Witten. Mit dem Film „Nachspiel“ bringen Christoph Hübner und Gabriele Voss aus Witten den letzten Teil ihrer Fußballer-Trilogie ins Kino. Worum es geht.

Das Wittener Regie-Duo Christoph Hübner und Gabriele Voss bringt einen neuen Film in die Kinos. Ab Donnerstag, 12. August, laufen die Lebensgeschichten dreier ehemaliger BVB-Talente über die Leinwand. Etwa vier Jahre haben die Wahlwittener an „Nachspiel“ gearbeitet, begleitet haben sie die Protagonisten aber mehr als 20 Jahre lang – bis zu deren Karriereende. Gesa Kortekamp hat mit Voss und Hübner über den letzten Teil ihrer „Trilogie des Fußballer-Lebens“ gesprochen.

„Nachspiel“ ist der dritte und letzte Teil der Fußball-Trilogie. Was begeistert Sie an diesem Thema?

Christoph Hübner: Einmal bin ich selbst Fußball-Fan. Und das andere ist, dass Fußball auch gleichzeitig wie ein Brennglas für unsere Leistungsgesellschaft ist. Wenn es darum geht, Träume zu verwirklichen oder sich Ziele zu stecken. Wie erreicht man etwas, was man sich vorgenommen hat? Dafür ist dieses Projekt ganz aussagekräftig. Denn man sieht: Alle, die bei Borussia Dortmund in der Jugend gelandet sind, haben Talent. Man denkt immer, dass Talent das einzig Wichtige ist. Ist es aber nicht. Es geht um Charaktereigenschaften, um Disziplin, um das Immer-wieder-Aufstehen nach Niederlagen, um eine gesunde Form von Selbsteinschätzung oder Selbstkritik.

Sie begleiten in dem Film drei ehemalige BVB-Talente. Warum ist Ihre Wahl auf diese drei Personen gefallen?

Gabriele Voss: Wir sind 1998 gestartet, da waren die Jungs 16, 17 Jahre alt, also A-Jugend. Am Anfang kann man nicht absehen, wer von den Talenten wird es schaffen und wer nicht. Wie werden die Wege sein? Wir haben mit zehn, zwölf Jugendspielern begonnen. Für uns war klar, dass wir diese zwölf nicht in einem Film zeigen können. Bei der Auswahl war uns wichtig, möglichst verschiedene Wege zu zeigen, auch möglichst verschiedene Charaktere.

Warum war genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Film?

Hübner: Ursprünglich war nur der erste Film geplant. Irgendwie war dann der Kontakt so intensiv und mich hat das Schicksal dieser jungen Spieler so interessiert, dass der zweite Film „Halbzeit“ entstanden ist. Und dann dachten wir: Wenn ein zweiter Film, dann muss es eigentlich auch noch einen dritten geben zum Abschluss, wenn sie ihre Karriere beenden. Wir hatten uns gesagt, dass derjenige, der es am weitesten geschafft hat, Florian Kringe, wenn der seine Karriere beendet, dann beginnen wir mit dem Projekt. Das ist dann auch die erste Szene im Film, als Florian Kringe in St. Pauli verabschiedet wird.

Christoph Hübner und Gabriele Voss verwenden in „Nachspiel“ auch einige Drohnenaufnahmen vom Trainingsgelände der Borussia Dortmund.
Christoph Hübner und Gabriele Voss verwenden in „Nachspiel“ auch einige Drohnenaufnahmen vom Trainingsgelände der Borussia Dortmund. © realfictionfilme | realfictionfilme

Sie haben mal gesagt, dass Ihr Drehbuch eigentlich erst beim Schnitt des Films entsteht. Wann war Ihnen klar, was Sie mit den Aufnahmen, die Sie über Jahre gesammelt haben, machen wollen?

Voss: Dass wir die Lebensgeschichten miterzählen wollen, das war eigentlich ziemlich früh klar. Aber wie erzählt man das? Es gibt verschiedene Durchgänge, wo man die Form und die endgültige Erzählung im Prozess der Montage findet. Wir hatten 70 Stunden neugedrehtes Material und die erste Auswahl waren vielleicht acht bis zehn Stunden. Und dann – durch immer wieder gucken, entwerfen – kommt man dann am Ende bei den 94 Minuten raus, die der Film jetzt hat.

Hübner: Die Montage ist eine unterschätzte Seite: Wie erzähle ich einen Dokumentarfilm? Wir haben keine Kommentare, sondern wir versuchen, das Ganze szenisch zu erzählen. Dann ist bei diesem Film besonders, wie die Vergangenheit und die Gegenwart ineinanderspielen. Diese verschiedenen Zeiten, der Anfang, die Entwicklung über 20 Jahre und gleichzeitig noch diese drei Spieler. Also das ist alles sehr vielschichtig und lebendig.

Gesamte Trilogie im Endstation.Kino

Der Kinostart von „Nachspiel“ wurde wegen Corona mehrmals verschoben. Schon 2019 war der Film auf Filmfestivals zu sehen. Am Donnerstag, 12. August, kommt er endlich in die Kinos.Er läuft unter anderem im Endstation.Kino in Bochum-Langendreer. Am Sonntag, 15. August, wird dort außerdem die gesamte Trilogie gezeigt. Los geht es um 11 Uhr mit „Die Champions“, um 15 Uhr geht es weiter mit „Halbzeit“ und um 18 Uhr folgt „Nachspiel“. Christoph Hübner und Gabriele Voss werden den ganzen Tag dabei sein und für Gespräche zur Verfügung stehen.Gezeigt wir „Nachspiel“ ab Donnerstag auch in den Dortmunder Kinos Cinestar und Roxy.Mehr Infos zum Film auf https://nachspiel.realfictionfilme.de/

Der Film zeigt ein Spannungsfeld auf zwischen Fußball als einem harten Business und dem Traum, darin zu bestehen, und auf der anderen Seite dem Bedauern, es nicht geschafft zu haben und gleichzeitig erleichtert zu sein.

Hübner: Es gibt diesen Druck, aber es gibt eben auch diesen Spaß am Spiel. Wir sagen nicht in einem Kommentar „Fußball ist schlecht“ oder „Es geht nur noch um Millionensummen“, sondern es hat dieses Vielschichtige. Das ist etwas, worauf wir auch Wert legen, dass die Dinge nicht zu einseitig oder schwarz-weiß werden. Deswegen lassen wir uns für die einzelnen Szenen auch Zeit. Auch ein Nachdenken auf eine Frage hin, etwas, das im normalen Fernsehen immer sofort rausgeschnitten wird. Ich finde Pausen gerade etwas Schönes, weil man umso gespannter ist auf das, was kommt. Man beginnt auch als Zuschauer, auf einmal ein Interesse für diesen Menschen zu entwickeln. Es geht nicht um Wissen oder Botschaften, die wir mitteilen möchten, sondern der Film ist eine Erfahrung von unterschiedlichen Biografien oder Menschen und ihrer Entwicklung.