Witten. Dem Wittener Traditionsunternehmen Ruhrpumpen geht es wie anderen Firmen: Es wird Nachwuchs gesucht. Was einem Ausbildungsleiter auffällt.
Zum Ausbildungsstart im August gibt es laut Arbeitsagentur in Witten, Wetter und Herdecke immer noch über 330 freie Lehrstellen. Zu den Betrieben, die noch Azubis suchen, gehört auch die Annener Firma Ruhrpumpen. Am Standort beschäftigt das Unternehmen derzeit rund 330 Mitarbeiter. Nur ein Auszubildender konnte bislang für das neue Lehrjahr gewonnen werden. Für vier Lehrstellen werden noch geeignete Bewerber gesucht.
Der Betrieb hofft, die noch freien Plätze bis zum 1. September besetzen zu können. Lehrverträge sollen noch abgeschlossen werden für Ausbildungen zum Industrie- und Zerspanungsmechaniker, zum Mechatroniker sowie zur Kauffrau oder zum Kaufmann für Büromanagement. Rund 50 Bewerbungen seien für das neue Lehrjahr eingegangen, sagt Ruhrpumpen-Personalchef Tobias Piechura. Viele, die sich gemeldet hätten, verfügten über schlechte Deutschkenntnisse, auch Noten in wichtigen Fächern - wie etwa Mathematik - stimmten oft nicht. Häufig hapere es auch bei den Themen logisches Denken und Sozialverhalten.
Wittener Ausbildungsleiter vermisst Tugenden wie Disziplin und Pflichtbewusstsein
Der Personalchef ist der Ansicht, dass sich die letzten anderthalb Jahre der Pandemie auf die schulischen Leistungen und auch die Motivation der jungen Leute ausgewirkt haben. „Wir hatten allerdings mehrere Bewerber in der engeren Auswahl, die sich dann aber für andere Arbeitgeber entschieden haben“, sagt Christian Kappelhoff, Ausbildungsleiter beim Maschinenhersteller. Er betont, dass das Unternehmen interessierten jungen Leuten auch Praktika anbiete. Zuverlässigkeit, Disziplin und Pflichtbewusstsein seien jedoch Tugenden, die er heute oft vermisse. „Wir brauchen aber Mitarbeiter, die loyal und verlässlich sind, sich mit unserem Unternehmen identifizieren.“
Generell habe er den Eindruck, dass bei jungen Leuten nur wenig Interesse an einer gewerblichen Ausbildung bestehe, sagt Kappelhoff. Denn viele strebten ins Büro. „Wir arbeiten eng mit der Karrierewerkstatt der Edelstahlwerke Witten zusammen. Auch dort gibt es Probleme, geeignete Leute zu finden.“ Weil auch die Stadt Witten um die Schwierigkeiten heimischer Firmen weiß, passenden Nachwuchs zu finden, organisiert sie gemeinsam mit der Arbeitsagentur und der Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet ein Online-„Speed-Dating“ für angehende Azubis. Zwischen dem 25. August und dem 25. September sollen sich Unternehmen und junge Menschen auf diese Weise kennenlernen können.
>>>Freie Lehrstellen und weitere Informationen zum „Speed-Dating“ findet man unter dem Link valyn.de/azubi-speed-dating-witten/ausbildungen-und-praktika