Witten. Eine Sauna in einem Fass, das man mieten kann - ein Ehepaar aus Witten-Bommern bringt andere zum Schwitzen. Eine etwas andere Geschäftsidee.
So mancher Spaziergänger in der Alte Straße staunt nicht schlecht. Vor einem Einfamilienhaus steht dort in Bommern ein großes Fass mit Fenstern. „Miet mich!“ steht auf der drei Meter langen dunklen Holztonne. Ein Bild zeigt, dass diese auf einem Anhänger auch durch die Lande gefahren werden kann. Ein Angebot für Saunafreunde.
Die ungewöhnliche Geschäftsidee hatten Dirk Kockskämper und seine Frau Ivonne. Sie kam ihnen, als sie ein von einer baltischen Firma produziertes Sauna-Fass im Frühjahr für ein Familienmitglied abholten und auf einem Autoanhänger zu seinem Bestimmungsort transportierten. „Dabei fuhren wir durch Köln“, sagt Dirk Kockskämper. Schmunzelnd erinnert sich der 44-Jährige daran, dass etliche Menschen in der Domstadt das ungewöhnliche Gefährt an der Straße stehend bestaunten.
Holzfass aus Witten-Bommern erfreute auch schon Dauercamper
So eine mobile Sauna, das wäre doch etwas, was man Menschen vermieten könnte, dachten sich Kockskämpers. Sie bestellten sich auch ein Holzfass mit zwei Sitzbänken, auf denen sechs Menschen bequem Platz haben. „Bei acht Leuten wird es kuschelig“, sagen sie. Die Sauna aus sibirischer Fichte wiegt stattliche 1,1 Tonnen. Und sie benötigt natürlich auch einen Ofen zum Einheizen. Ein finnischer Hersteller wurde gefunden, der seine Öfen als Bausatz über einen Düsseldorfer Shop vertreibt.
Dirk Kockskämper, gelernter Garten- und Landschaftsbauer, baute das gute Stück zusammen und ins Fass ein. Ein Schornsteinfeger nahm den Ofen ab, der die Vorgaben der Bundesemmissionsschutzverordnung erfüllt. So konnte das Sauna-Geschäft im September anlaufen.
Die Tonne bringen die Bommeraner immer selbst auf einem Anhänger zu den Kunden. Auf einem Campingplatz hat das Fass schon gestanden, drei, vier Dauercamper haben sich mit ihm ein Wellness-Wochenende gegönnt. Als Geburtstagsüberraschung wurde die Sauna in eine Wittener Hauseinfahrt gestellt. Auch auf einem Bochumer Garagenhof hat sie Menschen schon schwer ins Schwitzen gebracht.
Saufpartys in der Sauna - das gibt es nicht
Ivonne Kockskämper sagt, dass man sich die Mietinteressenten natürlich aussuche. Anfragen für Junggesellenabschiede, auf denen es vor allem um viel Alkohol beim feucht-fröhlichen Zusammensein gehe, sagt die 38-Jährige ab. Saufpartys in ihrer Sauna, das gehe nicht. Schließlich sollten die Saunagänge den Menschen guttun und nicht schaden. Die angehende Ergotherapeutin kommt auch selbst gerne ins Schwitzen, aber nicht in ihrem eigenen Fass. Das ist Kunden vorbehalten. Ivonne Kockskämper reichen beim Saunieren 80 Grad. „Das halte ich zehn bis 15 Minuten durch. Ich habe nicht so einen stabilen Kreislauf.“
Fass-Sauna ermöglicht vier Saunaarten
Die Fass-Sauna aus Bommern ermöglicht vier Saunaarten, sagen Dirk und Ivonne Kockskämper.
Einmal die klassische finnische Sauna mit Temperaturen von 80 bis 100 Grad, dann die russische Sauna („Banja“), ebenfalls mit 80 bis 100 Grad. Außerdem kann man die Biosauna wählen – mit nur etwa 40 bis 60 Grad.
In der Sauna kann man auch auf Aufgüsse verzichten und ätherisches Öl verdunsten lassen – auch so kann man saunieren bei milden Temperaturen. Nähere Informationen zur Fass-Sauna, Sparpaketen und Mietpreisen gibt es online auf: www.mietsauna-nrw.de
Ihr Mann mag es auch „ganz heiß“. 90 bis 100 Grad - für das Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Bommern kein Problem. Wer Kockskämpers Fass anmietet, kann auch „Extras“ bekommen - wie etwa Relaxliegen oder Saunahandtücher, die Ivonne Kockskämper mit den Namen der Saunagäste bestickt. Die Handtücher können diese natürlich behalten. Das zur Verfügung gestellte Kaminholz stammt aus der Region. Das Sauna-Fass soll Kockskämpers zu einem Nebenverdienst verhelfen. Was ihnen in Coronazeiten wichtig ist: Zwischen den Vermietungen nehmen sie sich genug Zeit für die Reinigung der Holztonne. Dafür kommen Reinigungsmittel aus dem gewerblichen Bereich zum Einsatz.
Garten- und Landschaftsbauer gab eigenen Betrieb auf
Der Garten- und Landschaftsbauer hatte einmal eine eigene Firma mit Angestellten - „Green works“. Den Betrieb gibt es nicht mehr, weil die Zahlungsmoral der Auftraggeber zu wünschen übrig ließ, sagt er. Werde neu gebaut, sei der Gärtner der Letzte, der bezahlt werde. „Oder eben auch nicht.“ Der 44-Jährige verdient sein Geld heute als Angestellter in der Erwachsenenbildung in Recklinghausen. Dirk Kockskämper bildet Menschen mit Handicap aus. Dass Fass lässt er in seiner Freizeit rollen.