Witten. Es müssen nicht immer Gemälde sein. Auch mit Lkw-Plane lassen sich Wände verschönern. Eine Wittenerin hat es jetzt vorgemacht.
Künstlerinnen und Künstler haben in Annen mehrere Wände mit ihren Gemälden verschönert. Jutta Brenscheidt hat einen anderen Weg gewählt: Die Vermieterin hat die unansehnliche Wand in ihrem Garagenhof an der Wideystraße 13 mit einer bunten Plane bespannen lassen. Ein Verfahren, dass sie anderen Hausbesitzern jetzt dringend ans Herz legen möchte.
Die Garagenwand in dem Hof in der Innenstadt „sah scheußlich aus“, gibt Brenscheidt zu. „Da haben wir überlegt, wie wir es für unsere Mieter schöner machen können – damit sie etwas Netteres sehen, wenn sie aus dem Fenster schauen.“ Aber auch, damit die Stadt ein bisschen hübscher wird. „Es liegt an uns, die City lebens- und liebenswerter zu gestalten.“
Wittenerin wählte einen Hingucker als Motiv
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Ein Bild kam an der Wetterseiten-Wand unterm Baum nicht in Frage – zu schnell wäre es wieder zugemodert. Aber die 61-Jährige fand eine andere Lösung: Eine Plane, die wie eine Wandbespannung die Garagenseite passgenau bedeckt. Natürlich keine graue – sondern eine, die mit einem echten Hingucker-Motiv bedruckt ist.
Für die Umsetzung ihrer Idee hatte die Wittenerin einen Fachmann an ihrer Seite – ihren Mieter Daniel Nagel. Der ist Inhaber des Werbetechnik-Geschäfts ofCors! in der Oststraße und hat schon einige Flächen mit der Planen-Lösung verschönert. Ihm erklärte Jutta Brenscheidt, welches Motiv sie am liebsten sehen würde: „Etwas Ruhrgebietstypisches – ich bin schließlich ein Kind des Reviers. Und Blumen!“ Denn das seien genau die Dinge, die sie mit der Heimat verbinde: Natur und Industriekultur.
Werbetechniker kombinierte Skyline mit Blumen
Daniel Nagel setzte sich gleich an den Rechner. Er suchte aus den Datenbanken eine typische Revier-Skyline sowie eine Wiese mit Mohn und Margeriten heraus, kombinierte beides. Jutta Brenscheidt gefiel das Werk – und so wurde es dann auf die Plane gedruckt. Es hätte aber auch ein ganz anderes Motiv sein können. „Da bin ich sehr flexibel“, erklärt der Werbetechniker. Schrift oder selbst ein Porträt. „Es muss halt nur ein vernünftiges Foto sein.“
Ab 200 Euro
Ab 200 Euro kostet ein Kunststoff-Bild in der Größe eines Garagentors bei Daniel Nagel. Der Preis hänge auch davon ab, wie zeitintensiv die Arbeit am Computer ist, erklärt der Werbegrafiker.Wichtig bei einer selbst gewählten Vorlage ist, dass sie eine hohe Auflösung und gute Qualität hat. Sonst lässt sie nicht auf die gewünschte Fläche vergrößern.
Und am besten eines, an dem man sich nicht schnell sattsieht. „Denn das ist Lkw-Plane, die ist eigentlich unkaputtbar“, so Nagel. Damit Wind und Wetter dem Kunststoffbild nichts anhaben können, spannt Nagel es auf einen Rahmen, der dicht an der Wand anliegt. „Da kommt kein Wasser und kein Schnee hinter“, versichert er, ebenso wenig wie Ungeziefer. Nur wenn zu viel Sonne drauf scheine, dann könnten die Farben nach ein paar Jahren verblassen – dann müsse die Plane eventuell ausgetauscht werden.
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Das ist im Garagenhof an der Wideystraße nicht nötig. Mit dem Bild an der Wand sind offenbar alle Mieter zufrieden. „Beim Anbringen saßen alle auf den Balkons und sagten, sie fänden den neuen Anblick schön“, so Nagel. Alle – nur er nicht. Daniel Nagel kann den Hof von seinen Fenstern aus nämlich nicht sehen.