf die Impfungen im EN-Kreis hält weiter an, wie die erneuten langen Schlangen am Impfbus vor der Stadtgalerie am Montag wieder zeigten. In Witten wird es dennoch vorerst keine offizielle Impfstelle des Kreises geben, wie es sie etwa in Ennepetal mit dem früheren Impfzentrum gibt. „Für Witten ist das derzeit nicht geplant“, sagt Kreissprecher Ingo Niemann.

„Wir haben dem Kreis mitgeteilt, dass wir das Ganze mit unserem Ärztenetz bewerkstelligen“, erklärt Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen. Mehr als 50 Mediziner der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten (ÄQW) impften derzeit in 26 Praxen. „Auch die Fachärzte unterstützen uns“, sagt Meinshausen. So impfe auch der HNO-Kollege oder Gynäkologe. Das sei ein wichtiger Grund, wieso Witten die Impfungen ohne eine eigene feste Impfstelle des Kreises meistere. Nach Berechnungen der ÄQW können die Wittener Praxen pro Woche über 15.000 Impfungen verabreichen.

Kreis unterstützt Witten weiter mit dem Impfbus

„Es ist schön, dass es in Witten so gut funktioniert“, sagt Dr. Christian Füllers, Impfkoordinator im EN-Kreis. Auch ihm habe die ÄQW versichert, dass die Kapazitäten ausreichten. „Wenn mir das so berichtet wird, glaube ich das natürlich auch. Dann ist auch keine Impfstelle des Kreises notwendig.“

Unterstützung erhält das Ärztenetz einmal wöchentlich durch den Impfbus. Nachdem sich letzte Woche über 300 Impfwillige den Piks abgeholt hatten, wurden auch an diesem Montag wieder hunderte Spritzen verabreicht. Die Schlange reichte zeitweise von der Stadtgalerie bis hin zu Bennos Brauhaus in der Hammerstraße. „Man sieht daran, dass der Impfbus weiter notwendig ist“, so Füllers.

In den Praxen herrscht auch am Wochenende kein Stillstand. Meinshausen selbst hat am letzten Samstag 360 Menschen im Rathaus der Medizin immunisiert. Im Laufe dieser Woche will er über 1400 Wittenerinnen und Wittenern das Vakzin spritzen. 400 weitere Termine bis Ende nächster Woche habe er jetzt frei geschaltet.

Dr. Arne Meinshausen, Sprecher der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten, ist sich sicher, dass er die Herausforderung Impfen mit seinem Ärztenetzwerk stemmen kann.
Dr. Arne Meinshausen, Sprecher der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten, ist sich sicher, dass er die Herausforderung Impfen mit seinem Ärztenetzwerk stemmen kann. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Doch ganz ohne Impfstelle geht es offenbar auch in Witten nicht. In einer Lagerhalle von Ostermann haben ÄQW-Praxen unter der Leitung von Dr. Matthias Thöns bereits seit knapp anderthalb Wochen eine Impfstelle eingerichtet. Rund 2000 Termine wurden dort bis Ende des Jahres schon vergeben. „Das organisieren wir aber alleine und ohne Unterstützung des Kreises“, so Ärztesprecher Meinshausen.

Studentische Hilfskräfte der Uni Witten/Herdecke unterstützen

Auch mit der Uni – dort gab es schon mal ein Impfzentrum – habe man wieder zusammenarbeiten wollen. „Sie haben uns leider einen Korb gegeben, weil die Räume selbst benötigt werden“, sagt Meinshausen. Jedoch würde die Hochschule studentische Hilfskräfte zur Verfügung stellen, die in den Praxen oder auch bei Ostermann helfen.

Obwohl in Witten alles bislang reibungslos ablaufe, macht dem Allgemeinmediziner die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn Sorge, Praxen zukünftig überwiegend mit Moderna statt Biontech zu beliefern. „Das Vertrauen in den Impfstoff ist bei den Menschen nicht da.“ Zudem müsse man dann Impfwillige unter 30 Jahren nach Hause schicken, da Moderna nicht für die Altersgruppe empfohlen wird.

Kreis will Impflandkarte erweitern

„Das könnte uns ein bisschen ausbremsen. Auch wenn es ein guter Impfstoff ist.“ Meinshausen selbst hat zuletzt Biontech bestellt, wird aber womöglich Moderna erhalten. „Das ist bitter und unverschämt“, findet er. „Wenn sich herausstellt, dass Spahn zu wenig Biontech angefordert hat, gehört er sowieso abgesetzt.“

Auch im Eingang der Stadtgalerie standen die Menschen Schlange, um sich im Impfbus den Piks abzuholen.
Auch im Eingang der Stadtgalerie standen die Menschen Schlange, um sich im Impfbus den Piks abzuholen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Unabhängig von der Situation in Witten setzt der Kreis darauf, die Impflandkarte zu erweitern. So wird ein Impfteam in Herdecke etwa ab diesem Freitag Woche für Woche zwischen 9 und 15 Uhr im Kulturhaus Halt machen. Ähnliche Angebote soll es auch in anderen Städten geben. Um sie realisieren zu können, laufen derzeit noch Besichtigungen von Räumen sowie notwendige Vorgespräche.

Das ist nicht überall so einfach. „In Hattingen haben wir nichts Passendes gefunden“, sagt Impfkoordinator Christian Füllers. Dafür werde in Wetter demnächst eine weitere Impfstelle eröffnen. Ganz ausgeschlossen ist das auch für Witten noch nicht. „Wenn uns gesagt wird, dass die Kapazitäten doch nicht ausreichen, würden wir natürlich helfen.“