Witten. Bergbau-Fans aus aller Welt haben sich zur Börse auf der Zeche Nachtigall in Witten getroffen. Nicht nur Grubenlampen waren dort heiß begehrt.

Auf dem Gelände der Zeche Nachtigall lässt sich Bergbautradition hautnah erleben. In diesem passenden Ambiente trafen sich am Sonntag (14.11.) Aussteller und Ausstellerinnen, Sammler und Sammlerinnen zur Grubenlampenbörse. Zu bestaunen gab es aber auch andere Schätze aus dem Bergbau wie Helme, Figuren und Mineralien. Sogar Händler aus den Niederlanden, aus der Schweiz und aus Luxemburg waren nach Witten gereist.

Bei der Börse in Witten gibt es natürlich nicht nur Grubenlampen, sondern alles, was irgendwie mit Bergbau tu tun hat.
Bei der Börse in Witten gibt es natürlich nicht nur Grubenlampen, sondern alles, was irgendwie mit Bergbau tu tun hat. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Glück auf!“ statt „Guten Morgen!“ heißt es auf dem Außengelände der Zeche. Ungefähr 25 Ausstellende haben an diesem Tag ihre Stände aufgebaut. Viele kennen sich untereinander, man duzt sich und trifft alte Bekannte – es ist bereits die achte Börse dieser Art in der Ruhrstadt. Nachdem sie im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, sind nun der Andrang und die Wiedersehensfreude besonders groß.

Duisburger Sammlerpaar kommt im Bergbau-Outfit nach Witten

Auf den Tischen liegen Öl- und Benzinlampen, Bergmannsfiguren, Helme, Uhren und Siegel. Eben alles, was irgendwie mit Bergbau zu tun hat. „Früher hat man nur selten ein paar aussortierte Sachen auf Flohmärkten gefunden. Aber seit ein paar Jahren gibt es einen Hype auf Relikte des Bergbaus“, sagt André Sommer.

Das Orga-Team der Grubenlampenbörse: Edeltraud und Wolfgang Dudek im Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten.
Das Orga-Team der Grubenlampenbörse: Edeltraud und Wolfgang Dudek im Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Der 55-Jährige und seine Freundin Petra Grünendahl sammeln selbst Grubenlampen. Beide haben Vorfahren, die im Bergbau tätig waren. Für den Besuch in Witten haben die Duisburger sich in Schale geworfen: blau gestreiftes Grubenhemd, weiße Grubenhose, weiße Grubenjacke. Dazu ein weißer Helm und eine Lampe um den Hals. „Wir gehen eigentlich nur noch in Weißzeug auf die Zechen, das gehört für uns einfach dazu“, sagt André Sommer.

Organisator besitzt selbst 850 Grubenlampen

Auch die Vorfahren von Sebastian Axt sind einst wegen des Bergbaus ins Ruhrgebiet gekommen. Heute fährt der 45-Jährige in Steinbrüche, um Mineralien zu sammeln. Als Kopf der Mineralien- und Fossilienfreunde Dortmund stellt er auf Nachtigall verschiedene Mineralien und Edelsteine aus. Beliebt seien diese vor allem bei Sammlern oder für die heimische Vitrine.

Viele ehemalige Bergleute und deren Nachfahren suchen am Sonntag nach Erinnerungsstücken. Auch Wolfgang Dudek aus Marl ist Bergmann. Er hat die Börse ins Leben gerufen. Seine eigene Grubenlampensammlung umfasst etwa 850 Exemplare. Alles, was er doppelt hat, verkauft er weiter. Die Faszination für den Bergbau sei nicht auf das Ruhrgebiet beschränkt, erzählt der 68-Jährige. Für seltene Exemplare bekomme er sogar Anfragen aus Australien und China.

Eine Grubenlampe kann bis zu 5000 Euro kosten

Besonders jetzt, in der dunklen Jahreszeit, sorgen Grubenlampen für gemütliche Stimmung. Dudek: „Ich kenne auch jemanden, der sich aus vier Grubenlampen einen Adventskranz gemacht hat.“ Die Preisspanne reiche von fünf bis 5000 Euro pro Lampe. Bei der Börse kosten die meisten Exemplare zwischen 20 und 120 Euro. In den vergangenen Jahren hätten immer mehr Ärzte, Banker und Anwälte mit dem Sammeln hochwertiger Lampen angefangen – „viele haben gar nichts mit dem Bergbau zu tun“.

Das nächste Mal in Recklinghausen

Im kommenden Frühjahr soll zum ersten Mal auf dem Gelände des Trainingsbergwerks in Recklinghausen eine Grubenlampenbörse stattfinden.

Geplant ist diese laut Organisator Wolfgang Dudek, der auch das Event auf Nachtigall verantwortet, für den 26. Mai 2022.

Nicht nur Sammler und Sammlerinnen schauen sich an den Ständen um. Cindy Bach und Hendrik Kaiser aus Oberhausen, beide 29 Jahre alt, kaufen sich zwei Grubenlampen als Deko. Eine soll auf dem Esstisch stehen, die andere wollen sie aufhängen: „Sie sehen einfach schön aus. Und wir holen uns damit ein bisschen Tradition nach Hause.“